Küstenschiffahrt Binnenschiffahrt Flugverkehr über ihr künftiges Paritätsverhältnis von der deutschen Seeschiffahrt als ein neuerlicher schwerer Störungsfaktor empfunden werden. Es wurden im Berichtsjahr 146 Seeschiffe mit 1,46 Mio BRT, davon 135 Neubauten, in Dienst gestellt, während 116 Einheiten mit 477 000 BRT ausschieden. So brachte das Jahr 1970 die größte Tonnageausweitung der Handelsflotte seit 1956. Innerhalb der einzelnen Schiffahrts zweige erhöhte sich die Tankertonnage am stärksten, nämlich um über 30% ihres bisherigen Be standes; hierdurch entfallen auf die Tankerfahrt nunmehr 42,1 der Gesamttonnage. An der Vollcontainerflotte der Weltschiffahrt ist die Bundesrepublik auf dem vierten Platz hinter den USA, Großbritannien und Japan tonnagemäßig mit etwa 8,5 beteiligt. Wiederum erhöhte sich der Anteil der bremischen Flotte (404 Schiffe mit einer Vermessung von insgesamt 1,74 Mio BRT) an der bundesdeutschen Handelstonnage: er stieg von 23,9% auf 27%. Im Konzentrationsprozeß der Handelsschiffahrt, der die Zahl der bundesdeutschen Reedereien im Laufe eines Jahrzehnts um fast 100 auf nunmehr 180 reduzierte, war die um die Jahres mitte erfolgte Zusammenlegung von zwei weltberühmten und traditionsstarken hanseatischen Schiffahrtsunternehmen (mit Hauptverwaltungen in Bremen und Hamburg) zur mit Abstand größten Reederei der Bundesrepublik das weitaus wichtigste Ereignis. Die aus fast 1300 Einheiten bestehende deutsche Küstenschiffsflotte segelte 1970, hauptsäch lich bis zur Jahresmitte, unter günstigem Wind. Mit einer Ladung von rd. 26 Mio t setzte sie die Beförderungs-Rekordreihe der letzten Jahre fort, die einen jährlichen Zuwachs von 1,5 bis 2,0 Mio t ausweist, eine Leistungsbilanz, die ihr neben der Tonnagekapazität den ersten Platz unter den Küstenschiffsflotten der Nord- und Ostsee-Anrainer sichert. Unter dem Er fordernis der Anpassung an neue Strukturen des seewärtigen Handels, vornehmlich bestimmt durch die zunehmende Verzahnung der Küstenschiffahrt mit dem Überseeverkehr und den sich daraus ergebenden Verteileraufgaben, ändert sich die Zusammensetzung der Kümoflotte in raschem Takt. So wurden im Berichtsjahr im Zuge der von der Bundesregierung mittels Prämien geförderten Abwrackaktion 85 alte Einheiten aus der Fahrt gezogen, aber 88 neue Einheiten mit einem Vielfachen an Tragfähigkeit (0,17 Mio tdw) übernommen, das Jahres ergebnis eines Prozesses der Umstrukturierung, der die bundesdeutsche Tonnage, abzulesen an den noch laufenden Neubauaufträgen, in den kommenden Jahren erheblich vergrößern wird. Hierbei zeichnet sich allerdings die Gefahr eines Mißverhältnisses zwischen der Zu nahme an Schiffsraum und dem Wachstum der Ladungsmengen ab, zumsl auch im skan dinavischen Raum und in Großbritannien die Flotten aufgerüstet werden. Die von den Markt gegebenheiten her erzwungene Entwicklung zum größeren und technisch besser ausgerüste ten Fahrzeug begünstigt die Konzentration zu Lasten des kleinen Schiffahrtsgewerbes, ins besondere der noch ganz überwiegend vertretenen Ein-Schiffs-Betriebe; aber auch größere Eigner und Reeder stehen von der Kostenseite her großen Schwierigkeiten gegenüber und sehen sich vor allem durch die geradezu als unerfüllbar bezeichnetenAuflagen der neuen Schiffsbesetzungsvorschriften in ihrer Existenz bedroht. Für die deutsche Binnenschiffahrt verlief das Berichtsjahr erfreulich. Die staatlichen Maßnah men im Rahmen des Verkehrspolitischen Bundesprogrammes, die zu Beginn des Jahres 1969 in Kraft getreten waren, darunter der vom Gewerbe selbst gespeiste Abwrackfonds zur prä mienbegünstigten Beseitigung unwirtschaftlich gewordenen Schiffsraumes, wirkten sich sta bilisierend aus und trugen zur Verbesserung der Erlössituation bei. Während die deutsche Binnenschiffahrt insgesamt mit der Beförderung von 235 Mio t ihr Transportaufkommen gegenüber dem Vorjahr wider ursprüngliches Erwarten leicht erhöhen konnte, erreichte der drei Monate lang durch Vereisung und Hochwasser teils lahmgelegte, teils stark behinderte Güterverkehr auf der Weser die hohe Verkehrsleistung des Vorjahres nicht in vollem Ausmaß. Im Unterwesergebiet, wirtschaftlicher Schwerpunkt der gesamten Binnenschiffahrt des Stro mes, wurden rd. 10 Mio t (Vorjahr 10,7 Mio t) umgeschlagen, wobei 7,44 Mio t (Vorjahr 8,10 Mio t) auf die bremischen Häfen entfielen, was dem guten Ergebnis des Jahres 1968 nahe kommt. Das von der winterlichen Fluß- und Kanalsperre am wenigsten berührte Bremerhaven verbuchte dabei mit einem Güterumschlag von 1,21 Mio t sogar einen Zuwachs von 100 000 t, der zu 90 den Versand betraf. Die in Bremen registrierte Binnenschiffsflotte besteht zu ihrem Hauptteil aus etwa 300 Motorschiffen mit einer Tragfähigkeit von insgesamt über 200 000 t. Auch sie befindet sich im Stadium fortschreitender Verjüngung und Modernisierung. Der Bremer Flughafen blieb 1970 im Aufwind. Das Passagieraufkommen überschritt mit 544 000 Passagieren erstmals in seiner Geschichte die Halbmillionengrenze. Die den Zuwachs anderer bundesdeutscher Flughäfen übertreffende Steigerung um 20,2 zeigt, daß Bremen 12

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Geschäftsberichte Norddeutsche Kreditbank | 1970 | | pagina 16