tierten. Innerhalb einzelner Fertigungszweige kam es zu Umschichtungen der Be
legschaftsstärken. So reduzierte sich die Zahl der Beschäftigten im Fertigungs
bereich Eisen-, Blech- und Metallwaren, erhöhte sich dagegen beachtlich in der
Elektroindustrie, ohne indes deren akuten Facharbeitermangel zu beheben.
Im deutschen Schiffbau war aufgrund der noch vorhandenen Auftragsbestände die
Beschäftigungslage gut. Es wurden zwar weniger Seeschiffe als im Vorjahr ab
geliefert (nämlich 190 gegenüber 212), aber mit beträchtlich höheren Tonnagen
(1,87 Mill. BRT) und größerem Produktionswert (DM 2,8 Mrd). Unter den Schiff
bauländern der Bundesrepublik lag Bremen, von dessen Werften 47 Neubauten
mit 0,78 Mill. BRT bzw. rd. 40 des deutschen Tonnageausstoßes in See gingen,
in Führung. Die beiden Großwerften des Landes allein lieferten 19 Schiffe mit
0,71 Mill. BRT.
Der bisher größten Jahresbauleistung der deutschen Werftindustrie stand eine
Schrumpfung und seit der Einführung des Floating ein fast völliges Versiegen
der Orderzugänge gegenüber. Frachtenflaute und Währungsproblematik hatten
sich weltweit auf die Auftragsvergabe ausgewirkt. Besonders betroffen von der
Wechselkursneuordnung war (neben dem japanischen) der deutsche Exportschiff
bau, der gerade eine Domäne der Werften im Lande Bremen ist: Im Berichtsjahr
gingen zwei Drittel der von ihnen abgelieferten Schiffe (0,56 Mill. BRT) ins Ausland.
Besonders bedrohlich ist die Lage für mittlere und kleinere Betriebe, für die kurz
fristig eine Wandlung eintreten müßte, um die Arbeitsplätze für 1972/73 zu sichern,
während bei den mit dem Bau von Supertankern, Vollcontainern und anderen
ökonomischen Serientypen befaßten Großwerften die Vollbeschäftigung noch für
eine längere Zeit gewährleistet ist.
Die Position im internationalen Wettbewerb hat sich zudem verschlechtert durch
einen außergewöhnlichen Kostenauftrieb, insbesondere durch die Lohn- und Ge
haltserhöhungen (12% bzw. 14%) vom Herbst 1970, die sich im Berichtsjahr voll
auswirkten und zwangsläufig zu Preiserhöhungen bei Neubauten führten, bei der
Abwicklung von Altkontrakten zu Festpreisen aber Verluste brachten.
Die von einem deutsch-niederländischen Konzern unterhaltene bremische Luftfahrt
industrie blickt auf ein von großen technischen Erfolgen, aber auch von Span
nungen begleitetes Jahr zurück, da in der Anlieferung der Triebwerke für das
erste deutsche Düsenverkehrsflugzeug, die zweistrahlige VFW-614, Störungen
auftraten und im übrigen kein anderer Produktionszweig in gleichem Maße wie
der flugtechnische von politischen und wirtschaftspolitischen Entscheidungen ab
hängig ist. Wiederum konnten mehrjährige Entwicklungsstadien beendet und
durch Erprobungsprogramme abgelöst werden. Dem Erstflug der VFW-614 am
14. Juli folgten im September und Oktober die ersten Abnahmeflüge von Proto
typen der VAK 191 B, des modernsten Senkrechtstarters der westlichen Welt. In
übernationaler Kooperation ging die Arbeit an einer Reihe von Projekten weiter.
Im Werk Einswarden wurde mit der Produktion und Auslieferung der ersten Rumpf
teile des Europa-Airbus A 300 B begonnen. Die vielseitige flugzeugfremde Fer
tigung war vorwiegend für die eigenen Betriebsstätten bestimmt. Ablieferungen
aus abgeschlossenen Serien betrafen den Mittelstreckentransporter Transall C 160
und das zweimotorige Turboprop-Verkehrsflugzeug F 27, das sich eine gute Markt
position erringen konnte.
Bei der mit der Raumfahrttechnik befaßten Tochtergesellschaft des Konzerns wur
den die Entwicklungs- und Fertigungsarbeiten an Satelliten und Raumfahrtgeräten
erfolgreich fortgesetzt. Im Vordergrund standen umfangreiche Arbeiten am in
zwischen einwandrei gestarteten TD 1-A, dem größten Satelliten der Europäischen
Organisation für Weltraumforschung (ESRO), an der Weiterentwicklung der dritten
Stufe zur EUROPA-Il-Rakete, am deutsch-amerikanischen Raumsondenprojekt
HELIOS und auf dem Sektor Meerestechnik.
Schiffbau
Luft- und
Raumfahrtindustrie
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