Bundesrepublik
Außenhandel
Bundesbank
Rentenmarkt
anderem durch weitere Liberalisierung des Handels mit Agrar- und Fischprodukten. Der
Warenaustausch zwischen ihren Ländern wurde durch die Pfund-Abwertung im November
1967 sowie durch die seitens Großbritanniens 1968 erlassenen Importerschwerungen beein
trächtigt.
In der Wirtschaftsentwicklung der Bundesrepublik sind im Jahre 1968 die von der Bundes
regierung eingeleiteten konjunkturfördemden Maßnahmen, die sich schon gegen Ende des
vorhergehenden Rezessionsjahres positiv bemerkbar machten, zur vollen Auswirkung ge
langt. Bei zunehmender Auslastung der Produktionskapazitäten und restloser Ausschöpfung
des Arbeitsmarktes wurde ein Produktivitätsfortschritt von 12 v. H. erzielt. Während im
ersten Halbjahr die Binnennachfrage hauptsächlich durch die Aufstockung der im Vorjahr
stark reduzierten Vorräte besondere Impulse erhielt, verlagerten sich die Schwerpunkte der
Nachfrageexpansion in der zweiten Jahreshälfte auf die private Investitionstätigkeit und
führten in dieser Periode zu einer Erhöhung der Anlageinvestitionen um 12 v. H. Die In
landsaufträge für Investitionsgüter stiegen im Berichtsjahr um 18 v. H. Im Zeichen des
anhaltenden Aufschwungs verbesserte sich die Ertragslage der Unternehmen, insbesondere
im Industriebereich. Trotz der starken Zunahme der Investitionstätigkeit wuchs der unter
nehmerische Bedarf an Fremdfinanzierungsmitteln relativ wenig. Die Selbstfinanzierungsquote
war mit 81 v. H. im zweiten Halbjahr 1968 weit höher als vor Beginn der konjunkturellen
Abschwächung. Im Zuge der Entwicklung verbesserte sich im Jahresverlauf das Massenein
kommen, was seinerseits zu einer kräftigen Nachfragebelebung nach privaten Verbrauchs-
gütem führte. Der Aufschwung vollzog sich unter Wahrung einer relativen Preisstabilität:
Im Jahresdurchschnitt betrug der Preisanstieg 2 v. H. Bei den Lebenshaltungskosten fiel aber
ins Gewicht, daß der Index für Wohnungsmiete (1962 100) um 10,6 v. H. auf 153,0 ge
klettert ist. Neben der Inlandsnachfrage war Antriebskraft der Konjunktur die Güternach
frage aus dem Ausland, die zu neuen Höchstziffem der deutschen Exportwirtschaft führte.
Der Außenhandel der Bundesrepublik erfuhr im Berichtsjahr eine kräftige Ausdehnung. Der
Wert der Einfuhr, der im Vorjahre um 3,4 v. H. zurückgegangen war, erhöhte sich 1968 um
15,7 v. H. auf DM 81,2 Milliarden. Da aber auch die Ausfuhr stieg, und zwar um 14,4 v. H.
auf DM 99,6 Milliarden, ergab sich aus dem grenzüberschreitenden Warenverkehr ein gegen
über 1967 um DM 1,5 Milliarden vergrößerter Exportüberschuß vonDM 18,4 Milliarden. Wäh
rend die Entwicklung auf der Importseite der wiedererstarkten Binnenkonjunktur zuzuschrei
ben ist, wirkte am Ausmaß des Ausfuhrwachstums eine Reihe von Sondereinflüssen mit. So
führte der mit Preisauftrieb verbundene Konjunkturaufschwung in den USA zu einem Im
portsog, der einen Umschwung im deutsch-amerikanischen Handel brachte: Der traditionelle
Passivsaldo der Bundesrepublik verwandelte sich bei einer Steigerung ihrer Exporte um fast
40 v. H. in einen Exportüberschuß von nahezu DM 2 Milliarden. Auch der Erlaß des Ab
sicherungsgesetzes löste entgegen dessen Zielsetzung zunächst einen allerdings vorüber
gehenden Exportdrive aus, da die Erfüllung alter Verträge bis zum 23. Dezember von der
steuerlichen Mehrbelastung ausgenommen war und daher Exporte teilweise zeitlich vor
gezogen wurden. Mit DM 28,7 Milliarden liegen die im letzten Quartal getätigten Exporte
mit Abstand an der Spitze. Auch die Dienstleistungsbilanz schloß erstmals seit 1961 im
Berichtsjahr mit einem, wenn auch leichten, Uberschuß ab.
Obwohl sich in den letzten Monaten des Berichtsjahres konjunkturbedingte Spannungen im
Wirtschaftsgefüge zeigten, die auf ein Ende der relativen Preisstabilität schließen ließen,
behielt die Bundesbank ihren Kurs kreditpolitischer Neutralität bei auf Grund der Erwägung,
daß ein Druck auf die Inlandsnachfrage dem Abbau des außenwirtschaftlichen Ungleich
gewichts entgegenwirken würde. Die Bundesbank förderte zwecks Entlastung der Zahlungs
bilanz den Geld- und Kapitalexport der Kreditinstitute und unterstützte die Bundesregierung
im November bei der Abwehr einströmender Spekulationsgelder mit „flankierenden“ Maß
nahmen. In Ergänzung eines vorangegangenen Regierungsbeschlusses, sich durch Zurück
haltung von Ausgaben des Bundes in Höhe von DM 1,6 Mrd. antizyklisch zu verhalten,
setzte die Bundesbank am 20. März d. J. unter gleichzeitiger Beschneidung der Rediskont
kontingente der Kreditinstitute den Lombardsatz um V* v. H. auf 4 v. H. herauf. Dieser
ersten Konjunkturdämpfungsmaßnahme folgte mit Wirkung vom 18. April d. J. eine Erhö
hung des Diskontsatzes um lv. H. auf 4 v. H. und damit verbunden eine nochmalige Erhö
hung des Lombardsatzes auf 5 v. H.
Infolge der Verflüssigung der Wirtschaft sowie der Sparleistung der Bevölkerung standen
so reichliche Mittel zur Anlage auf dem Kapitalmarkt zur Verfügung, daß das Rekordergebnis
des Vorjahres abermals beträchtlich übertroffen wurde. Der Bruttoabsatz inländischer Ren-
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