Auf dem Aktienmarkt vollzog sich ein Kursrückgang auf breiter Grundlage, von dem nur
gewisse Wachstums werte verschont blieben. Der offizielle Kursindex (31. 12. 1953 100)
ermäßigte sich von Jahresende zu Jahresende von 562 um 15,7 v. H. auf 474. Es wurden Ak
tien in Höhe von nom. DM 2,6 Milliarden emittiert, darunter DM 528 Millionen Volksaktien
aus Teilprivatisierung von Bundesvermögen. Weder angehobene Dividendenausschüttungen
zahlreicher Unternehmen noch die im Laufe des Kursverfalles ansteigende Rendite vermoch
ten angesichts der verschiedenen drückenden Marktfaktoren belebend zu wirken.
Bremen bewahrte in 1965 die bedeutsame Stellung als Handels- und Seehafenplatz und hat
eine günstige wirtschaftliche Entwicklung genommen.
Der Seegüterumschlag in den bremischen Häfen betrug 17,5 Millionen Tonnen und hat im
Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme von 1,7 Millionen Tonnen bzw. eine Steigerungsquote
von 11 v. H. zu verzeichnen. Der Zuwachs ist ausschließlich auf der Seite des Güterempfangs
18 v. H.) angefallen, während auf der Versandseite sich ein leichter Rückgang 0,8 v. H.)
ergab. Damit haben sich die Anteile des eingehenden und ausgehenden Gutes erneut zugun
sten des ersteren verschoben, auf welches nunmehr 66,4 v. H. (Vorjahr: 63 v. H.) des Gesamt
umschlages entfielen. Die stadtbremischen Häfen bewältigten 12,65 und Bremerhaven 4,85
Millionen Tonnen. In beiden Hafengruppen verzeichnete das Stückgut und zwar eingehend
wie ausgehend eine leichte Zunahme. Entscheidend für das erreichte Spitzenergebnis war
indes das Massengut, bei welchem der Erzumschlag im neuen und erstmals ganzjährig ge
nutzten Hafen „Weserport" die bestimmende Rolle spielte. Das Mehraufkommen an ge
löschtem Erz in Höhe von 2,08 Millionen Tonnen hat den Rückgang an sonstigen wichtigen
Massengütern (Kohle, Getreide, Schrott) aufgefangen und überboten.
Der Ausbau der stadtbremischen Häfen kam weiter voran. Im Neustädter Hafen auf dem
linken Weserufer wurden die Arbeiten am Becken II und dem zur Hafengruppe gehörenden
Areal beschleunigt fortgesetzt. Das 1964 in Betrieb genommene Becken I brachte in der Ab
fertigung von Seeschiffen bereits eine Entlastung. Rechts der Weser gingen die Emeuerungs-
arbeiten in den Häfen weiter. Im Industrie- und Handelshafen verfügt Bremen nach einund
einhalbjähriger Bauzeit nunmehr über die größte Auto-Umschlagsanlage des Kontinents, auf
der bis zu 10 000 Fahrzeuge bereitgestellt und in kurzer Zeit zum Seetransport verladen wer
den können. Die Verbindungen der bremischen Häfen zum Hinterland verbesserten sich
durch Anschluß des Bahnhofs Bremen-Inlandshafen an die elektrifizierte Nord-Süd-Strecke.
Für die Schiffahrt stabilisierte sich das internationale Frachtratenniveau in gewissem Um
fang. Im Berichtsjahr ergab sich nach den Berechnungen der britischen Schiffahrtskammer ein
durchschnittlicher Stand des Reisecharter-Index von 126,5 (1960 100). Die Wettbewerbs
lage macht für die deutsche Seeschiffahrt die weitere Rationalisierung und Modernisierung
der Handelsflotte erforderlich. Der Bernd hat hierfür Abwrackprämien und zinsverbilligte
Neubaudarlehen gewährt. Zum Jahresende verfügten die Reedereien des Verbandes deut
scher Reeder über 1 067 Seeschiffe mit einer Gesamttonnage von mehr als 5 Millionen BRT.
Hiervon waren 293 Einheiten, die ein Viertel der Gesamttonnage ausmachten, in Bremen und
Bremerhaven beheimatet. Die bremische Passagierflotte erfuhr eine wertvolle Bereicherung
durch den Erwerb des jetzigen MS „Europa" (21 164 BRT). Neben der Tonnageergänzung
und der laufenden Flottenemeuerung ist eine Anpassung an die strukturellen Änderungen
in der Weltschiffahrt notwendig, die bei den Liniendiensten in Richtung immer schnellerer
Schiffe und beim Massenguttransport und in der Tankgutschiffahrt in Richtung immer grö
ßerer Schiffskörper geht. Bei der Größe der bevorstehenden Investitionsaufgaben können
die deutschen Reedereien trotz erfolgreich eingeleiteter Konsolidierung weitere Bundeshilfe
nicht entbehren. Sie erwarten unter Unterstützung der Küstenländer die baldige Verabschie
dung eines Förderungsgesetzes, das den Rahmen für ein längerfristiges Strukturprogramm
auf breiter Basis schafft.
Die Binnenschiffahrt auf der Weser beförderte über 12 Millionen Tonnen, womit das im We
serstromgebiet bisher beste Jahresergebnis von 1964 erreicht und geringfügig übertroffen
wurde. Rund 80 v. H. des Gesamtverkehrs berührte Häfen der Unterweser, wobei unter den
Beförderungsgütem Kies und Sand den Hauptanteil hatten. Die wirtschaftliche Lage der
Weserschiffahrts-Untemehmen blieb im ganzen imbefriedigend. Kostenpreis und Fracht
niveau waren weiterhin gegenläufig. Eine beträchtliche Leistungssteigerung der deutschen
Binnenschiffahrt bezweckt ein langfristiges Ausbauprogramm der nordwestdeutschen Kanäle,