Die wirtschaftliche Entwicklung in Bremen und der Schwesterstadt Bremerhaven war durch außerordentliche Ereignisse belastet. Durch den Zusammenbruch der Borgward-Werke verlor Bremen sein größtes Industrieunternehmen. Es kann aber erwartet werden, daß durch die inzwischen weitgehend erfolgte Übernahme der Werksanlagen durch andere Betriebe auf lange Sicht die bremische Industrie in der neuen Zusammensetzung krisenfester wird. Die DM-Aufwertung hat die Seeschiffahrt und Werftindustrie sowie den Exporthandel erheblich benachteiligt, auch hat sich aus den strukturellen Wandlungen auf dem größeren europäischen Markt ein schärferer Wettbewerb ergeben. Im ganzen darf gesagt werden, daß Bremen in seiner besonderen Struktur als Hafenstadt sich seine bedeutungsvolle Stellung erhalten hat und für viele Unternehmen auch das letzte Jahr durchaus erfolgreich war. über die bremischen Häfen wurden im gesamten Außenhandelsverkehr als Wert für die Wareneinfuhr DM 4,3 Milliarden gegenüber DM 4,6 Milliarden im Vorjahr ermittelt. Hierbei entfallen auf Baumwolle 13,3 v. H., auf Wolle 10,1 v. H., auf Rohtabak und Kaffee je 6,6 v. H. des Gesamtwertes. Die Warenausfuhr erreichte einen Wert von DM 6,1 Milliarden gegenüber DM 6,3 Milliarden im Jahre 1960. Der Seegüterumschlag der bremischen Häfen belief sich auf 14,89 Millionen Tonnen und lag damit geringfügig unter dem Vorjahrsergebnis. Die Einbuße ergab sich auf der Seite des Güterempfanges hauptsächlich durch verringerte Einfuhr von Kohle und Erz. Die Baumwoll einfuhren lagen etwas unter dem Stand des Vorjahres. Beim Stüdegut, das 56 v. H. des gesamten Umschlages ausmachte, bahnte sich eine Umkehr der bisherigen Entwicklung an; es gewann gegenüber dem Massengut an Volumen auf der Empfangsseite und verlor auf der Versandseite. Der Ausbau der bremischen Häfen und die Modernisierung ihrer technischen Ausrüstung wurde zügig fortgesetzt. Der Schwerpunkt der Programme liegt in Bremen bei dem Bau neuer Hafenbecken für den Stückgutumschlag, in Bremerhaven bei dem Bau des neuen Erzhafens. Die seewärtige Handelsschiffahrt konnte sich trotz teilweise freundlicherer Frachtratensitua tion auch im Berichtsjahr nicht erholen. Die Aufwertung traf die deutsche Seeschiffahrt, die als einziger Wirtschaftszweig ihre Leistungen ausschließlich im internationalen Bereich erbringt, besonders hart. Im echten Reise- und Auswandererverkehr Bremerhavens wurden über 70 000 Passagiere abgefertigt. Die deutschen Reedereien, die ihre nahezu vollständig verlorengegangene Handelsflotte vorwiegend mit fremden Mitteln wieder aufbauen mußten, leiden insbesondere unter den Wettbewerbsverzerrungen im internationalen Konkurrenzkampf. Durch Zinsbeihilfen, Ab wrackprämien und Neubaudarlehen will der Bund die schwierige Lage der Reedereien erleich tern. Im neuen Außenwirtschaftsgesetz finden sich auf deutscher Seite die ersten gesetzlichen Handhaben, den Flaggendiskriminierungen Ladungslenkung auf die eigenen Schiffe, Sperrung der fremden Schiffe seitens einiger ausländischer Schiffahrtsnationen zu be gegnen. Die Krise der deutschen Hochseefischerei hat sich, insbesondere durch einen starken Rück gang der Fangergebnisse, so verschärft, daß durchgreifende staatliche Hilfen struktureller und konjunktureller Art unumgänglich sind. Die deutsche Trawler-Flotte verminderte sich im Zuge der Modernisierung und ohne Verluste an Tonnage von 190 auf 170 Einheiten, wovon 95 (1960: 107) Einheiten in Bremerhaven beheimatet sind. Die Anlandungen der deutschen Trawler in Bremerhaven gingen mengenmäßig um 19,8 v. H. und wertmäßig um 10,1 v. H. zurück. Auch die Logger-Flotten von Bremen-Vegesack und Emden erzielten schlechtere Fangergebnisse als 1960. Die bremischen Werften haben, wie der gesamte deutsche Schiffbau, ein schweres Jahr hinter sich. Ihre Wettbewerbsfähigkeit wird seit Jahren durch ausländische Schiffbau-Subventionen belastet. Hinzu kamen im Berichtsjahr die einschneidenden Auswirkungen der DM-Auf Wer tung, die bei der großen Abhängigkeit des Schiffbaues von Auslandsaufträgen die bre mische Exportquote in BRT betrug noch 67 v. H. zu kalkulationsmäßig kaum vertretbaren Preisnachlässen zwangen. Daher konnten die Bremer Werften trotz einer Steigerung der Bau leistung im Seeschiffbau von 193 000 BRT im Jahre 1960 auf rd. 271 000 BRT im Jahre 1961 bei einem Exportanteil von rd. 64,5 v. H. keine entsprechend größeren Umsätze erzielen. Auf Grund dringender Vorstellungen haben staatliche Stellen in den letzten Monaten des Berichts jahres in beschränktem Umfange für die Finanzierung von Auslandsaufträgen gewisse Kredit hilfen gewährt. Hierdurch konnte die deutsche und auch die bremische Werftindustrie einige Auslandsaufträge buchen. 9

Rabobank Bronnenarchief

Geschäftsberichte Norddeutsche Kreditbank | 1961 | | pagina 11