Im Laufe des Berichtsjahres verringerte sich der Schiffsbestand der deutschen Trawlerflotte
unter Inanspruchnahme der Abwrackhilfen des Bundes durch Nettoabgänge von 9 Einheiten
(bzw. 7749 BRT) auf 108 Einheiten mit rd. 116 000 BRT. Diese durchaus im Rahmen eines vor
Jahren konzipierten Strukturbereinigungsprogramms liegende Reduzierung der Fangkapazität
mußte neben einer Verschlechterung der Fangbedingungen, insbesondere bei Frischfisch,
dazu führen, daß sich die Gesamtanlandungen der in vielen Fangbereichen, besonders aber
vor Island und Grönland operierenden Trawler, im Inland und Ausland verminderten und auch
ihr Anteil an den Auktionsumsätzen der deutschen Seefischmärkte (von 63,7 auf 59,5
rückläufig war. Da sich eine Konsolidierung des deutschen Fischmarktes schon gegen Ende
1969 abzeichnete, wurde eine weitere Ausschaltung von Schiffsraum vorerst zurückgestellt.
Der Konzentrationsprozeß in diesem Erwerbszweig setzte sich fort und führte zu Neugruppie
rungen. Am Jahresende bestand die Bremerhavener Trawlerflotte aus um netto 6 auf 61 ver
minderten Einheiten, darunter 25 modernen Heckfängern mit Tiefkühleinrichtungen; in 43
dieser Schiffe befanden sich Fischmehlanlagen.
Während die deutschen Frischfischfänge 1970 allgemein weiter zurückgingen, konnte die sog.
„Kleine Hochseefischerei“ durch Fischkutter ihre Leistungen leicht verbessern. Sie war nächst
den Trawlern der wichtigste Belieferer der deutschen Seefischmärkte. Ihr Beitrag zu den Auk
tionen bestand aus rd. 34 800 t Ware, für welche fast DM 30,7 Mio erzielt wurden. In Bremer
haven landeten die dort beheimateten 37 Hochseekutter als Ergebnis von 784 Fangreisen, die
im Sommer teilweise bis zum Skagerrak hinaufführten, rd. 9700 t Frischfisch an, deren Auk
tionsumsatz DM 7,1 Mio einbrachte. Damit lag die Unterweserstadt als deutscher Kutterplatz
an zweiter Stelle hinter Cuxhaven, aber deutlich vor Hamburg und Kiel. Zu ihrer Anziehungs
kraft auf Kuttereigner hat die hier 1965 von wenigen Beteiligten gegründete Genossenschaft
beigetragen, die sich als absatzfördernder und marktregulierender Faktor sehr bewährt hat.
Sie stützt sich auf nunmehr 30 Fahrzeuge und verfügt über einen Verarbeitungsbetrieb, dessen
Filetiermaschinen täglich 500 bis 700 Ztr. durchsetzen können.
Die Anlandungen der deutschen Motorlogger auf den einheimischen Seefischmärkten haben sich
auf 5300 t (Wertumsatz DM 3,0 Mio) verringert; am Bremerhavener Markt ergaben die Fänge
von 18 Reisen, rd. 1700 t, einen Auktionserlös von DM 1,2 Mio. Eine Erholung dieser einst
bedeutenden Sparte der deutschen Heringsfischerei ist auch für das laufende Jahr nicht zu
erwarten, da die Loggerflotte, die zum größten Teil auf Bremerhaven konzentriert worden war
und dort im Vorjahr noch rd. 7000 t angelandet hatte, aus Gründen mangelnder Rentabilität
bis auf wenige Fahrzeuge stillgelegt worden ist.
An den vier Seefischmärkten der Bundesrepublik wurden die Gesamtanlandungen deutscher
Fischereierzeugnisse für rd. DM 341,5 Mio, davon DM 175,8 Mio im Auktionswege, abgesetzt.
Das Volumen der angelandeten Ware hatte sich um 4,5 verringert, aber der Wert um 8,4
erhöht. Die günstige Preisentwicklung ist in erster Linie auf die steigende Nachfrage im Bin
nenland zurückzuführen. Gegenüber dem Vorjahr konnte die unverkauft gebliebene Auktions
menge von 11 350 t auf 3650 t reduziert werden und erhöhte ausländische Zufuhren, vornehm
lich durch isländische Trawler, trugen zur Schließung von Anlandungslücken bei. Der Platz
Bremerhaven behauptete mit einem Anteil von 40,8 am Gesamtumschlagsvolumen seine
führende Stellung, während er beim Auktionsumsatz (38,7 seine bisherige erste Position
an Cuxhaven (40,5 abtrat. In Anbetracht des expandierenden Marktes für Tiefkühlkost ist
es bemerkenswert, daß sich der Bremerhavener Anteil gegenüber dem Vorjahr um 5,9 °/o auf
56,2 erhöht hat. Bei den ansässigen Unternehmen der Fischindustrie und des Fischgroß
handels hielt die Konzentration und damit die Verringerung der Zahl der Betriebsstätten an.
Für den Gemeinsamen Fischmarkt, dessen Start in diesem Jahr erfolgen wird, fühlt sich die
deutsche Fischwirtschaft gut gerüstet. Der Programmpunkt freien Zugangs aller EWG-Mitglie-
der zu Fanggründen der Partnerländer gewinnt im Hinblick auf den erwarteten Beitritt ficherei-
starker EFTA-Länder zur EWG noch erheblich an Bedeutung.
Die Wirtschaft des Landes Niedersachsen nahm am bundesdeutschen Konjunkturaufschwung
teil, wenn auch die Auftriebskräfte die einzelnen Regionen mit sehr unterschiedlicher Stärke
erfaßten. Die Gesamtzahl der industriellen Arbeitnehmer stieg im Landesdurchschnitt um
4,3 Der Übergang zu Kurzarbeit bei einigen Betrieben gegen Jahresende war ein für die
Hochseefischerei
Kutterfischerei
Loggerfischerei
Seefischmarkt
Niedersachsen
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