Der Preisauftrieb hat sich 1991 vor allem
durch die Steuererhöhungen zur Jahresmitte,
den Anstieg der Wohnungsmieten und der
Energiepreise sowie die Verteuerung saisonab
hängiger Nahrungsmittel und einer Reihe von
Dienstleistungen verstärkt. In Westdeutschland
stieg die Inflationsrate im Jahresdurchschnitt
um 3,5% (1990: 2,7%), wobei im 2. Halbjahr
die Vier-Prozent-Marke meist überschritten
wurde.
Der Arbeitsmarkt war im Berichtsjahr stark
zweigeteilt. In Westdeutschland erhöhte sich
die Zahl der Erwerbstätigen einschließlich der
Pendler aus Ostdeutschland um 800000 Per
sonen auf 29,2 Millionen. Im Jahresdurch
schnitt waren 1,69 Millionen Arbeitslose regi
striert, d.h. 10% weniger als im Vorjahr. Das
entspricht einer Arbeitslosenquote - auf der
Basis der abhängigen Erwerbspersonen - von
durchschnittlich 6,3 (nach 7,2 im Vorjahr).
In den neuen Bundesländern hat sich die Lage
am Arbeitsmarkt dagegen weiter verschärft.
Zum Jahresende hatten 1 038000 Personen
keinen Arbeitsplatz. Die Arbeitslosenquote
stieg binnen Jahresfrist von 7,3 auf 11,8%.
Dabei wäre die Beschäftigungslosigkeit hier
ohne die anhaltenden Pendler- und Abwande
rungsbewegungen sowie die arbeitsmarkt
politischen Maßnahmen um schätzungsweise
2 Millionen Menschen höher gewesen.
Die finanzielle Belastung der öffentlichen Haus
halte hat sich insbesondere durch die Aufbrin
gung der notwendigen Mittel für die Förde
rung des wirtschaftlichen Aufbaus der neuen
Bundesländer und dessen soziale Flankierung
in 1991 gegenüber dem Vorjahr erheblich
verstärkt. Der Nettokreditbedarf des Bundes,
seiner Sondervermögen und -fonds sowie der
Länder und Kommunen erreichte in der
Abgrenzung der Finanzstatistik annähernd
130 Mrd. DM und damit in etwa 4,5% des
Bruttosozialproduktes. Allerdings blieb die
Neuverschuldung des Bundes vor allem dank
wesentlich höherer Steuereinnahmen mit
52 Mrd. DM um rund 9,5 Mrd. DM unter dem
Ansatz im Haushaltsplan.
Die Deutsche Bundesbank hielt ihren straffen
geldpolitischen Kurs im Berichtsjahr unver
ändert bei. Mit dem Anfang Dezember für
1991/92 beschlossenen Geldmengenziel sowie
der mehrmaligen Anhebung der Leitzinssätze
unterstrich sie ihre Entschlossenheit, jedem
weiteren Verlust an Geldwertstabilität und der
damit verbundenen Gefahr von Wachstums
und Beschäftigungseinbußen kompromißlos
entgegenzuwirken.
Das Börsenjahr 1991 verlief für viele Aktien
anleger recht enttäuschend. Zwar konnte der
Deutsche Aktienindex (DAX) mit einem Plus
von knapp 13% die starken Vorjahreseinbußen
von 23% teilweise wieder wettmachen. Doch
dieser aus 30 Spitzenwerten errechnete Index
anstieg verdeckt die eher magere Entwicklung
der Masse der sonstigen börsennotierten
Werte. Auch die im Jahresverlauf starken Kurs
schwankungen brachten für viele Aktionäre
nicht die reine Freude. Insgesamt mußte denn
auch der Aktienhandel an den deutschen
Börsen einen Umsatzrückgang von 25%
gegenüber dem Vorjahr hinnehmen.
Der Rentenmarkt entwickelte sich dagegen
wesentlich besser, als zu Jahresbeginn ange
sichts der weiterhin hohen Kapitalmarktbe
anspruchung im Gefolge der deutschen Ver
einigung zu erwarten war. Die Umlaufrendite
öffentlicher Anleihen, die Ende 1990 bei
9,09% lag, fiel unter geringen Schwankungen
bis zum Jahresschluß auf 8,40%. Dabei führte
der stärkere Rückgang der Sätze am langen
Ende des Marktes zu einer prägnant inversen
Renditestruktur. Dennoch erwies sich der
Rentenmarkt insgesamt als recht ergiebig. Der
Nettoabsatz übertraf mit 227,8 Mrd. DM das
Rekordergebnis des Vorjahres noch einmal um
1,1 Mrd. DM. Der größte Teil davon wurde
von der inländischen Privatkundschaft aufge
nommen.
5