Freie Hansestadt Bremen
überblick
Seegütefumschlag
Seeschiffahrt
Im Lande Bremen verlief die gesamtwirtschaftliche Ent
wicklung im Berichtsjahr zufriedenstellend. Der Zuwachs
des Bruttoinlandsproduktes von DM 11,8 Mrd (1971) auf
DM 13 Mrd (1972) lag bei 10 und damit über dem des
Bundesdurchschnittes, der nur 9,2 erreichte. Da es
gleichzeitig gelang, auch die Inflationsrate mit 4,7 nied
riger zu halten als im gesamten Bundesgebiet (Durch
schnitt 6 wuchs auch das reale Bruttoinlandsprodukt
Bremens mit 5,3 stärker als das des übrigen Bundes
gebietes.
Durch die hohe Investitionstätigkeit in der Hafenwirt
schaft DM 300 Mio allein für die drei größten Projekte
Containerkreuz Bremerhaven, das 1972 in seiner letzten
Ausbaustufe fertiggestellt wurde, die Roll-on/Roll-off-An-
lage im Bremer Europahafen und Lash-Anlagen in Bremen
und Bremerhaven wurde erneut das Schwergewicht der
bremischen Wirtschaft deutlich.
Die Zuwachsraten der wichtigen Wirtschaftssektoren
Handel 7,7 und warenproduzierendes Gewerbe
9,4 deuten jedoch an, daß durch die stärkere Ex
pansion der Industrie auch ein Fortschritt in den Bemü
hungen erzielt wurde, Bremens Wirtschaft auf eine brei
tere Basis zu stellen.
Insgesamt lagen die Zuwachsraten der Umschlagszahlen
der bremischen Häfen 1972 weit über dem Durchschnitt der
zehn größten deutschen Seehäfen.
Seegüterumschlag in den Jahren 1972 und 1971
(in Mio t)
Gesamt Gesamt
1972
1971
Hamburg
46,099
36,6
45,650
36,8
Bremische Häfen
24,198
19,2
22,810
18,4
Wilhelmshaven
23,195
18,4
23,562
19,0
Emden
12,289
9,8
13,087
10,6
Lübeck
6,924
5,5
6,452
5,2
Nordenham
3,787
3,0
3,479
2,8
Brake
3,750
3,0
3,696
3,0
Brunsbüttel
3,630
2,9
3,515
2,8
Kiel
1,368
1,1
1,192
1,0
Flensburg
0,566
0,5
0,556
0,4
Gesamt
125,806
100,0
123,999
100,0
Diese erfreuliche Steigerung beruhte nicht zuletzt auf
den hohen Investitionen, die Bremen und Bremerhaven für
Ihre Umschlagsanlagen zur Schaffung eines modernen, lei
stungsfähigen Universalhafens aufwendeten.
Mit 24,2 Mio t wurde in den bremischen Häfen 1972
wieder ein Spitzenergebnis im Seegüterumschlag erzielt.
Dieses Ergebnis bedeutet gegenüber dem Vorjahr eine
Zunahme von 1,4 Mio t oder 6,1 Im einzelnen stieg der
Stückgutumschlag einschließlich Containerumschlag mit
einem Zuwachs von ca. 1 Mio t doppelt so stark wie der
Massengutumschlag, der sich nur um 0,5 Mio t steigern ließ.
Durch die nunmehr weitgehend abgeschlossene Verlage
rung der Vollcontainerlinien an die Wesermündung und
durch die Zunahme der Lash-Verkehre ist der Anteil der
Hafengruppe Bremerhaven am Stückgutumschlag von
28,0 im Vorjahr auf 34 gestiegen. Das Verhältnis
Stückgut zu Massengut veränderte sich nur geringfügig zu
gunsten des Stückgutumschlages, während die starke Ex
pansion des Güterversandes, die die Steigerung des Gü
terempfanges übertraf, zu einer Verbesserung des Verhält
nisses Empfang (16,4 Mio t) zu Versand (7,8 Mio t) führte.
Die deutsche Seeschiffahrt blickt auf ein bewegtes Dahr
zurück. Weitere Stagnation der Frachtenmärkte und stei
gende Kosten bei einer sich verstärkenden Unsicherheit
über die wirtschafts- und schiffahrtspolitische Entwicklung
hatten zur Folge, daß die deutschen Reeder bei ihren Dis
positionen Zurückhaltung übten.
Unter diesem Aspekt sind auch die Verkäufe deutscher
Seeschiffe ins Ausland einschließlich Flaggenwechsel und
Übertragung an ausländische Tochtergesellschaften zu se
hen. Diese ungünstige Entwicklung ist außerdem auf außen
wirtschaftliche Faktoren, wie wachsende protektionistische
und dirigistische Maßnahmen des konkurrierenden Auslan
des und die Unruhe im weltweiten Währungsgefüge zu
rückzuführen. So hat es für die deutsche Handelsflotte erst
malig einen absoluten Tonnagerückgang gegeben. Der Be
stand verringerte sich von 995 Schiffen mit ca. 8 Mio BRT
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