BERICHTDESVORSTANDES
1. Allgemeines
Hin amerikanischer Bankier verglich die europäische Wirtschaft des Jahres 1947 mit einer Badewanne. Das
Schlimmste, was geschehen könnte, sei nach seiner Meinung, wenn man Wasser in Form von Krediten in diese
Wanne gösse, bevor sie geflickt sei. Das Wasser würde nur auslaufen und neues nicht mehr zu erhalten sein. Die
Warme leckt auch heute noch. Insofern ähnelt das Geschäftsjahr 1947 seinem Vorjahr. Irgendein nennenswerter
Fortschritt konnte weder auf politischem noch auf wirtschaftlichem Gebiete erzielt werden. Die Summe der Miß
verständnisse und des Mißtrauens war noch so groß, daß sie eine Gesundung ausschloß. Im Strom der zahlreichen
Konferenzen trieb Deutschland als politisches und wirtschaftliches Wrack weiter. Die totale Unausgeglichenheit
war das Wesensmerkmal unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Unterbeschäftigung und Unterproduktion
regierten die Stunde. Weit klafft das güterwirtschaftliche Vakuum. Die gevierteilte Bevölkerung gleicht einer
übermüdeten eingeschüchterten Herde.
Gegen Ende des Berichtsjahres lockerte sich der. Zustand der Erstarrung. An seine Stelle trat die Erkenntnis
über die Schwere der Amputation, die die deutsche Wirtschaft in Kauf zu nehmen hat. Aber nur allmählich werden
die verhängnisvollen Wirkungen dieser Maßnahme in der Allgemeinheit fühlbar, indes das bedeutsame Wort eines
hohen amerikanischen Vertreters, daß „noch nie ein besiegtes Land so gut behandelt wurde wie Deutschland
wohl im Sinne Thomas Campbeils zu deuten ist, wonach kommende Ereignisse ihre Schatten vorauswerfen.
Die Ausfuhr an Rohstoffen und Halbfertigwaren betrug im Jahre 1947 84,4 Prozent unserer Gesamtausfuhr.
Demgegenüber ist der Exportanteil der Fertigfabrikate noch verschwindend gering. Darüber hinaus fehlen dem
Inland die notwendigen Verbrauchsgüter. Die menschliche Arbeitskraft ist heruntergewirtschaftet, direr Steigerung
wird die Hauptaufmerksamkeit gelten müssen. Denn die Versorgung unserer gesamten Bevölkerung mit Ver-
brauchsgütem und mit ausreichender Ernährung ist die menschlich vordringlichste und betriebswirtschaftlich
produktivste Investition.
Die Aufgaben, welche die deutschen Kreditinstitute im Zusammenhang mittler Geldreform zu erfüllen, die
Opfer die sie zu bringen haben, werden bedeutend sein. Daß das Geld- und Krfeditvolumen sich erheblich ver
ringern wird, liegt auf der Hand. Pflegliche Behandlung und tatkräftige Förderung der kreditsuchenden Wirt
schaft ist oberste Bankenpflicht. Schon aus diesem Grunde sind die Zinssätze des Jahres 1924 unstatthaft. Auf ^ei
andern Seite wird der Verwaltungsapparat nur geringe Einschränkungen gestatten, so daß der Ausgleich zwisc en
Unkosten und Ertrag in dem erst allmählich anlaufenden Konto-Korrent- und in dem relativ schnell entsetzenden
Wechselgeschäft zu suchen ist, während der Umfang des Auslandsgeschäfts von dem unbekannten Faktor der
zukünftigen Ein- und Ausfuhrmöglichkeiten abhängen wird.
Gleichwohl ist generell zu, hoffen, daß der Wirtschaftsdirektor Professor Dr. Erhard recht behält wenn er
sagt, „daß unsere nach einer sorgfältig abgewogenen Währungsreform wieder rechenhaft gewordene Wirtscha
durch die ihr aus der Marshall-Hilfe zufließenden Mittel und deren ökonomisch richtigen Einsatz eme nach
haltige und stetige Belebung erfahren wird."
Dann wird die eingangs erwähnte Badewanne geflickt sein und das Quellwasser ausländischer Privatkredite
nicht im deutschen Trümmerfeld versickern.
2. Im besonderen
Der Geschäftsverkehr bei unserer Bank hat im Jahre 1947 eine neue Zunahme erfahren Die Bilanzsumme
stieg infolge Erhöhung der Kundeneinlagen von RM 222 946 016,14 auf RM 230 146 353,98. Die Umsätze haben sich
gegenüber dem Vorjahre um 9,6 Prozent vermehrt. Im einzelnen geben wir zur, Bilanz und zur Gewinn- und Ver-
lustrechnung die nachstehenden Erläuterungen.
Unsere Barreserve ist um rund RM 26,5 Millionen auf RM 83 376 147,02 angewachsen. Die Barliquidität nach
den Bestimmungen des 16 Abs. 1 KWG. stellt sich auf 45,5 Prozent. Schecks zeigen am Jahresende mit
RM 2 587 363,80 einen um rund RM 1,9 Millionen höheren Bestand. Die Wechselanlage verrmgerte sich vo
RM 15227 236,44 auf RM 13263 465,65. Die im Vorjahre mit RM 83 TW ^.“<7*“- D^Wert-
unverzinslichen Schatzanweisungen des Reichs und der Länder verminderten sich auf RM 73 700 OOO ^Der We
papierbestand erscheint nach weiteren Verkäufen mit RM 8 337 292,50. Kurzfalhge Forderungen unzwerielhafter
Bonität und Liquidität gegen Kreditinstitute haben geringfügig auf RM 1 514 840,84 zugenommem Nach den ^h
Ihnen der Bankaufsicht werden in dieser Bilanz erstmalig die z. Z. nicht verfügbaren Nosteöguttaben in der Ost
zone mit RM 7 896 296,82 unter „Ruhende Forderungen gegen Kreditinstitute" ausgewiesen Diese Forderungen
waren Ende 1946 in dem Posten Schuldner - Kreditinstitute - enthalten. Vorschüsse auf Waren
infolge geringeren Bedarfs an Krediten für Rohstoffeinfuhren eine Abnahme von RM 4300 012,09 auf RM 611 200.16.
Oie PosUion Schuldner hat sich um RM 15,6 Millionen äuf RM 28 661353,72 ermäßigt. Von diesem Rückgang
entfallen rund RM 4,9 Millionen auf verminderte Kreditinanspruchnahmen, im übrigen handelt es S1C*
buchundten der bereits erwähnten Osbguthaben von RM 7,9 Millionen, sowie der Forderungen gegen Kreditinstitute
und sonstige Schuldner in Höhe von RM 2,8 Millionen, die nach Militärregierung,^setz Nr,
und unter „Sonstige Aktiva” erscheinen. Unsere Beteiligungen zeigen eine leichte Erhöhung von RM 3 974 297,