Nahrungs
und Genußmitel
Schiffbau
Luft- und
Raumfahrt
industrie
unter dem Einfluß teils erntemäßig bedingter, teils struktureller Gegebenheiten die Marktlage
für Hartfaser- und Juteerzeugnisse. Bei den Sektoren technische Garne und Tauwerk erhöhte
sich wiederum der Anteil der Synthetiks auf Kosten der Naturfaser.
Der in Bremen stark besetzte und durch seine Brauereien, Kaffeeröstereien und Tabakindu
strie besonders repräsentierte Bereich der Nahrungs- und Genußmittelproduktion, der allein
rd. 23 000 Arbeitnehmer beschäftigt, erbrachte eine Ausweitung seines (im vorerwähnten Ge
samtbetrag von DM 8,6 Mrd nicht enthaltenen) Umsatzes um 11,7%; die Vergleichszahl des
Bundesgebietes ist 7,5 In der Rohkaffeeverarbeitung hatten die 18 bremischen Firmen mit
über DM 1,5 Mrd den größten Anteil am bundesdeutschen Umsatz. Der Ausweitung waren
dadurch Grenzen gezogen, daß der Kaffeekonsum pro Kopf der Bevölkerung 1970 nicht mehr
zunahm, sondern leicht abgesunken ist. Die bremische Mischfutterindustrie, welche produk
tionsmäßig verstärkt wurde, konnte ihre Umsätze merklich erhöhen.
Die deutsche Schiffbauindustrie war das ganze Berichtsjahr hindurch gut ausgelastet. Sie
lieferte 195 Seeschiffe mit insgesamt 1,4 Mio BRT ab. Das Zurückbleiben hinter dem Vorjahres
ergebnis (209 Einheiten mit 1,7 Mio BRT) ist kein Indiz für eine Verschlechterung der Geschäfts
lage, sondern beruht auf den Gegebenheiten der Ablieferungstermine. Gewichtiger ist in Anbe
tracht der Vorrangsposition des Schiffbaus unter den exportorientierten Wirtschaftszweigen der
Bundesrepublik das Zurückfallen des Ausfuhranteils an der Neubautonnage, ein Niederschlag
der DM-Aufwertung vom Herbst 1969, aber auch der ihr vorangegangenen währungspolitischen
Unsicherheit. Anlaß zu großer Sorge bot die Ertragslage. In allen die Fertigung betreffenden
Bereichen traten Kostenerhöhungen in einem unvorhersehbaren Maße ein. Sie sind verlust
bringend im Hinblick auf die noch in Abwicklung befindlichen Festpreiskontrakte und erschwe
ren die Stellung der deutschen Werften in einem gerade auch innerhalb der EWG immer
noch mittels offener und geheimer, unmittelbarer und mittelbarer Subventionen über die Bau
finanzierung ausgetragenen internationalen Wettbewerb, der eine Angleichung der Konditio
nen des deutschen Schiffbaus an die Vorteile der ausländischen Konkurrenz zu einem drin
genden Anliegen macht. Im Berichtsjahr wurden die einem dergestalt permanent verzerrten
Markt innewohnenden Schwierigkeiten und Gefährdungen überdeckt durch die ungebrochene
Expansion des Weltschiffmarktes. Die Verstärkung der Nachfrage ermöglichte im Jahresverlauf
Abschlüsse zu verbesserten Preisen und günstigeren Konditionen. Bei einem Auftragseingang
in Höhe von DM 2,6 Mio BRT stieg der Orderbestand der deutschen Schiffbauindustrie auf
reichlich 5,6 Mio BRT, ein Volumen, das eine längerfristige Kapazitätsauslastung gewährleistet.
Die bremischen Werften, Arbeitsplatz für über ein Fünftel aller Industriebeschäftigten des
Landes, lieferten 45 Einheiten ab und waren tonnage- und wertmäßig zu einem guten Drittel
am Gesamtergebnis der deutschen Schiffbauindustrie beteiligt. Auch die Inanspruchnahme
des Umbau- und Ausbesserungsdienstes war lebhaft. In Bremerhaven allein wurden an 1516
schwimmenden Fahrzeugen des In- und Auslandes Reparaturen vorgenommen. Da die bre
mischen Werften überdurchschnittlich stark für ausländische Rechnung arbeiten der Export
anteil belief sich 1970 auf rd. 56 sind ihre Sorgen über die Auswirkungen der De-facto-
Aufwertung der Deutschen Mark auf die künftige Auftrags- und Ertragslage entsprechend groß.
Für den bremisch-amsterdamschen Flugzeugkonzern war 1970 ein von großen technischen
Fortschritten begleitetes Erfolgsjahr. Schwerpunkte des vielseitigen, auch Flughafenausrü
stung und flugzeugfremde Fertigung einschließenden Produktionsprogramms der hiesigen
Werke waren das in deutsch-französicher Kooperation gebaute Transport-Großflugzeug Trans
all C 160 dessen 100. Maschine noch vor Jahresende ausgeliefert wurde und der Serien
bau des Turboprop-Verkehrsflugzeuges F 27 (für 44 bis 48 Passagiere und mit 474 km/h Reise
geschwindigkeit) sowie des zweistrahligen Verkehrsflugzeuges F 28 (für 65 bzw. 79 Passagiere
und mit 849 km/h Reisegeschwindigkeit). Der Senkrechtstarter VAK 191 B, Erprobungsträger
für ein militärisches europäisches Mehrzweckflugzeug, hatte im April des Berichtsjahres seinen
Roll-out. An dem 44sitzigen Düsenjet VFW 614 (Reisegeschwindigkeit 740 km/h) sind die
Arbeiten 1970 soweit gediehen, daß er Anfang April dieses Jahres seinen Roll-out hatte. Die
Finanzierung der Fertigung dieses ersten deutschen Verkehrsflugzeuges der Nachkriegszeit
übernahm ein aus deutschen Großbanken, der Bremer Landesbank und der Norddeutschen
Kreditbank gebildetes Konsortium. Noch im Berichtsjahr hatte der ebenfalls in Bremen ent
wickelte und in Flugerprobung stehende Flugschrauber VFW-H-3 seinen Erstflug. An anderen
Projekten gingen die Planungen, Konstruktionen, Untersuchungen, Experimente und Bau
arbeiten weiter.
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