eines Zusammenschlusses weiterhin gegeben bleibt. In der EWG erfolgte am 1. Juli der Ab
bau der Binnenzölle um weitere 10 v. H. Gleichzeitig, und damit 2V* Jahre früher als vertrag
lich vorgesehen, trat die zweite Angleichung der nationalen Zollsätze an den gemeinsamen
Außenzolltarif in Kraft. Nach schwierigen Verhandlungen wurden kurz vor Jahresende die
Beschlüsse über eine gemeinsame Agrarmarktordnung verabschiedet, wobei eine An
gleichung der Getreidepreise ausgeklammert wurde.
Die konjunkturelle Entwicklung in der Bundesrepublik verlief im ganzen weiterhin günstig.
Das Bruttosozialprodukt erreichte im Berichtsjahr nach vorläufigen Berechnungen des Sta
tistischen Bundesamtes DM 376,8 Milliarden und damit einen Zuwachs von 6,2 v. H. gegen
über 8,8 v. H. in 1962 und 9,9 v. H. in 1961. Nach Ausschaltung der Preisveränderungen wuchs
das Sozialprodukt um ca. 3,2 v. H. gegenüber 4,2 v. H. in 1962 und 5,4 v. H. in 1961. Das
Volkseinkommen stieg nominal um 5,8 v. H. im Vergleich zu 8,2 v. H. in 1962 und 9,5 v. H.
in 1961. Besonders auffällig war der Zuwachs bei den Einkommen aus unselbständiger Arbeit
in Höhe von 7,4 v. H. Hiermit im Zusammenhang steht auch ein Anwachsen der Sparguthaben
von DM 69,9 Milliarden Ende 1962 auf DM 81,5 Milliarden Ende 1963, entsprechend einem
Zuwachs von 16,6 v. H.
Die industrielle Produktion in Deutschland erhöhte sich um 3,5 v. H. gegenüber 4,6 v. H. in
1962 und 5,1 v. H. in 1961. Diese Produktionserhöhung ist ohne Vermehrung der Beschäftig
tenzahl und trotz Rückgang an geleisteten Arbeitsstunden erzielt worden. Während im ersten
Halbjahr die Auslandsbestellungen, die gegenüber dem Vorjahr um 18 v. H. stiegen, im
Vordergrund standen, belebte sich die Binnennachfrage, ausgehend von Aufträgen der öffent
lichen Hand, erst in der zweiten Jahreshälfte. Innerhalb der einzelnen Industriezweige war
die Entwicklung wiederum recht unterschiedlich. An der Spitze lagen die Mineralölver
arbeitung mit einem Zuwachs von 14,4 v. H. und die Chemiefasererzeugung mit 13,4 v. H.,
während die Investitionsgüterindustrie lediglich einen Zuwachs von 1,2 v. H. erzielte, da in
diesem Bereich die Produktion auf dem Schiffbausektor um 10,6 v. H., im Maschinenbau um
4,1 v. H. und in der Elektroindustrie um 1,8 v. H. zurückging. Gegen Ende des Jahres hat sich
die konjunkturelle Entwicklung auf dem Investitionsgütersektor weiterhin gebessert.
Die Anspannungen auf dem Arbeitsmarkt blieben 1963 unverändert bei einer nur unwesent
lich erhöhten Zahl der Arbeitnehmer um rd. 240 000 auf 21,3 Millionen. Hierin sind rd. 800 000
ausländische Arbeitnehmer enthalten. Der Anstieg der Lohnkosten setzte sich 1963 mit 6 v. H.
fort, gegenüber 12,7 v. H. in 1962.
Der Außenhandel der Bundesrepublik erbrachte sowohl dem Werte wie dem Volumen nach
einen neuen Höchststand mit DM 58,3 Milliarden in den Ausfuhrwerten und DM 52,3 Milliar
den in den Einfuhrwerten. Hieraus ergab sich ein bisher nur vom Aktivsaldo des Jahres 1961
übertroffener Exportüberschuß von DM 6,0 Milliarden (1962: DM 3,5 Milliarden). Bei den
Ausfuhrwerten betrug die Steigerungsquote gegenüber dem Vorjahresresultat 10,1 v. H.
(1962: 3,9 v. H.) und bei den Einfuhrwerten 5,6 v. H. (1962: 11,6 v. H.). Das Volumen der Ein
fuhr und der Ausfuhr erhöhte sich etwas stärker als die tatsächlichen Werte. Das Haupt
merkmal der Außenhandelsentwicklung ist die starke Zunahme der Ausfuhr, insbesondere
in die Länder des EWG-Raumes. Dagegen schwächte sich der Export in die USA weiter ab,
so daß sich der seit Jahren im Warenverkehr mit diesem Land zunehmende Passivsaldo (1962:
DM 3,2 Milliarden) wiederum, und zwar auf DM 3,7 Milliarden, vergrößerte.
Der Kapitalverkehr mit dem Ausland erbrachte einen Aktivsaldo von DM 2,4 Milliarden
gegenüber DM 1,0 Milliarden im Jahre 1962. Hierzu trugen langfristige Kapitalleistungen
von privater Seite in Höhe von DM 3,2 Milliarden (1962: DM 1,1 Milliarden) maßgeblich bei,
wovon allein DM 2,9 Milliarden auf Nettokäufe inländischer Wertpapiere entfielen. Während
der Aktienerwerb durch Ausländer mit DM 0,9 Milliarden fast unverändert blieb, war der
Nettoabsatz deutscher Rentenwerte, hauptsächlich der zinsattraktiven, sechsprozentigen
öffentlichen Anleihen, annähernd dreimal so groß wie im vorangegangen Jahr.
Die Dienstleistungsbilanz war mit DM 1,4 Milliarden (1962: DM 1,7 Milliarden) wiederum
passiv. Sonderbewegungen wie Zahlungen für Wiedergutmachung und Truppenstationie
rung führten zu Abflüssen in Höhe von DM 3,6 Milliarden. Die Zahlungsbilanz schließt mit
einem Uberschuß von DM 2,6 Milliarden, wodurch sich die Währungsreserven von DM 27,7
Milliarden auf DM 30,3 Milliarden erhöhten.
Die vorliegenden Zahlen über Forderungen und Schulden an das Ausland lassen jedoch er
kennen, daß der finanzielle Status der Bundesrepublik gegenüber dem Ausland nicht so
günstig ist, wie es auf Grund einer isolierten Betrachtung der Währungsreserven erscheinen
kann.
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