Der Zeitraum vom 21. Juni 1948 bis zum 31. Dezember 1949, dem ersten Bilanztermin nadi der Währungsreform, umfaßt eine der schwierigsten Perioden, die das deutsche Bankwesen in seiner Geschichte durchzumachen hatte. Nicht nur waren unser Eigenkapital und die Depo siten auf bescheidene Beträge zusammengeschrumpft, sondern auch bei unserer Kundschaft waren - besonders im Handel - schwerste Schrumpfungen der Eigenmittel, aufgezehrte Warenläger und verlorene Absatzgebiete festzustellen. Die Industrie hatte durch die Ein wirkungen des Bombenkrieges auf das schwerste gelitten. Wichtige Betriebe waren einer vollständigen Demontage unterworfen worden. Ohne die Hilfe des Marshallplanes wäre es nicht möglich gewesen, den Import an Rohstoffen und Lebensmitteln durchzuführen, der die Voraussetzung für den Erfolg jeder Wiederaufbau arbeit war. Für Bremen, als wichtigstem Importhafen für Baumwolle, Wolle, Tabak, Getreide, Kaffee und viele andere Rohstoffe, war dies der Beginn eines neuen Lebens. Was dank einer verständnisvollen Führung der Wirtschaftspolitik durch die Bundesregierung in dieser Zeit erreicht worden ist, ist bekannt. Der Ausbruch des Koreakrieges im Juni 1950 brachte eine erneute Wandlung. Die inter nationalen Warenpreise stiegen auf erhebliche Höhen, und zwar in einem Zeitpunkt, in dem die Mangellage in Deutschland noch nicht ganz überwunden war. Dieses erforderte von dem Bankwesen schwere Entscheidungen, welche noch vor dem Ende des Koreakrieges zu einer Drosselung des Importgeschäftes und der damit zusammenhängenden Finanzierungen führ ten. Ebenso wie dem Handel haben wir auch der bremischen Industrie, dem Binnenhandel und Gewerbe nach Kräften mit Krediten zur Verfügung gestanden und so zu dem Wieder aufbau des Wirtschaftslebens unserer Stadt wesentlich beigetragen. Die Gewinne der Jahre 1948 bis 1951 haben wir ausschließlich zur Bildung der gesetzlich vorgeschriebenen Sammel wertberichtigungen, zur Tilgung des Kapitalentwertungskontos in Höhe von DM 1 461 684,83 bis 31. Dezember 1951 und zur Bildung von stillen Reserven benutzt. Durch die Verordnung Nr. 133 der Militärregierung betr. die Dezentralisation im Bank gewerbe waren wir gehalten, uns von unserer Filiale Hamburg zu trennen. Wir haben uns entschlossen, unser dortiges Geschäft mit Wirkung vom 21. Juni 1948 auf das seit 1590 be stehende, altangesehene hamburgische Bankhaus Joh. Berenberg, Gossler Co. zu über tragen, wobei unser Personal ausnahmslos in die Dienste dieses Institutes übernommen wurde. In diesem Zusammenhang ist die Norddeutsche Kreditbank A.G. als persönlich haf tende Gesellschafterin in die Firma Joh. Berenberg, Gossler Co. eingetreten. Als persönlich haftende Gesellschafter gehören dieser Firma außerdem die Herren Baron Cornelius von Berenberg-Gossler, Heinrich von Berenberg-Gossler und August Rohdewald an. Wir hätten uns zu dieser Lösung auch ohne das Vorhandensein der Verordnung Nr. 133 der Militär regierung entschlossen, da die Entwicklung unserer Filiale Hamburg in den Jahren von 1929 bis 1948 zwar befriedigend war, aber nicht die Erwartungen erfüllte, die man an das Geschäft am Platze Hamburg stellen mußte. Die neue Lösung, die darin besteht, daß die Norddeutsche Kreditbank A.G. sich an einem altangesehenen Hamburger Hause beteiligt hat, das von jeher im internationalen Geschäft und insbesondere in der Finanzierung des Ein- und Ausfuhr handels einen führenden Platz einnahm, hat sich in jeder Hinsicht bewährt. Die geschilderte Entwicklung erforderte in ganz besonderem Maße den unermüdlichen und vollen Einsatz aller Mitarbeiter. Wir sprechen ihnen dafür auch an dieser Stelle unseren be sonderen Dank aus. Die Zahl unserer Betriebsangehörigen betrug am 31. Dezember 1949 am 31. Dezember 1950 am 31. Dezember 1951 am 1. Januar 1948 am 21. Juni 1948 142*) 161 243 272 ohne das Personal der Hamburger Filiale. 288 10

Rabobank Bronnenarchief

Geschäftsberichte Norddeutsche Kreditbank | 1951 | | pagina 18