Besondere Einflüsse auf die deutsche Kreditwirtschaft gingen im Berichtsjahr von der Noten
bank nicht aus. Der Diskontsatz blieb auch 1963 mit 3 v. H. unverändert. Die Zusammenarbeit
zwischen der Deutschen Bundesbank und den Notenbanken anderer wichtiger Industrie
länder, insbesondere mit dem Federal Reserve Board, vertiefte sich. Die bisherigen Swap
abkommen wurden erweitert und zusätzlich auf Deutsche Mark lautende Schuldverschrei
bungen des US-Schatzamtes in die bundesdeutsche Währungsreserve auf genommen.
Auf dem Geldmarkt wich ab Mitte des Jahres die Anspannung, die während der ersten
Jahreshälfte vorherrschte, nicht zuletzt auf Grund der Überschüsse aus der Warenhandels-
bilanz. Die Beeinflussung des Geldmarktes durch Kassentransaktionen des Bundes und
anderer Stellen der öffentlichen Hand trat zu bestimmten Terminen stärker als in den frühe
ren Jahren in Erscheinung.
Auf dem Kapitalmarkt konnte 1963 das höchste Emissionsergebnis seit der Währungsreform
erreicht werden. Der Nettoabsatz an festverzinslichen Wertpapieren betrug mit DM 12 Mil
liarden beinahe ein Drittel mehr als im Vorjahr. An erster Stelle standen wiederum Pfand
briefe und Kommunalobligationen mit DM 6,3 Milliarden, gefolgt von Anleihen der öffent
lichen Hand mit DM 3,6 Milliarden. Die Industrie beanspruchte den Rentenmarkt lediglich
mit netto DM 0,3 Milliarden; sie nahm weiter in starkem Maße Schuldscheindarlehen auf, die
wegen der einfacheren Handhabung und nicht zuletzt wegen der geringeren Kosten bevor
zugt wurden.
Der Nominalzinssatz am Rentenmarkt blieb während des Berichtsjahres stabil bei 6 v. H. In
der zweiten Jahreshälfte wurden Abweichungen von der Normalausstattung der Anleihen
vorgenommen, z. B. Verkürzung der Laufzeiten auf 10 bis 12 Jahre und ganzjährige Kupon
termine. Erfreuliche Ansätze zur Internationalisierung des Kapitalmarktes zeigten sich in der
Auflegung einer weiteren Anleihe für die Präfektur und Stadt Osaka, und für die Europäische
Investitionsbank in Brüssel. Eine Reihe deutscher Banken beteiligte sich auch an der Plazie
rung von auf Rechnungseinheiten oder ausländische Währung lautenden Anleihen aus
ländischer Emittenten. Das Ausland beteiligte sich auch lebhaft beim Kauf deutscher Renten
papiere, und zwar mit insgesamt DM 2,0 Milliarden gegenüber DM 0,7 Milliarden im Jahre
1962.
Auf dem Aktienmarkt setzte ab März eine nur von zeitweiligen Schwächeperioden unter
brochene Erholung ein. Der Jahreshöchststand wurde im September mit einem Kursindex
(Statistisches Bundesamt) von 563 nach einem Tiefstand im Februar von 453 erreicht. Im
letzten Quartal bröckelten die Kurse langsam ab, run erst im Dezember aufs neue anzusteigen.
Der Kursstand Ende 1962 wurde um 10,8 v. H. Ende 1963 überschritten. Wenn auch die Kurs
verluste des Vorjahres von rd. 24 v. H. nicht auf geholt werden konnten, so verdient die Auf
wärtsentwicklung um so mehr Beachtung, da sie zeigt, daß die Abhängigkeit des deutschen
Aktienmarktes von ausländischen Märkten, insbesondere der Wall Street, in der Vergangen
heit stark überschätzt wurde. Kaufaufträge aus den USA gingen nach der Ankündigung der
amerikanischen Zinsausgleichsteuer stark zurück.
Als Folge der Kurserhöhung verminderte sich die Durchschnittsrendite der deutschen Aktien
von 3,44 v. H. auf 3,16 v. H. Für Kapitalerhöhungen bot das Jahr 1963 jedoch nicht das richtige
Klima, so daß die Emissionen junger Aktien nur einen Nominalwert von DM 1 Milliarde und
einen Kurswert von DM 1,5 Millarden erreichten.
Die wirtschaftliche Entwicklung im Lande Bremen war im Jahre 1963 zufriedenstellend.
In dem über die bremischen Häfen abgewickelten Außenhandelsverkehr konnte das Rekord
ergebnis des Vorjahres nicht wieder erreicht werden. Der Seegüterumschlag, der 1962 um
7 v. H. auf 15,9 Millionen Tonnen zugenommen hatte, verringerte sich im Berichtsjahr um
3,5 v. H. auf 15,4 Millionen Tonnen. Das von der Bundesregierung gegenüber der UdSSR ver
hängte Röhrenembargo und der zurückgefallene Getreideumschlag nach Einführung der
EWG-Marktordnung spielen hierbei eine Rolle. Der Umsatzrückgang ging allein zu Lasten
der stadtbremischen Häfen, während Bremerhaven in allen Zweigen einen leichten Zuwachs
zu verzeichnen hatte.
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