Geld- und Kapitalmarkt
haber- und Orderschuldverschreibungen an Gebietsfremde
unter Genehmigungspflicht, dies entspricht praktisch einem
Verkaufsverbot.
Diese gezielte Verstärkung der außenwirtschaftlichen
Absicherung im Bereich des Geld- und Kapitalverkehrs
wurde durch die erweiterte Anwendung des 23 Außen-
wirtschaftsgesetz im Februar 1973'Hortgesetzt. Danach sind
u. a. nunmehr der Erwerb aller inländischen Wertpapiere
durch Gebietsfremde sowie die Aufnahme von Darlehen
durch Gebietsansässige im Ausland genehmigungspflichtig.
Die Anspannung am Geldmarkt sowie der Zinsanstieg
im vierten Quartal 1972 lassen deutlich erkennen, daß die
Restriktionen bereits zu wirken beginnen. Trotz der teil
weise dirigistischen Maßnahmen besteht kein lückenloser
Schutz gegen den Zustrom von Auslandsgeld. Die erneu
ten Spekulationswellen in der zweiten Februarwoche 1973
zeigten es deutlich.
Am inländischen Geldmarkt war durch die Deutsche Bun
desbank zunächst eine Zinssenkungstendenz eingeleitet
worden. Die Tagesgeldsätze, die im Januar im Monats
durchschnitt bei 4,20 lagen, hatten im Juli mit 2,24
ihren niedrigsten Stand des Jahres 1972 erreicht. Sprung
haft stiegen sie dann bis zum Dezember auf 7 und er
reichten als Höchstsatz 8 Parallel dazu verlief die Ent
wicklung für Monats- und Dreimonatsgeld.
Der Nominalzins am Rentenmarkt konnte stufenweise
von IV2 auf 7 zurückgeführt werden. Zur Jahresmitte
wurde jedoch die Rückkehr zum 8%igen Zinstyp unaus
weichlich, und zum Jahresende erreichte die Effektivverzin
sung mit 8,7 ihren Höhepunkt. Ungeachtet wechselnder
kredit- und währungspolitischer Einflüsse und einer zeit
weise hohen Beanspruchung des Marktes, aufgrund der An
fang 1973 Anleihen zum Nominalzinssatz von 8,5 emit
tiert wurden, konnte 1972 ein Rekordabsatz von festver
zinslichen Wertpapieren inländischer Emittenten in Höhe
von DM 48,1 Mrd erreicht werden. An der Spitze der Ka
pitalnachfrager stand wiederum die öffentliche Hand; auf
den verschiedentlich totgesagten Pfandbrief entfielen fast
20 des Absatzes.
Durch die Einführung der bereits geschilderten Geneh
migungspflicht auf diesem Sektor fiel der im ersten Halb
jahr bedeutende Kapitalzufluß aus dem Ausland gravierend
zurück. Das ebenfalls gestiegene Volumen neuer DM-Aus-
landsanleihen ließ sich fast voll im Ausland placieren, da
den Ausländern neben dem Erwerb von Aktien nur diese
Möglichkeit verblieb, Geld ertragbringend in deutscher
Währung anzulegen.
Eine recht befriedigende Entwicklung hat 1972 die Ak
tienbörse genommen. Das Kursniveau stieg um 11,7 Die
fundamentalen wirtschaftlichen und monetären Faktoren
beeinflußten das Stimmungsbarometer an der Börse posi|
tiv. Die Kursentwicklung in den einzelnen Branchen verlief
differenziert. Als wesentliche Tendenzstütze erwies sich
das ausländische Interesse. Zeitweise war den massiven
Auslandsaufträgen sogar entscheidender Einfluß zuzuschrei
ben. Daneben hatten sich aber auch die institutionellen
Anleger aus dem Inland, insbesondere Investmentfonds und
Versicherungen, verstärkt am deutschen Börsengeschehen
beteiligt.
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