Freie Hansestadt Bremen Oberblick Der allgemeine Konjunkturverlauf, die handelspolitischen Spannungen und die labilen Währungsverhältnisse, des weiteren besondere überseeische Vorkomm nisse wie der monatelange Dockarbeiterstreik in den US-Häfen und auch das poli tische Geschehen auf dem indischen Subkontinent brachten der weithandeis- und seehafenorientierten Wirtschaft des Landes Bremen außergewöhnliche Be lastungen. Sie machten 1971 zu einem schwierigen Jahr, in welchem die voran gegangene Expansion nicht auf der ganzen Linie fortgesetzt, wohl aber Bremens Position ohne Substanzverluste behauptet und in wichtigen Bereichen gefestigt werden konnte. Eine zukunftsorientierte Investitionsplanung ist darauf abgestellt, erkennbaren Trends in Wirtschaft und Technik Rechnung tragend, die Basis für die Weiterentwicklung der beiden Seehafenstädte zu stärken. Eindeutige Schwer punkte sind hierbei Ausbau und Perfektionierung der gesamtbremischen Hafen anlagen. In beiden Hafengruppen (Bremen und Bremerhaven) wurde an vielfältigen Hafenbauten zur Verbesserung der konventionellen als auch der neuzeitlichen Verkehre gearbeitet und in der neuen Legislaturperiode ist für den Bereich Häfen, Schiffahrt und Verkehr der bisherige Maximalbetrag von rd. DM 415 Mio vor gesehen. Ein wesentlicher Teil dieser Summe wird der Vollendung großer Bau vorhaben dienen. Im regionalen Bereich fand die Kooperationsbereitschaft Bremens mit dem nieder sächsischen Nachbarland einen bedeutenden konkreten Niederschlag in dem ge meinschaftlich gefaßten Beschluß, die Unterweser durch Vertiefung der Fahrrinne von der Mündung bis Bremen, Verbreiterung der Sohle und Anlage zweier Wende becken (bei Nordenham und Blexen) auszubauen. Dieses Projekt, dessen Kosten auf rd. DM 200 Mio veranschlagt wurden und an welchem sich der Bund im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung beteiligt, dient der als dringend erachte ten Hebung der Infrastruktur im Weser-Jade-Raum. Nach Vollendung des letzten Ausbauabschnittes (Brake-Bremen) werden die stadtbremischen Häfen für Schiffe bis zu 10 m Tiefgang bzw. von 30 000 tdw und noch darüber erreichbar sein. Seegüterumschlag Vom bundesdeutschen Seegüterumschlag entfielen 1ß,4% auf die bremischen Häfen, in welchen 11,6 Mill, t Stückgut und 11,1 Mill, t Massengut umgeschlagen wurden. Mit einer Einbuße von 0,6 Mill, t bzw. 2,6 war das Aufkommen erstmals seit der Rezessionsperiode 1966/67 rückläufig, lag aber noch über dem Ergebnis des Jahres 1969, in welchem die 20-Miilionen-Tonnen-Grenze überschritten worden war. Den stärksten Verlust hatte der Güterversand, der um 5,4% zurückging, so daß sich der Abstand seines Umschlags (7,0 Mill, t) zum Güterempfang (15,7 Mill, t) vergrößerte. Auch im Verhältnis der Hafengruppen zueinander ergaben sich umschlagsmäßig einige Verschiebungen. So trat der Rückschlag beim Massengut, der insgesamt 3,4 betrug und hauptsächlich durch geringere Erzeinfuhren verursacht wurde, ausschließlich in Bremerhaven ein, während die stadtbremischen Häfen, be günstigt durch gestiegene Mineralölimporte, einen Zuwachs verzeichneten. Nur letztere waren dagegen von der Minderung im Stückgutverkehr (insgesamt 1,2%) betroffen; Bremerhaven buchte einen Gewinn von über Mill. t. Der Anteil dieser Hafengruppe am gesamtbremischen Stückgutumschlag erhöhte sich von 23 auf 28 In Anbetracht der im Berichtsjahr obwaltenden weltwirtschaftlichen und konjunk turellen Störungsfaktoren und gemessen an der Gesamtbilanz der wichtigen deut schen Seehäfen ist das erreichte Ergebnis vor allem die Positionsbehauptung beim Stückgut positiv zu werten. Ein erfreulicher Aktivposten in der Entwicklung des Stückgutumschlages war wiederum der sich in ungebrochenem Aufwärtstrend befindliche Containerverkehr. Die Zahl der umgeschlagenen Container erhöhte sich absolut um rd. 38 000 auf rd. 150 000 Stück bzw. bei Umrechnung der Groß typen auf solche mit 20 Fuß Länge um rd. 45 000 auf 240 000 Einheiten. Das Lade gewicht wuchs um etwa 30 auf 1,8 Mill. t. 12

Rabobank Bronnenarchief

Geschäftsberichte Norddeutsche Kreditbank | 1971 | | pagina 16