Bericht des Vorstandes über das Geschäftsjahr 1967
A. Allgemeine Entwicklung
Der Welthandel hat im Berichtsjahr nach den ersten Schätzungen des GATT-Sekretariats
um 5 v H. zugenommen gegenüber einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 9 bis 10 v. H.
in den vorangegangenen Jahren. Die Abschwächung der Expansion hing damit zusammen,
daß der Konjunkturverlauf bei den wichtigsten Industrieländern mit Ausnahme von
Japan und Italien abgeflacht war. Nach vierjährigen Zollverhandlungen in der sog. Ken
nedy-Runde wurden 1967 im Rahmen des GATT Zollsenkungen beschlossen, die einen
stufenweisen allgemeinen Zollabbau in den nächsten Jahren vorsehen und entsprechend der
Zielsetzung des GATT zu einer Expansion des weltwirtschaftlichen Güteraustausches fuhren
sollen Die bisherige Ausweitung des Welthandels und die verschiedenen Formen finan
zieller Entwicklungshilfe haben das Wirtschaftsgefälle zwischen Industrienationen und Ent
wicklungsländern nicht zu mildem vermocht. Während Zahlungsbilanzentwicklung und Haus
haltslage wichtige Länder, die Entwicklungshilfe gewähren, zu einer Reduzierung ihrer Lei
stungen zwingen, zeichnet sich keine entscheidende Verbesserung der Absatz- und Erloslage
auf dem Rohstoffsektor ab, der für die Länder, die Entwicklungshilfe empfangen, von großer
Bedeutung ist. Audi im Berichtsjahr blieb eine nachhaltige Belebung der Weltwarenmarkte
aus.
An den internationalen Devisenmärkten herrschte, bedingt durch die Ungewißheit über das
Schicksal des Pfundes Sterling, im Jahresverlauf beträchtliche Unruhe. Schließlich erfolgte
am 18. November, trotz vorangegangener Stützung durch die im Zehner-Club kooperierenden
wichtigsten Notenbanken, die Abwertung um 14,3 v. H. Die Wechselkursparität des Pfundes
zum US-Dollar änderte sich hierdurch von US-S 2,80 auf US-$ 2,40. Der Abwertung schlossen
sich in teils unterschiedlichem Ausmaß die Währungen von rund 20 Ländern, darunter die
Dänenkrone, die Peseta und das israelische Pfund an. Eine Beruhigung der Devisenmärkte
trat nicht ein. Die Spekulation konzentrierte sich in der Folgezeit zunehmend auf de° US-
Dollar in Erwartung einer Anhebung des Goldpreises. Es kam zu einer Hausse in Gold
käufen die sich auch in den ersten Monaten des neuen Jahres fortsetzte, bis die Washing
toner Goldpool-Konferenz vom 16. bis 18. März die Spaltung des Geldmarktes in einen
offiziellen für Notenbanktransaktionen unter Beibehaltung des bisherigen Goldpreises und
in einen freien, auf dem die Preisbildung nur von Angebot und Nachfrage bestimmt wird,
beschloß. Damit wurde die Goldspekulation stark gedämpft. Die weitere Entwicklung wird
vor allem davon abhängen, inwieweit es den beiden Leitwährungsländem gelingen wird,
das Ungleichgewicht ihrer Zahlungsbilanz zu beseitigen. In der Zahlungsbilanz der USA war
der Passivsaldo im Laufe des Berichtsjahres um 2,2 Milliarden auf 3,6 Milliarden
gestiegen.
Auf der Tagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Rio de Janeiro wurde der
Resolution des Gouvemeursrats vom 29. September ein Grundsatzabkommen über die Schaf
fung ergänzender Währungsreserven in Form von Sonderziehungsrechten im IWF getroffen.
Durch diese neuartigen Devisenforderungen in konvertiblen Währungen, die mittels Kredit
linien des IWF entstehen und die sich somit nicht mehr gegen ein einzelnes Land, die USA,
sondern die Gemeinschaft der Mitgliedsländer des IWF richten, sollen die traditionellen
Reservequellen entlastet werden. Dadurch, daß die Verteilung der neuen Kreditlinien jeweils
nur mit einer Mehrheit von 85 v. H. der Stimmanteile beschlossen werden kann, hat sich die
währungspolitische Position der EWG-Länder, welche eine Sperrminorität innehaben, bedeu
tend verstärkt.
Weltwirtschaft
Plundabwertung
Goldspekulation
Internationale
Währungspoli tik
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