BERICHT DES VORSTANDES
Das Geschäftsjahr 1945 brachte unserer Bank eine weitere Zunahme der fremden. Gelder um rd. RM. 58 Mill.
In ungefähr dem gleichen Ausmaß erhöhte sich die Bilanzsumme von RM. 171 340 453,18 auf RM. 225 563 581,28.
Die für die Beurteilung der allgemeinen Entwicklung maßgeblichen Geschäftszweige zeigen dagegen einen zum
Teil erheblichen Rückgang der Umsätze.
Zu den wesentlichen Posten der Jahresrechnung geben wir die nachstehenden Erläuterungen:
Die Barreserve ist um rd. RM. 58,2 Millionen auf RM. 64 574 314,63 verstärkt worden. Bei einem Rückgang
der Wechselanlage von RM. 35784 019,13 auf RM. 14 838 393,80 erscheinen Schatzwechsel und unverzinsliche
Schatzanweisungen des Reichs und der Länder mit einem Bestand'von RM. 83 690 502,60 um rd. RM. 39,5 Mil
lionen höher als im Vorjahr. Eigene Wertpapiere ermäßigten sich von RM. 10 913 728,41 auf RM. 10 118 857,94.
Umsätze in eigenen Aktien wurden von uns zu Kursen, die zwischen 126^* und 145 lagen, getätigt. Am Bilanz
stichtag befanden sich nom. RM. 1,5 Millionen eigene Aktien in unserm Besitz. Kurzfällige Forderungen, un-
zweifelhafter Bonität und Liquidität gegen Kreditinstitute weisen mit RM. 8 988 453,— eine Erhöhung um rd. RM. 3,7
Millionen auf. Die Ausleihungen in Form von Warenvorschüssen und Schuldnern sind infolge der Geldflüssig
keit und durch Verminderung von Warenbeständen um rd. RM. 27,2 Millionen auf RM. 34 061 534,97 zurückge
gangen. Nach geringen Abgängen und nach Wertberich igungen werden die Beteiligungen mit RM. 3 767 144,55
ausgewiesen. Einzahl üngsverpflichtungen auf nicht vollgerahlte Beteiligungen bestanden Ende 1945 in Höhe von
RM. 339 163,43. Die Grundstücke und Gebäude stehen unverändert mit RM. 2 100 000,-- zu Buch.
Die gesamten fremden Gelder sind im Laufe des JahveS 1945 von RM. 141 136 860,30 auf RM. 199 325 230,91
gestiegen. An dejn Zuwachs sind die sonstigen Gläubiger mit rd. RM. 61,6 Millionen beteiligt, während die
Einlagen deutscher Kreditinstitute um rd. RM. 4 Millionei abgenommen haben. Bei den Spareinlagen ergab sich
im vergangenen Jahr nur ein Uberschuß der Einzahlungen über die Auszahlungen von RM. 0,6 Millionen. Un
sere Verpflichtungen aus Akzepten verminderten sich im Rahmen des allgemein rückläufigen Kreditgeschäfte um
rund RM. 3,8 Millionen auf RM. 3 640 G4Ö,—Aval- und Bürgschaftsverpflichtungen gingen von RM. 4 861 662,51
auf RM 2 118 299,97 zurück.
Vor Aufstellung der Gewinn- und Verlust-Rechnung, die ein ausgeglichenes Bild zeigt, haben wir Teile der
Zins- und Provisionseinnahmen sowie alle sonstigen Erträge zu Wertberichtigungen verwandt.
Personalaufwendungen, Ausgaben für soziale Zwecke und sonstige Handlungsünkosten verringerten sich um
rd. RM. 292 000,auf RM. 1 351 426,04. Die Gesamtbezüge des Vorstandes einschließlich der Ruhegehälter an
frühere-Vorstandsmitglieder und deren Hinterbliebene betrugen für das Geschäftsjahr 1945 RM. 133 304,14. An
den Aufsichtsrat wurden satzungsgemäß RM. 14 201,32 vergütet. Unsere Steueraufwendungen erhöhten sich von
RM. 861 095,05 auf RM. 1 195 944,32. Zinsen und Diskont werden unter Berücksichtigung des unter Aufwendungen
erscheinenden Betrages für vergütete Zinsen auf jederzeit fällige Einlagen und feste Gelder mit RM. 1 534 351,76
ausgewiesen gegen RM. 1 407 862,22. Die Erträge aus Provisionen und Gebühren sind mit RM. 1 053928,20 in etwa
Vorjahreshöhe in die Erfolgsrechnung eingestellt.
Im Berichtsjahr haben wir das Ableben unserer Mitarbeiter Henning v. Brandis, Johannes Krämer, Paul
Müller, Ernst Oldenburg, Otto Philipsen, Wilhelm Redeker und Rudolf Thein zu beklagen. Wir werden ihr An
denken in Ehren bewahren.
Zwölf Mitarbeiter konnten im Jahre 1945 ihr 25jähriges Dienstjubiläum bei der Bank begehen.
»Wir sprechen allen Betriebsangehörigen für ihre Mitarbeit unseren besonderen Dank und unsere Anerken
nung aus.
Die außerordentlichen Ereignisse des Berichtsjahres^ geben zu einer allgemeinen Bemerkung Veranlassung.
Das bisher dunkelste Jahr der deutschen Wirtschaftsgeschichte haben wir hinter uns. Seit dem Zusammen
bruch lebt ein großer Teil der Industrie von der verbliebenen Kriegssubstanz. Die Läger des legitimen Han
dels sind leer. Die ausgezehrte Wirtschaft schreit nach Gütern. Die vielgestaltigen Hindernisse, die die Über
windung des Erstarrungszustandes immer noch nicht zu assen, sind ebenso bekannt, wie die zahlreichen Pläne,
die seiner Behebung gelten. Unsere Importabhängigkeit einerseits und die- durch den Industrieplan verschärfte
Export-Uhfähigkeit andererseits haben ein bedrohliches Vakuum und damit wohl erstmalig in der deutschen
Wirtschaftsgeschichte das Gefühl quälender Ratlosigkeit erzeugt, das än Apathie grenzt. Seine Ursachen
lassen sich nur'mit Hilfe des Auslandes beheben. Dabei wird weder die allgemein erstrebte Steuersenkung, noch