Nachdem die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie nach Jahren der Entwicklungsarbeit jetzt
mit einer Reihe angebotsfähiger Flugzeuge aufwarten kann, erachtet sie es für den Absatz
serienreifer Maschinen als dringend erforderlich, daß die bundesdeutsche Exportförderung auf
diesem Gebiet dem internationalen Standard angepaßt wird; denn für die wiedererstandene
deutsche Luftfahrtindustrie ist der Export schlechthin eine Lebensnotwendigkeit.
Die mit der Raumfahrttechnik befaßte Tochtergesellschaft des Konzerns setzte ihre
Entwicklungs- und Fertigungsarbeiten fort. Der Flug des ersten deutschen Forschungssatelliten
Azur (8. November 1969 bis 29. Juni 1970), an dessen Konstruktion und Bau sie maßgeblich
beteiligt war, erwies sich als wissenschaftlich ergiebig. Neue kühne Projekte in Bearbeitung
betreffen unter anderem Entwicklung und Bau einer wiederverwendbaren Raumfähre und (in
europäischer Gemeinschaftsarbeit) eines „Raumtaxis“ zur Beförderung von Nutzlasten in eine
erdferne Umlaufbahn. Als weiteres Aufgabengebiet wurden meerestechnische Forschungen
und Arbeiten, hierbei auch an der Entwicklung eines „integrierten“ (d. h. den Einsatz von
Satelliten und Computern einbeziehenden) Fischfangsystems, übernommen.
Mit guten Erfolgen konnte das in Bremen ansässige und bedeutendste norddeutsche
Industrieunternehmen der Fernseh- und Rundfunkbranche aufwarten, welches einschließlich
seiner außerbremischen Produktionsstätten rd. 4500 Arbeitskräfte zählt. Von besonderer
Dynamik geprägt war die Sparte des Farbfernsehens. Sie erforderte die Errichtung eines
weiteren Produktionswerkes zur Fertigung von Färb-, aber auch Schwarz-Weiß-Geräten.
Hierdurch wurde die Voraussetzung zu einer annähernden Verdoppelung der Tages
produktion geschaffen. Die im Berichtsjahr erfolgte Absatzausweitung erstreckte sich auf alle
Fertigungsbereiche und umfaßte die Erzeugnisse der Heim- ebenso wie die der Industrie
elektronik. Die Angebotspalette wurde nach jüngsten technischen Errungenschaften verbessert
und verbreitert. So stieß das Unternehmen unter anderem mit einer neuen Serie von Meß-
und Prüfgeräten in eine echte Marktlücke. Auch im laufenden Jahr zeichnen sich günstige Er
gebnisse in Produktion und Absatz ab, während die Ertragslage durch die außerordentlichen
Kostensteigerungen, wie sie im letzten Jahre eingetreten sind, beeinträchtigt wird. Die Frei
gabe des Wechselkurses der Deutschen Mark und die damit verbundene Verunsicherung des
Auslandsgeschäftes mußten sich auf den Export des Unternehmens, welches seine Fabrikate
in über 100 verschiedene Länder ausführt, negativ auswirken.
Eine gewisse Abflachung des Vorjahresbooms in der deutschen Eisen- und Stahlindustrie
hatte keine entsprechende Auswirkung auf den Ausstoß des bremischen Hüttenwerkes, wel
ches mit einem guten Auftragsbestand ins Berichtsjahr eingetreten war. Die in den letzten
Jahren ausgebauten Produktionsanlagen waren voll ausgelastet. Mit einem Anteil von ca. 45
der Gesamtlieferungen war kaltgewalztes, überwiegend von der inländischen Automobil- und
Geräteindustrie abgenommenes Feinblech ein Haupterzeugnis der Hütte. Das Exportgeschäft
war bedeutend; es betraf über 40% des Absatzes der gesamten Fertigung. In Auswirkung
der in den letzten Jahren vorgenommenen Großinvestitionen ist bei der Bremer Hütte die
Produktion des kostengünstigen LD-Stahls stark gestiegen und hat inzwischen den SM-Stahl
ganz verdrängt. Die stündlich 500 t Erz durchsetzende Erzbrech-, Sieb- und Sinteranlage nahm
im Frühjahr die Arbeit auf. Des weiteren wurde im Berichtsjahr mit dem Bau einer neuen, in
der ersten Ausbaustufe auf eine Jahresleistung von 250 000 t angelegten Warmbreitband
walzstraße mit elektronischer Prozeßsteuerung begonnen, ferner mit der Errichtung einer
modernsten Formen im Gießverfahren entsprechenden Stranggußanlage und einer zusätz
lichen Sauerstoffanlage für das LD-Stahlwerk. Zu den abgeschlossenen Planungsprojekten
gehört ein weiterer Großhochofen mit einem Gestelldurchmesser von 12 m.
Für das Bauhauptgewerbe im Lande Bremen verlief das vergangene Jahr nicht ungünstig.
Zwar hatte der lange und sehr strenge Winter die Bautätigkeit in den meisten Betrieben bis
in den April hinein fast vollständig zum Erliegen gebracht, doch wurde der Rückschlag durch
die außerordentlich guten Witterungsbedingungen im vierten Quartal wieder aufgeholt. Ar
beitskräfte waren knapp und der Bedarf an ausgebildeten Fachkräften konnte nicht annähernd
gedeckt werden. Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden nahm um 2,9 zu, diesbezüglich lag
das bremische Bauhauptgewerbe im Vergleich mit dem anderer Bundesländer an vierter Stelle,
obgleich unterhalb des von den besonders hohen Zuwachsraten in Hamburg, Baden-Württem
berg und Bayern mitbestimmten Bundesdurchschnitts von 3,5 Die stärkste Belebung der
Bautätigkeit ergab sich im Straßenbau (vor allem im Bundesautobahnbereich) sowie im was
serwirtschaftlichen Tiefbau und insbesondere Hafenbau. Die Tariflohnerhöhungen zum 1. Mai
1970 nebst zusätzlichen Sozialaufwendungen bedeuteten ein Anheben des Lohnniveaus um
Rundfunk- und
Fernsehindustrie
Hüttenindustrie
Bauhaupt
gewerbe
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