Bundesländern gehört, nur sehr begrenzte Mittel gegenüber. Im Berichtsjahr konnten haus
haltsmäßig nur DM 31,9 Millionen für wirtschaftsfordernde Maßnahmen eingesetzt werden,
ein Posten, der sich auch für das laufende Jahr nicht erhöhen ließ. Das Land war daher
besonders stark auf die Finanzhilfe des Bundes bei regionalpolitischen Förderungsprogram
men angewiesen. Aus der Situation seiner ungenügenden Finanzkraft heraus ergibt sich
Niedersachsens besonderes Interesse am Zustandekommen der großen Finanzreform. Nach
dem im Berichtsjahr der Bundesrat die hierzu erforderlichen Grundgesetzänderungen ab
lehnte und die daraufhin revidierten Gesetzesvorlagen im Jahre 1969 vom Bundestag ver
worfen wurden, richten sich die Hoffnungen nunmehr auf das spätere Zustandekommen
einer Lösung, welche wesentliche Bestandteile des Reformprojekts den erweiterten
Steuerverbund und eine verstärkte partnerschaftliche Zusammenarbeit von Bund und Ländern
in der Finanz- und Steuerpolitik doch noch verwirklicht.
Auch im ostfriesischen Raum hat sich 1968 eine insgesamt positive Entwicklung durchgesetzt.
Die meisten Standorte haben an industrieller Leistungskraft gewonnen. Dies gilt vor allem
für den Kreis Leer und die Stadt Emden, mit ihrem Übergewicht an zahlreichen und bedeu
tenden Produktionsstätten. Die Zahl der Beschäftigten in Emdens Fahrzeugbau stieg im Be
richtsjahr um 1 100 auf 6 500. Die Auftragslage der ostfriesischen Schiffswerften war sehr
befriedigend. Die Emder Raffinerie, die 1968 auf dem Seeweg rund 2,2 Millionen Tonnen
Rohöl bezog, nahm bei Ausbau ihrer Verarbeitungs- wie auch ihrer Lagerkapazität eine
zufriedenstellende Entwicklung. Für das ostfriesische Handwerk, das 4 100 Betriebe mit mehr
als 30 000 Beschäftigten umfaßt, war 1968 ein gutes Jahr, in dem es seine Position weiter
festigen konnte. Nicht befriedigend war die Ertragslage im Agrarbereich, wo gerade die im
ostfriesischen Raum ansässige Veredelungswirtschaft wenig günstig abschnitt. Die Abwan
derung seiner drei Heringsfischereien war für Ostfriesland auch insofern ein schmerzliches
Ereignis, als hierdurch eine alte einheimische Tradition ihr Ende fand. Das ostfriesische
Fischereigewerbe reduzierte sich hierdurch auf die besonders im Krabbenfang eingesetzte
Küstenfischerei durch Kutterfahrzeuge, deren Haupthafen Greetsiel ist.
Mit einem Umschlag von 12,3 Millionen Tonnen erzielte die Emder Hafenwirtschaft die weit
überdurchschnittliche Wachstumsrate von 19,3 v. H. An dieser Umschlagsleistung waren Erze
mit annähernd 6,6 Millionen Tonnen beteiligt, was mehr als die Hälfte der deutschen Erz
importe ausmacht. Um Emdens führende Position bei diesem Massengut auch für die Zu
kunft sicherzustellen, wurden bei einem Kostenaufwand von insgesamt DM 9 Millionen
zwei Riesen-Schwimmgreifer gebaut, die der Leichterung von Großfrachtem am Mövensteert
in der Westerems dienen und die Aufnahmeleistung der bisher eingesetzten Schwimmkräne
um ein Mehrfaches übertreffen. Auch der Umschlag von Mineralöl nahm an Bedeutung zu;
er erhöhte sich um 0,9 Millionen Tonnen auf 2,8 Millionen Tonnen. Im ausgehenden Verkehr
profitierte die Hafenwirtschaft von der günstigen Exportentwicklung im Fahrzeugbau: Mit
der Verschiffung von mehr als 411 000 Kraftfahrzeugen, vornehmlich nach den USA, erreichte
der Autoumschlag Rekordhöhe. Die Binnenschiffahrt beförderte in der Kanalfahrt über Em
den gut 4,0 Millionen Tonnen. Zwar sank ihr Anteil im Eingangsverkehr gegenüber dem
Vorjahr um 2 v. H., doch wurde im Ausgang eine Steigerung um 16 v. H. erreicht. Insgesamt
9 251 Schiffsankünfte wurden im Berichtsjahr im Emder Hafen registriert, darunter 3 561
Seefrachter. Unter den ausländischen Flaggen waren die norwegische und die niederländische
mit Abstand am stärksten vertreten.
Bei mit Ausnahme des Monats September guter Wetterlage hatten die ostfriesischen
Seebäder eine gute Saison und standen im niedersächsischen Fremdenverkehr an erster
Stelle. Ein neues Ferienzentrum ist im Küstenbadeort Dornumersiel im Entstehen.
Das im Vergleich zum Vorjahr deutlich gebesserte Bild der ostfriesischen Wirtschaftslage
wurde durch den allgemeinen konjunkturellen Auftrieb im Industriebereich sowie durch
erhebliche Mittel für die Strukturverbesserungen und Investitionshilfen erzielt, die Ostfries
land im Rahmen des „Gemeinsamen Strukturprogrammes des Bundes, des Landes Nieder
sachsen und der Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung" zu-
flossen. Daß Ostfriesland auch im laufenden Jahr weiterhin einer kräftigen Förderung be
darf, um seine naturgegebenen Produktionsfaktoren voll entfalten zu können, steht außer
Frage. Ins Gewicht fällt hierbei nicht zuletzt die Lage am Arbeitsmarkt: Mit einer besonders
hohen, stark saisonbedingten Arbeitslosenquote (die Spitze lag in Emden am 31. 1. 1968 bei
10,8 v. H. gegenüber 4,2 v. H. in Niedersachsen und 3,3 v. H. im gesamten Bundesgebiet)
stellt der ostfriesische Raum bei relativ hohem Geburtenüberschuß und trotz großer Abwan
derungen immer noch ein Reservoir an Kräften dar, denen im Lande Dauerarbeitsplätze
fehlen.
Ostiriesland
Emder Hafen
Seebäder
Ausblick
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