Im Lande Bremen hat die wirtschaftliche Entwicklung im Jahre 1964 in den Bereichen der Ha
fenwirtschaft, der Industrie sowie des Außen- und Binnenhandels erfreuliche Fortschritte
gemacht.
In den bremischen Häfen stieg der Güterumschlag weiter und brachte eine Zunahme des
Stückgüterverkehrs. Unter Ausklammerung des sogenannten gebrochenen Verkehrs, d. h.
durch Abgabe an Binnenschiffe in der Außenweser gelöschten Gutes, wurden 15,8 Millionen
Tonnen hiervon 63 v. H. eingehend und 37 v. H. ausgehend umgeschlagen. An diesem
Ergebnis waren die stadtbremischen Häfen mit 13,3 Millionen Tonnen und die Hafengruppe
Bremerhaven mit 2,5 Millionen Tonnen beteiligt. Die Zunahme lag ganz überwiegend auf der
Seite des Güterempfanges, und zwar im Stückgut. Während sich der Umschlag an diesem um
14 v. H. erhöhte, minderten sich die einkommenden Massengüter um 4,4 v. H., eine Folge
starken Rückganges bei Importkohle und vor allem Mineralöl, der durch Zuwachsraten bei
anderem Massengut nicht ausgeglichen werden konnte. Auch beim Güterversand erbrachte
das Stückgut die Mehrleistung.
Der Hafenausbau in Bremen wurde fortgesetzt. Neben einer Reihe von Baumaßnahmen im
bisherigen Hafengebiet wurden die ersten Anlagen auf dem linken Weserufer so weit fertig
gestellt, daß Seeschiffe anlegen können.
Von der Schiffstonnage der deutschen Handelsflotte, die zum Jahresende bei 1095 Schiffen
insgesamt 5,6 Millionen Bruttoregistertonnen betrug, waren 25,7 v. H. in den bremischen
Häfen beheimatet. Für die Seeschiffahrt sind die Frachtraten, im ganzen gesehen, etwas ge
stiegen, doch sind die bestehenden Strukturprobleme nicht behoben. Die Bevorzugung der
eigenen Flaggen in vielen Ländern und Unterbietungen aus politischen Erwägungen belasten
insbesondere die Linienschiffahrt. Die Wettbewerbslage auf den Weltmeeren erfordert
die weitere Rationalisierung und Modernisierung der Handelsflotte, die in Anbetracht der
unzureichenden Kapitalausstattung der deutschen Reedereien nicht aus eigener Kraft erfol
gen kann. Der Bund hat DM 80 Millionen für Abwrackprämien und zinsbegünstigte Neubau
darlehen vorgesehen, doch zielen die Vorstellungen der Seeschiffahrt auf langfristige
Strukturhilfe im Rahmen eines Fünf-Jahres-Planes und auf die baldige Verabschiedung
eines entsprechenden Förderungsgesetzes.
Die Binnenschiffahrt auf der Weser erreichte mit der Beförderung von 12,1 Millionen Tonnen
einen absoluten Höchststand. Die Steigerung der Transportleistung gegenüber dem Vorjahre
betrug 15,8 v. H. Rund 85 v. H. der Frachtladung berührten die Unterweser. Unter den bun
desdeutschen Binnenhäfen liegen die bremischen dem Umschlag nach weiterhin an zweiter
Stelle.
Die sprunghafte Steigerung im Passagieraufkommen des Flughafens Bremen kommt darin
zum Ausdruck, daß die Zahl der Fluggäste auf rund 222 700 gegenüber 155 346 im Vorjahr
gestiegen ist.
Das Gesamtbild der industriellen Entwicklung im Lande Bremen war günstig. Die Produk
tionserhöhung um 7,5 v. H. lag zwar unter dem Bundesdurchschnitt, bedeutet indes, da die
Zahl der Beschäftigten konstant blieb, einen beachtlichen Produktivitätsfortschritt. Die
Umsätze stiegen um 8,9 v. H. Im übrigen zeigten sich wiederum in den einzelnen Zweigen
stark unterschiedliche Ergebnisse.
Die Bremer Werften lieferten 1964 37 Schiffe mit insgesamt 222 061 BRT ab. Damit übertraf
ihre Bauleistung die des Vorjahres um 4 Einheiten bzw. 21 600 BRT. Der Exportanteil, stark
beeinflußt durch die Ablieferung von 4 Supertankern für ausländische Rechnung, erhöhte
sich erneut, und zwar von 83 v. H. im Vorjahr auf 86 v. H.; damit liegt er weiterhin erheblich
über dem bundesdeutschen Anteil von rund 40 v. H. Wenn sich auch die besorgniserregende
Auftragslage 1964 gebessert hat, so dürfen diese positiven Aspekte nicht über die Situation,
in der sich der deutsche Schiffbau befindet, hinwegtäuschen. Die deutschen Werften haben
in der Rangordnung des Weltschiffbaues auch im Berichtsjahr den dritten Platz behauptet,
doch hat sich der Abstand gegenüber Japan vergrößert. Während die Weltproduktion an
Tonnage um rund 7,6 v. H. gestiegen ist, sank der deutsche Anteil von 11,7 v. H. auf 8,5 v. H.
Die Ertragslage war weiterhin unbefriedigend, da zahlreiche Neuabschlüsse nur zu nicht
kostendeckenden Preisen hereingenommen werden konnten. Zur Vermeidung von Sub
stanzverlusten wurden neben Reparaturaufträgen in steigendem Maße schiffbaufremde Fer
tigungsprogramme eingeschaltet. Große Anstrengungen sind auf dem Gebiet der Moder-
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