Geschäftsbericht 1930 -1931
Wir unterbreiten unseren Aktionären hiermit die Bilanz sowie die Gewinn- und Verlust
rechnung für das am 30. Juni 1931 abgelaufene Geschäftsjahr und für das durch General-
versammlungsbeschluh vom 16. August 1931 geschaffene abgekürzte Geschäftsjahr vom 1. Juli
bis 30. September 1931.
Die schon zu Beginn dieser Berichtszeit vorhandene wirtschaftliche Krise hat sich in immer
rascherem Mähe entwickelt und im ersten Halbjahr 1931 derartig zugespitzt, daß die Bank im
Juli 1931 ihre Schalter schließen mußte. Die Gründe für diesen Verfall liegen in dem Um
stande, daß die Bank sich ihrer Kundschaft, insbesondere den ihr nahestehenden industriellen
Werken in einem Maße zur Verfügung gestellt hatte, das über das richtige Verhältnis zum Eigen
kapital erheblich hinausging und nur durch eine weitgehende Aufnahme kurzfristiger Kredite
bestritten werden konnte. Infolgedessen mußte die dann im Frühjahr 1931 gegenüber allen
deutschen Banken einsetzende starke Zurückziehung fremder Gelder die Bank unmittelbar in
ihrer Liquidität und Existenz gefährden, und zwar umsomehr, als eine seit dem Frühjahr 1930
aufgenommene übermäßige Festlegung von Eigenkapital in Effekten bei stark weichenden Kursen
dauernd erhebliche Nachschüsse an Lombardgläubiger erforderte.
Eine durch den Schalterschluß veranlaßte Prüfung des Status der Bank ergab alsbald
hinsichtlich ihrer Schuldner, Wertpapiere und Beteiligungen die Notwendigkeit von Abschreibungen
und Rückstellungen in einer Höhe, die aus eigener Kraft nicht geleistet werden konnte. Auf
Grund der von der Deutschen Revisions- und Treuhand-Aktiengesellschaft und der Deutschen
Treuhand-Aktiengesellschaft für Warenverkehr getroffenen Feststellungen ist es in enger Zusammen
arbeit zwischen dem künftigen Vorstand der Bank, dem bestellten Treuhänder, dem Reich und
dem Bremischen Staate gelungen, einen nicht nur für die Bank, sondern für die ganze bremische
Wirtschaft und den deutschen Kredit im Ausland verhängnisvollen Konkurs zu verhüten und die
Bank unter Zuführung ausreichender neuer Mittel auf neuer Grundlage wieder aufzubauen. Nach
den getroffenen Feststellungen wurden Abschreibungen von rd. RM. 70 000 000benötigt, die
zur Hälfte in Kapital, Reserven und errechnetem Jahresgewinn zur Verfügung standendie übrigen
für Abschreibungen erforderlichen Beträge sowie die zur Fortführung der Bank notwendigen
Betriebsmittel sind vom Reich und vom Bremischen Staate bereitgestellt worden.
Die Tätigkeit der Bank in der Zeit vom Juli - seit Schalterschluß bis zum 30. Sep
tember 1931 wurde durch die Unsicherheit über die Gestaltung ihres weiteren Schicksals sowie
durch die Sanierungsverhandlungen mit inländischen und ausländischen Gläubigern stark behindert.
Die Unruhe, die sich aus der Kenntnis der eingetretenen großen Verluste bei der hiesigen und
auswärtigen Kundschaft ergab, beeinträchtigte den Geschäftsgang und veranlaßte vorübergehend
Abhebungen und Abwanderungen seitens der Kundschaft. Erst das mit der Bekanntgabe der