Geschäftsbericht des Vorstandes über das Geschäftsjahr 1954 A. Allgemeine Entwicklung n. 8 I. Das Jahr 1954 stand für die westdeutsche Wirtschaft im Zeichen immer noch ansteigender Konjunktur, wenngleich dieselbe sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren verflachte und die Tendenz mehr auf eine Konsolidierung gerichtet war. Vermehrte Produktionsleistung verband sich mit preismäßiger Stabilität. Soweit sich das Kreditvolumen ausweitete, wirkte sich dieses zum überwiegenden Teil auf dem Gebiet der langfristigen Ausleihungen aus, während die kurzfristigen Kredite nur unbedeutend Zunahmen, ein Zeichen erhöhter finan zieller Stabilität einerseits wie auch gewisser Konsolidierungsbestrebungen andererseits. Das Bruttosozialprodukt der westdeutschen Wirtschaft stieg von 134 Milliarden DM im Jahre 1953 auf rund 145 Milliarden DM 1954, d. h. um etwa 8 Prozent. Bei dieser Steigerung stand die Investitionsgüterindustrie im Vordergrund, bei der sich die Indexziffer (1936 100) von 191 auf 231 erhöhte. Der Produktionssteigerung entsprach die Zunahme der Zahl der Be schäftigten von 16,0 auf 16,8 Millionen (jeweils September-Zählung). Zur gleichen Zeit betrug die Zahl der Arbeitslosen 823 000 gegenüber 941 000 im Vorjahr. Regierung und Wirtschaft waren bestrebt, bei dieser auch international in Erscheinung treten den günstigen Konjunktur Übersteigerungen möglichst zu vermeiden und den Wert mehr auf die Rationalisierung und nicht auf die Kapazitätsausweitung zu legen. Daß es zu Übersteige rungen bisher nicht gekommen ist, zeigt die Entwicklung der Preise. Der Index der Erzeuger preise industrieller Produkte (1950 100) stieg lediglich von 116 auf 117. Ebenso stieg der Lebenshaltungskostenindex nur geringfügig, nämlich von 107 auf 110. Unterstützt wurde die westdeutsche Wirtschaft hierbei durch die allgemein stabilen Verhältnisse auf den inter nationalen Rohstoffmärkten, was die Zahlen des deutschen Außenhandels bestätigen. Wäh rend die Einfuhrwerte von 16,0 auf 19,3 Milliarden DM, d. h. um 20,6 Prozent stiegen, wuchs das Einfuhrvolumen (Mengen bewertet zu Durchschnittspreisen von 1950) von 15,2 auf rund 19,0 Milliarden DM, d. h. um etwa 25 Prozent. Auf der anderen Seite erhöhten sich die Aus fuhrwerte von 18,5 auf 22,0 Milliarden DM, d. h. um 18,9 Prozent, während das Ausfuhr volumen von 15,1 auf rund 18,7 Milliarden DM, d. h. um etwa 24 Prozent anstieg. Diese Zahlen zeigen aber auch, daß die produktionsmäßige Ausweitung Westdeutschlands mit einer recht kräftigen Belebung des Außenhandels Hand in Hand ging. Gefördert wurde diese Entwicklung durch einen sukzessiven Abbau der Devisenbeschränkungen einerseits und die Ausdehnung der Liberalisierung andererseits. Immerhin erscheint klar, daß der Weg zur vollen Konvertibilität nur schrittweise begangen werden kann. Als Folge der Produktionsausweitung stieg der Zahlungsmittelumlauf Westdeutschlands von 12,4 auf 13,3 Milliarden DM. Von letzterem waren 10,9 Milliarden DM durch Gold und Devisen gedeckt gegenüber 8,1 Milliarden DM im Vorjahr. Hierbei ist zu beachten, daß die bilateralen Guthaben Westdeutschlands bei „sonstigen Verrechnungsländern" stark rückläufig waren. Der Seegüterumschlag der bremischen Häfen hielt sich, obwohl das Aufkommen an Besatzungs gut erheblich zurückging, mit 9,816 Millionen t etwa auf der Höhe des Vorjahres, da der Um schlag an Handelsgütern zum Teil wesentlich anstieg. Der Umschlag an Getreide stieg in den ersten elf Monaten des Berichtsjahres gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres von 644 000 t auf 980 000 t, der Umschlag an Baumwolle von 158 000 t auf 226 000 t und der an Mineralölen von 628 000 t auf 653 000 t. Bei weiteren für Bremen charakteristischen Gütern hielt sich der Umschlag etwa auf der Höhe des Vorjahres. So betrug in den ersten elf Monaten der Umschlag an Wolle 79 000 t, der an Südfrüchten 70 000 t, an Tabak 27 000 t, an Kaffee 25 000 t und an Weinen 21 000 t.

Geschäftsberichte Norddeutsche Kreditbank | 1954 | | pagina 10