Internationale
Währungspolitik
mals seit 1958 wieder einen aktiven Beitrag zur Zahlungsbilanz. Insgesamt ermittelte das
Sekretariat des GATT ein Ansteigen des Welthandelsvolumens um etwa 7 Der Wert des
gesamten Weltexportes die Länder des Ostblocks bzw. Communist Economy (COMECON)
mit einbezogen stieg nach den Schätzungen des GATT um 13 auf etwa 308 Mrd. Der
EWG-Warenaustausch mit Drittländern erhöhte sich im Export um 15% (auf 45,2 Mrd) und
im Import um 16 (auf 42,8 Mrd). Auch das Handelsvolumen der Mitgliedstaaten der Euro
pean Free Trade Association (EFTA) erzielte bei einem Zuwachs der Ausfuhr um 13% (auf
43,3 Mrd) und der Einfuhr um 16 (auf 51,2 Mrd) einen neuen Rekord.
Das Welthandelswachstum wurde durch den Anstieg der Exportpreise, den stärksten seit dem
Korea-Boom, beeinfluBt. Da sich insbesondere die Fertigfabrikate verteuerten, während sich der
vorjährige Anstieg des allgemeinen Preisniveaus an den Rohwarenmärkten nicht fortsetzte, ver
besserten sich die Austauschrelationen (terms of trade) zugunsten der Industrieländer. Im Be
richtsjahr kam es zu einem Preisverfall bei Metallen, vor allem bei Kupfer und Blei; auch der
noch von monetären Gesichtspunkten mitbestimmte Silberpreis schwächte sich um 8,5 (Lon
doner Kassennotiz) im etwa gleichen Ausmaß wie im Vorjahr ab. Von den Rohstoffen landwirt
schaftlicher Provenienz gaben Schafwolle, Kautschuk und Kakao stark nach, während zum
Hauptteil erntemäßig bedingt die Preise für Baumwolle, Kaffee, Getreide und vor allem
Zucker sich festigten. Eine infolge Vorwärtsdringens synthetischer Erzeugnisse geminderte
Nachfrage wie auch die gestiegenen Verschiffungskosten zeigten 1970 erneut die Positions
nachteile der überwiegend auf Urproduktion eingestellten Territorien auf. Als Sonderfall er
weist sich hierbei das Rohöl, das in Anbetracht des permanent anwachsenden Weltverbauchs
er erhöhte sich 1970 um 8 auf 2,3 Mrd t den in der Organisation of Petrol Exporting
Countries (OPEC) zusammengeschlossenen, fast ausschließlich nahöstlichen Produzenten
ländern eine Preispolitik der starken Hand ermöglicht.
Davon abgesehen, daß der kanadische Dollar unter dem Druck einer exportboombedingten
Inflationsbewegung überraschenderweise aus dem System fester Währungsparitäten
(1 Can-S 0,925 US-$) ausscherte und bis auf weiteres zum freien Wechselkurs überging,
herrschte im Jahre 1970 an der internationalen Währungsfront gemessen an der Turbulenz
der vorangegangenen Jahre ein Zustand relativer Ruhe, dessen baldige Beendigung sich
allerdings gegen Jahresende abzeichnete.
Das Gold, unverändert etablierter Standardwert des internationalen Währungssystems (1 Fein
unze US-$ 35), reagierte nicht auf monetäre Krisenerscheinungen, da die Chancen einer
Goldpreiserhöhung durch Dollarabwertung zu gering waren. Im Januar sank der Barrenpreis
mit 34,75 auf seinen tiefsten Stand seit Wiedereröffnung des Londoner Goldmarktes nach
dem Zweiten Weltkrieg. Nach einem oberen Kulminationspunkt im Oktober von 39,50 pen
delte sich der Kurs bis zum Jahresende zwischen 37 bis 38 ein.
Die Sonderziehungsrechte (SZR) auf den Internationalen Währungsfonds (IWF), das zum
Jahresbeginn mit einer ersten Tranche in Höhe von 3,5 Mrd neueingeführte Reserve
medium, hatten nicht nur in der technisch reibungslosen Abwicklung einen geglückten Start.
Befürchtungen, die sich an die Schaffung dieses künstlichen, weil von Goldproduktion
und Leitwährungen unabhängigen Instruments geknüpft hatten, erwiesen sich zum min
desten nach den Erfahrungen des ersten Jahres als unbegründet. Allerdings fiel ihr Beginn
in eine Periode eines so steilen Anstiegs der Weltwährungsreserven in Devisen, daß der
vorgestellte liquiditätserhöhende Effekt zurücktrat. Ihre Hauptbedeutung ergab sich bei zah
lungsbilanzschwachen, vornehmlich den entwicklungsbedürftigen Ländern, die sich rege ihrer
zugeteilten SZR insbesondere zur Entlastung ihrer Verschuldung beim IWF bedienten,
während währungsstarke Länder ihre zugeteilten SZR-Quoten überwiegend speichern konnten.
Auf der im September 1970 in Kopenhagen abgehaltenen Jahrestagung des Gouverneursrates
des IWF wurden, fußend auf einem Memorandum der IWF-Exekutivdirektoren, das für ein
unverändertes Fortbestehen der Grundzüge des bisherigen Systems plädierte, die auf weit
gehende Flexibilität der Wechselkurse zielenden Vorschläge abgelehnt, jedoch ihre weitere
Untersuchung innerhalb der IWF-Leitung in Auftrag gegeben. Die daraufhin zunächst abflau
ende Währungsdiskussion entfachte sich im weiteren Verlauf erneut, als die stark defizitäre
Entwicklung der amerikanischen Zahlungsbilanz anhielt und aus den USA, angezogen durch
ein höheres Zinsniveau, riesige Geldströme direkt oder über den Eurogeldmarkt den übrigen
Industrieländern zuffossen. Hierdurch und in Verbindung mit anderweitigen Reserveschöp
fungen erhöhten sich 1970 die Weltwährungsreserven in Devisen außerhalb der USA um
den gigantischen Betrag von etwa 14 Mrd. Wie sich im laufenden Jahre zeigte, erfüllte sich
die Hoffnung auf eine baldige Wiederumkehr der Geldverlagerungen nicht. Als im Gegenteil