Industrie, Handel, see- und binnenwärts bezogenem Verkehr auf kleinem Raum einen be
sonders hohen Produktivitätsfortschritt, ausgewiesen am realen Bruttoinlandsprodukt je
Beschäftigten: Er belief sich auf 7,3 °/o gegenüber 6,0 im Bundesgebiet. Der Steuerzuwachs
des Landes und seiner beiden Stadtgemeinden erhöhte sich um 17,2 weit über den Vor
anschlag hinaus und erbrachte ein Gesamtsteueraufkommen von nahezu DM 3,6 Mrd.
Trotz Konzentration der großen Hafeninvestitionen auf Bremerhaven gab es auch im Ausbau
der stadtbremischen Häfen und der Verbesserung ihrer Anlagen keinen Stillstand. Die bau
lich in Angriff genommenen Hauptprojekte waren in den Neustadt er Häfen links der Weser
eine dritte Containerbrücke mit einer Tragfähigkeit von 45 t, in Bremen-Hemelingen die
Erweiterung bestehender und Schaffung neuer Hafenbecken zur leichteren Bewältigung des
zunehmenden Binnenschiffahrtsverkehrs. Diesem galten auch die Vorarbeiten an einer
Kapazitätsvergrößerung des Vegesacker Hafens. Eine für die nahe Zukunft als notwendig
erkannte Vertiefung der Unterweser stellt sich als eine bremisch-niedersächsische Gemein
schaftsaufgabe dar. Bremens wiederholt und eindeutig bekundete Bereitschaft zur nach
barlichen Zusammenarbeit erstreckt sich aber nicht nur auf gleichgerichtete Interessen der
Hafenwirtschaft. Sie wird von der Zielvorstellung einer großzügigen Stärkung der Wirt
schaftskraft der Unterweserregion und darüber hinaus des ganzen Küstenraumes getragen.
Dies erfordert eine die Landesgrenzen überschreitende Kooperation auch in den Fragen der
Industrieansiedlung und damit zusammenhängend der Verkehrs- und Energiepolitik. Wenn
auch das Berichtsjahr in dieser Richtung keine grundlegenden Entscheidungen brachte, so hat
sich doch die Erkenntnis schicksalhafter Verbundenheit der Küstenländer und damit der
Notwendigkeit partnerschaftlichen Vorgehens vertieft. Beispielhaft hierfür war die gute
Zusammenarbeit der Handelskammer Bremen und der Industrie- und Handelskammer Bre
merhaven mit den entsprechenden Gremien in Oldenburg, Emden und Stade. Als Schritt auf
dem einzuschlagenden Wege zeichnete sich gegen Jahresende die Bildung einer Wirtschafts
förderungsgesellschaft für das Unterweser-Jade-Gebiet ab, der nach Bremen mittlerweile
auch Niedersachsen zustimmte.
Im Seegüterverkehr der bremischen Häfen betrug der Gesamtumschlag 20,7 Mio t, was
gegenüber 1968 einen Zuwachs von 9,2 bedeutet. Mit 11,1 Mio t hatte das um 8°/o ge
stiegene Stückgutaufkommen weiterhin das Übergewicht; der Massengutumschlag zog um
11 auf fast 9,6 Mio t an. In der Gesamtrechnung blieb aber das Verhältnis Stückgut zu
Massengut wie im Vorjahr bei 54:46. Der Güterempfang erhöhte sich um 15 auf 13,8 Mio t,
während bedingt durch geringeren Massengutversand das Volumen der seewärts ver
ladenen Güter mit 6,9 Mio t nicht ganz die Vorjahreshöhe erreichte. Dagegen hat der Stück
gutumschlag, beeinflußt durch den beachtlichen Aufschwung des Containergeschäftes, in
beiden Verkehrsrichtungen zugenommen. Am Ges amtauf kommen waren die stadtbremischen
Häfen mit 68,7 °/o und die Hafengruppe Bremerhaven mit 31,3 °/o beteiligt, womit sich die
Relation zugunsten der letzteren um 1,9 °/o veränderte. Mit der erstmaligen Überschreitung
der 20-Millionen-Tonnen-Grenze hat der Seegüterverkehr der bremischen Häfen ein neues
Datum gesetzt, vergleichbar den Jahren 1955 und 1960, als die Marke von 10 bzw. 15 Millio
nen Tonnen überschritten wurde. In der Rekord-Umschlagsbilanz von 1969 bestätigen sich
erneut die erheblichen Investitionen der letzten Jahre als sinnvoll. Der scharfe Wettbewerb
mit den anderen großen Häfen des nordwesteuropäischen Kontinents zwingt indes zu fort
gesetzten Anstrengungen, um die Position Bremens im Weltfrachtverkehr zu halten und aus
zubauen.
Am Jahresende bestand die deutsche Handelsflotte, die in der Weltrangliste den neunten
Platz hält, aus 1080 Schiffen mit einer Gesamttonnage von 7,8 Mio BRT. Hiervon waren 299
Schiffe bzw. 1,6 Mio BRT in den bremischen Häfen beheimatet; Bremens Anteil an der deut
schen Seeschiffstonnage ist somit 1969 um 2,4 °/o auf 23,9% gewachsen. Das Berichtsjahr
verlief für die Seeschiffahrt befriedigend. Die Ausweitung des internationalen Güterverkehrs
zur See gewährleistete einen guten Einsatz der zur Verfügung stehenden Tonnage bei gün
stiger Entwicklung der Frachtraten, welche vor allem in den beiden letzten Quartalen
stärker anziehend sich im Jahresverlauf in der Linienfahrt um 2,5 in der Trampfahrt
um 6,4 °/o und in der Tankerfahrt für Rohöl nach anfänglichen Rückschlägen sogar um 20,6
erhöhten. Das Berichtsjahr akzentuierte aber auch die erheblichen Risiken, denen gerade
dieser weltwirtschaftlich verflochtene Wirtschaftszweig ausgesetzt ist. Da die Frachtraten
auf dem Weltmarkt gebildet und durchweg auf der Basis von Dollar und Pfund Sterling
berechnet werden, war die Aufwertung für die deutschen Schiffahrtsuntemehmen ein schwe
rer Schlag, um so mehr, als sie erst zwei Jahre zuvor durch die Pfundabwertung getroffen
Hafenwirtschaft
Seegüter-
umsdilag
Seeschiffahrt
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