Hochseefischerei
Kutterfischerei
Loggerfischerei
ber durch das Fährschiff „Viking III" (3850 BRT) leitete in der Reisebilanz wieder einen
Umschwung ein: Obwohl das Schiff nur in den Wintermonaten fuhr, reisten mit ihm über
34 800 Passagiere nach England. Wenngleich der Luftweg bei der Auswanderung an Beliebt
heit gewinnt, verließen im Berichtsjahr rd. 70 000 Auswanderer, d. h. etwa ebenso viele wie
1968, den Kontinent per Schiff über Bremerhaven, wobei die USA, Kanada, Australien und
Südafrika die bevorzugten Zielländer waren. Im Gegensatz zur Entwicklung des herkömm
lichen Überseeverkehrs standen die Vergnügungsreisen: Der „Urlaub auf See", jüngste Er
scheinungsform des Massentourismus, ließ die Zahl der Kreuzfahrten ab Bremerhaven stän
dig wachsen; ihre Passagen wurden 1969 von rd. 6500 Personen gebucht. In dem vom guten
Wetter begünstigten Seebäderverkehr vom Bremerhavener Columbusbahnhof nach Helgo
land fuhren in der Saison zwischen Ende April und Anfang Oktober 145 680 Personen; mit
diesem bisherigen Rekord wurde das Vorjahresergebnis, das bereits eine Steigerung von
15,3 gebracht hatte, um 18,0 übertroffen.
Der in der deutschen Hochseefischerei mittels eines langfristig konzipierten Strukturberei
nigungsprogrammes angestrebte Konsolidierungsprozeß brachte 1969 Erfolge. Durch den
Abbau von Uberkapazitäten im Frischfischfang im Berichtsjahr erfolgte eine weitere
Reduzierung um 16 Einheiten bzw. 14,7 °/o der Tonnage und mit Hilfe eines von den
beteiligten Reedereien auf die voraussichtlichen Marktbedürfnisse abgestellten Fangplanes,
nach welchem der Flotteneinsatz dirigiert wurde, verbesserte sich das Verhältnis zwischen
Anlandungen und Absatz und führte bei voller Versorgung des Binnenmarktes zu insgesamt
kostendeckenden Preisen. Infolge dieser Selbstbeschränkung, aber auch beeinflußt durch
enttäuschende Ergebnisse im Frischheringsfang, verminderte sich der Anteil der Trawler-
anlandungen am Gesamt-Auktionsumsatz der vier deutschen Seefischmärkte um 2,5% auf
63,7 °/o. Entsprechend der bisher erfolgten Ausweitung des Tiefkühlmarktes und dessen un
zweifelhafter Zukunftsträchtigkeit in der Bundesrepublik wie auch in anderen Ländern des
Kontinents gewann die Frostfischproduktion der Hochseefischerei weiter an Bedeutung. Die
Gesamtkapazität der deutschen Seefrosttonnage wurde durch einige neue Fabrikschiffe sowie
durch Umbauten von Teilfrostem zu Vollfrostern vergrößert und die Fänge mit diesen Tief
kühlfahrzeugen von Grönland und der St.-Georges-Bank bei Neufundland verstärkt betrie
ben. Die vom Markt zügig aufgenommenen und zum großen Teil durch Lieferverträge
abgesicherten Anlandungen haben mengenmäßig und vor allem wertmäßig zugenommen,
so daß zufriedenstellende Preise erzielt wurden. Dies Ergebnis ist umso erfreulicher, als der
Tonnageeinsatz auf den Fangplätzen vor den grönländischen Küsten sehr beeinträchtigt
wurde: Die Eisgrenze hatte sich weit über die erwartete Linie hinaus in die offene See
vorgeschoben. Diese anomale und nicht vorhersehbare Situation war auch die Hauptursache
dafür, daß die Salzfischsaison ausgesprochen ungünstig verlief, da die herkömmlichen Kabel
jaufangplätze der auf Salzfischreise ausfahrenden Trawler vor Westgrönland liegen. Am
Jahresende verfügte die deutsche Hochseefischerei über 117 Einheiten, davon 67 Bremer
haven zugehörig. Die Bremerhavener Flotte wurde somit im Laufe des Jahres per Saldo um
sechs Fahrzeuge vermindert, gleichzeitig aber weiter modernisiert. Sie dominiert nicht nur
zahlen-, sondern auch ausrüstungsmäßig: Von den 58 deutschen Trawlern, die mit Tiefkühl
einrichtung versehen sind, entfallen allein 36 auf Bremerhaven.
Von den für die Auktion bestimmten Anlandungen an den vier Seefischmärkten entfielen
14,6 °/o auf die deutschen Hochseekutter. Das mengenmäßige Ergebnis, rd. 33 200 t gegen
über dem Vorjahr eine Minderung um rd. ein Viertel bei etwa gleichem Flottenbestand
stand im Zusammenhang mit den im Berichtsjahr schlechteren Fangmöglichkeiten für Frisch
fisch. Der Rückgang betraf auch die Anlandungen in Bremerhaven, an denen die Hochsee
kutter mit knapp 10% gegenüber 13,7% im Vorjahr beteiligt waren. Dieser Rückschlag im
Speisefischfang nach der recht günstigen Entwicklung der letzten Jahre veranlaßte einen
Teil der Kutterfischer, sich wieder mehr dem Industriefisch zuzuwenden. Hierdurch erhöhten
sich die Anlandungen dieser Ware um 83,5 auf über 49 600 t, wovon gut ein Siebtel an
den Bremerhavener Markt ging. Die 1966 konstituierte Kuttergenossenschaft, welche die
Speisefischverarbeitung mit eigenen Filetiermaschinen ermöglicht und der selbst Kutter
fischer angehören, die an der Ostsee beheimatet sind, aber regelmäßig auf Bremerhaven
fahren, wirkte ihrem Gründungszweck entsprechend preisregulierend.
Die kleinste Sparte der deutschen Seefischerei, die im Vorjahr auf 46 Einheiten reduzierte
Loggerfischerei, deren Aufgabengebiet im wesentlichen die Produktion von seegesalzenen
Heringen ist, landete an den einheimischen Seefischmärkten mit etwas über 10 700 t eine
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