Die Maßnahmen der Bundesbank trugen zusammen mit der Konjunktursituation in wichtigen
Abnehmerländern dazu bei, daß die deutschen Exporte in Umkehrung der Vorjahresentwick
lung wieder stärker Zunahmen als die Importe. Mit einer Ausfuhr im Werte von DM 80,6
Milliarden 12,5 v. H.) und einer Einfuhr im Werte von DM 72,6 Milliarden 3,2 v. H.)
wurde ein Exportüberschuß von DM 8,0 Milliarden erzielt. Dieser bisher höchste Aktivsaldo
in der Außenhandelsbilanz kompensierte das Defizit im Dienstleistungsverkehr (DM 1,6
Milliarden) und die unentgeltlichen Leistungen (DM 5,9 Milliarden) und brachte den Aus
gleich der im Vorjahre defizitären Zahlungsbilanz bei einer Erhöhung der Gold- und
Devisenbestände der Bundesbank um rund DM 1 Milliarde auf DM 29,8 Milliarden.
Die Restriktionspolitik der Bundesbank drosselte über die Einschränkung der Banken
liquidität die Finanzierungsmöglichkeiten der Privatuntemehmen, denen außerdem infolge
des hohen Zinsniveaus und des knappen Angebots an langfristigen Mitteln der Weg zum
Kapitalmarkt versperrt war. Ein weiteres Ziel der Bundesbank bestand darin, die öffentliche
Hand zu einem konjunkturgerechten Verhalten zu veranlassen. Mit Wirkung vom 5. Mai
wurde ein schließlich bis zum Jahresende verlängerter Stopp für öffentliche Emittenten
vereinbart. Dies war indes insoweit konjunkturell unwirksam, als ein Ausweichen auf
Nebenmärkte hierdurch nicht unterbunden wurde. Die Kreditmarktverschuldung des Bundes
erhöhte sich 1966, insbesondere durch Offenmarktoperationen, um DM 3 Milliarden, wäh
rend die Länder und Gemeinden teilweise auf den unkontrollierten Schuldscheinmarkt
auswichen.
Die Bundesregierung legte den Entwurf eines .Konjunkturrahmengesetzes" vor, welches ihr
konjunkturpolitisches Instrumentarium erheblich ausweiten sollte. Die im Dezember 1966
neugebildete Koalitionsregierung veränderte diese Gesetzesvorlage zum .Gesetz zur Förde
rung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft*. Obwohl ursprünglich die Absicht
bestand, die restriktive Politik durchzuhalten bis zur Verabschiedung des Stabilisierungs
gesetzes, sah die Bundesbank dann doch bereits Anfang dieses Jahres den Zeitpunkt für
gekommen, die Restriktionen zu lockern, um der abgeschwächten Investitionstätigkeit
Impulse zu geben. Sie senkte den Diskontsatz mit Wirkung ab 6. Januar 1967 von 5 auf
4V* v. H. und ab 16. Februar um ein weiteres V* v. H. auf 4 v. H. Diese Ermäßigungen waren
von weiteren Liquiditätserleichterungen begleitet.
Am Rentenmarkt ermöglichte der am .Runden Tisch* vereinbarte Emissionsstopp das Fest
halten am Nominalsatz von 7 v. H. bei allerdings stark ermäßigten Emissionskursen und
leitete eine allmähliche Konsolidierung ein, die gegen Jahresende zu einer Geschäfts
belebung mit steigenden Kursen führte. Das Zinsniveau lag Ende 1966 mit einer Durch
schnittsrendite von 8 v. H. immerhin noch um mehr als V* v. H. über seinem Stand zum
Jahresbeginn. Insgesamt wurden 1966 nur DM 9,4 Milliarden inländische und DM 0,7 Milli
arden ausländische Emissionen abgesetzt gegenüber insgesamt DM 14,8 Milliarden inländi
sche und DM 1,4 Milliarden ausländische Emissionen 1965.
Auf dem deutschen Aktienmarkt setzten sich die Kursrückgänge im Berichtsjahr weiter fort.
Der Tiefstand wurde am 22. November mit der Indexzahl 398 (31. 12. 53 100) erreicht. Am
Jahresende stellte sich der Gesamtindex auf 408, was gegenüber Ende 1965 einen Kurs
rückgang um 13,9 v. H. bedeutet. Im Zusammenhang damit erhöhte sich die Durchschnitts
rendite im Jahresverlauf von 3,98 v. H. auf 4,81 v. H. Die Entwicklung auf dem deutschen
Aktienmarkt stellt keine Sondererscheinung dar, denn auch an den meisten übrigen europäi
schen Börsen und an der New Yorker Stock Exchange waren erhebliche und teilweise größere
Kursabschläge zu verzeichnen. Trotz der imgünstigen Kursentwicklung wurden 1966 Neu
emissionen in Höhe von nominell DM 2,0 Milliarden bei einem durchschnittlichen Emissions
kurs von 132,5 v. H. abgesetzt.
Für Bremen und seine Wirtschaft ist das Jahr 1966 im ganzen gesehen günstig verlaufen.
Der Seegüterumschlag in den bremischen Häfen belief sich auf 17,3 Millionen Tonnen, wovon
11,5 Millionen Tonnen auf den Empfang und 5,8 Millionen Tonnen auf den Versand entfielen.
Daß das sehr hohe Vorjahrsergebnis um ein weniges, nämlich um rund 1 v. H., unterschritten
wurde, beruhte auf dem Stückgutumschlag, und zwar überwiegend auf der Versandseite,
wo die Verladung von Eisen- und Stahlerzeugnissen erheblich zurückgegangen war. Auch
bei der Zusammensetzung des Massengutes ergaben sich größere Verschiebungen; so wurde
1966 weniger Erz, aber mehr Mineralöl und Kohle als im Vorjahre angelandet. Einen leich-
10