Bundesbank regulierte den Geldmarkt, indem sie sowohl in ihrer Devisenpolitik die Swap
sätze wie in ihrer Offenmarktpolitik die Abgabesätze für Geldmarktpapiere elastisch den
Erfordernissen anpaßte.
Auf dem Kapitalmarkt erfüllten sich die zu Beginn des Berichtsjahres gehegten Erwartungen
eines allmählichen Zinsabbaues nicht. Nachdem in den ersten Monaten Rentenpapiere mit
5*/4 °/o zu erhöhtem Emissionskurs untergebracht wurden, die für eine kurze Zeit von
5V*#/oigen Pfandbriefen abgelöst wurden, erwies sich im zweiten Quartal, daß nur 6°/oige
festverzinsliche Wertpapiere Aufnahme fanden. In den Sommermonaten zeigten die Anleger
große Zurückhaltung. Die bestehende Tendenz einer weiteren Anhebung des Kapitalzinses
wurde erst im Oktober mit der Unterbringung der 6 #/oigen Anleihe der Bundesrepublik bei
einer auf 10 Jahre verkürzten Gesamtlaufzeit und unter Verzicht auf vorzeitige Kündigung
und Tilgung beseitigt. Damit wurde ein neuer Ausgangspunkt für die weiteren 6 °/oigen Emis
sionen geschaffen.
Der Absatz der neuen festverzinslichen Wertpapiere in Höhe von rund DM 12 Milliarden
liegt um 25 °/o höher als im Vorjahr. Hiervon entfallen rund DM 7 Milliarden auf Pfandbriefe
und Kommunalobligationen, DM 3 Milliarden auf Anleihen der öffentlichen Hand, und
DM 1,1 Milliarden auf Industrieobligationen. Außerdem sind in großem Umfange, ins
besondere von Industrieunternehmen, Schuldscheindarlehen aufgenommen worden. Die
gegenüber dem Vorjahr erhöhten Tilgungen alter Emissionen sind vielfach für Neuanlagen
verwandt worden. In zunehmendem Maße haben auch ausländische Anleger und private
Käufer zu dem hohen Absatz festverzinslicher Papiere beigetragen.
Am Aktienmarkt führten die politischen Krisen und die gedämpften Konjunkturerwartungen
dazu, daß die im Vorjahr eingetretene Abwärtsentwicklung der Aktienkurse sich fortsetzte.
Nachdem die Kurse bis März bei kleinen Umsätzen unter Schwankungen nur langsam nach
gaben, kam es dann zu stärkeren Kurseinbrüchen. Der 29. Mai brachte - nach starken Kurs
rückgängen an der New Yorker Börse am Vortage - einen Kurssturz, dessen Ausmaß weite
Aktionärskreise beunruhigte. Unsicherheit und abwartende Haltung der Anleger wirkten sich
in weiterhin rückläufigen Kursen aus, die unter Schwankungen Mitte Oktober ihren Jahres-
tiefststand erreichten. Nach Beilegung des Kuba-Konfliktes trat eine Erholung ein, die bis
Jahresschluß anhielt. Der Kursindex (Statistisches Bundesamt: 31. 12. 1953 100) stellte sich
am Jahresschluß auf 492. Gegenüber der vorjährigen Vergleichsziffer von 647 war damit ein
Kursverlust von rund 24 v. H. eingetreten. Auch die ausländischen Börsen mußten, mit Aus
nahme Frankreichs, im Berichtsjahr Kursverluste hinnehmen. Die Neuemissionen von Aktien
erreichten einen kursmäßigen Wert von nur DM 2,2 Milliarden gegenüber DM 3,3 Milliarden
im Vorjahr; ihr Nominalwert betrug rund DM 1,5 Milliarden. Der niedrigere Emissionswert
der Aktien beruht nicht nur auf zurückgenommenen Ausgabekursen, sondern auch auf
geringeren Emissionen.
Im Lande Bremen war die allgemeine Wirtschaftsentwicklung zufriedenstellend. Auf vielen
Gebieten wurden weitere Fortschritte erzielt. Die Belastungen aus der Auflösung des Borg-
ward-Konzerns wurden überwunden. Durch die inzwischen abgeschlossene Übernahme der
Werksanlagen durch Betriebe der Fahrzeug- und Elektroindustrie konnte die bremische In
dustrie auf eine breitere Grundlage gestellt werden. Die Schäden aus der Sturmflutkata
strophe im Frühjahr haben zu einer nachhaltigen Behinderung der Wirtschaft nicht geführt.
Der über die bremischen Häfen abgewickelte Außenhandelsverkehr erhöhte sich nach bis
herigen Ermittlungen in der Wareneinfuhr auf DM 5,1 Milliarden (Vorjahr DM 4,3 Milliar
den), während die Warenausfuhr sich auf DM 6,8 Milliarden gegenüber DM 6,3 Milliarden
im Vorjahr steigerte. Der Seegüterumschlag betrug insgesamt 15,9 Millionen Tonnen, hier
von einkommend 9,9 Millionen Tonnen, ausgehend 6 Millionen Tonnen. Damit wurde nicht
nur das Vorjahresergebnis um 7 v. H. übertroffen, sondern eine absolute Spitze erzielt. Der
Zuwachs betraf sowohl Stückgüter wie auch das Massengut. Am Gesamtumschlag war das
Stückgut mit 54 v. H., das Massengut mit 46 v. H. beteiligt.
Der stadtbremische Hafenausbau wurde intensiv weitergeführt. Der wachsende Schiffs
verkehr macht die Dringlichkeit des Bauvorhabens besonders deutlich: Im Berichtsjahr wur
den 13 900 Schiffsankünfte aus 46 Ländern registriert, d. h. etwa 600 Schiffe mehr als 1961.
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