Bundesland Niedersachsen Wirtschaftsentwicklung Strukturpolitik Küstenraum Die Wirtschaft Niedersachsens hielt bis in den Herbst hinein mit der bundesdeut schen Entwicklung Schritt. Die dann einsetzende Konjunkturabschwächung wirkte sich vornehmlich im industriellen Sektor aus, während sie sich im Binnenhandel besonders bei verbrauchsnahen Gütern nur gering und in den Dienst leistungsbereichen überhaupt nicht bemerkbar machte. Der niedersächsische Außenhandel verzeichnete im ersten Halbjahr mit 15,4% einen über dem Bundes durchschnitt 11,7 liegenden Exportzuwachs, wobei Hauptträger der Ex pansion die Ausfuhr von Fertigwaren unter Absatzsteigerungen bei Kraftfahr zeugen und Maschinen war. Er wurde allerdings, da der Großteil dieser Export güter für die USA bestimmt sind, von der folgenden rückläufigen Tendenz stärker betroffen. In der Bauwirtschaft nahm bei einer gleich gebliebenen Beschäftigten zahl von rd. 180 000 die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden um 2,3% zu. Die Drosselung der Auftragsvergaben von Bund und Land im Straßenbau machte sich in ungenügender Kapazitätsauslastung von Tiefbauunternehmen bemerkbar. Die Ertragslage der gewerblichen Wirtschaft, in Niedersachsen auch in den vergan genen Jahren generell unbefriedigend, verschlechterte sich im Berichtsjahr merk lich, worauf auch das drastisch zurückgegangene Körperschaftssteueraufkommen hindeutet: Der Landesanteil daran war 1971 mit DM 242,9 Mio um 57,9 niedriger als das Ist-Aufkommen des Vorjahres und um 62,2 geringer als der Voranschlag in Höhe von DM 468 Mio. Die Strukturpolitik Niedersachsens ausgerichtet auf die Hauptziele, die struk turellen Unterschiede zwischen den ländlichen Gebieten und den industriell stark besetzten Verdichtungsräumen im Rahmen einer sinnvollen Raumordnung aus zugleichen und damit die unterschiedlichen Einkommensverhältnisse innerhalb des Landes einander anzunähem, als auch durch Hebung der Wirtschaftskraft Niedersachsens das gegenüber dem Bundesdurchschnitt bestehende Wohlstands gefälle abzubauen erbrachte auch 1971 einige Fortschritte. Im Wege der regionalen Wirtschaftsförderung entstanden 27 Betriebe mit 2700 Arbeitsplätzen und einer Investitionssumme von DM 325 Mio ein zwar beschei denes und gegenüber den Jahren 1969/70 abfallendes Ergebnis, das sich zukünftig heben dürfte, da im Herbst 1971 in Ausführung des Gesetzes über die Gemein schaftsaufgaben von Bund und Ländern der erste gemeinsame Rahmenplan zur Verbesserung der regionalen Strukturpolitik beschlossen wurde. Der Plan sieht unter Konzentration der Förderungsmittel auf die Schwerpunktorte der regionalen Aktionsprogramme den Auf- und Ausbau der gewerblichen Produktion, des Frem denverkehrs und der wirtschaftsnahen Infrastruktur vor. Für das Zonenrandgebiet wurde die bisherige Wirtschaftsförderung auf eine ge setzliche Basis gestellt. Am 17. Juni verabschiedete der Bundestag einstimmig das Gesetz zur Förderung des Zonenrandgebietes, welches die Initiative der Unter nehmer bei der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen besonders durch verstärkte Wohnungsbauförderung unterstützt. Bei Errichtung oder Erweiterung einer Betriebsstätte wurde rückwirkend ab 1. Januar 1971 Grunderwerbssteuer befreiung eingeführt. Auch die auf Gemeindeebene einen guten Schritt vorangekommene Gebiets- und Verwaltungsreform des Landes, welche die Zahl der Kommunen auf etwa den zehnten Teil reduzieren soll, deckt sich mit der strukturpolitischen Zielrichtung. Der Großteil des niedersächsischen Investitionsaufwandes ging In den Küsten raum, wo ein hoher Nachholbedarf besteht, aber auch die maßgeblichen Indi katoren für industrielle Standortwahl, Flächenareal und Arbeitspotential am reich lichsten vorhanden sind. 20

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Geschäftsberichte Norddeutsche Kreditbank | 1971 | | pagina 24