Geldentwertung, gemessen am Preisindex für
die Lebenshaltung aller privaten Haushalte in
der Bundesrepublik, übertraf mit 2,8% die des
Vorjahres um 1,5 Prozentpunkte.
Auf den Arbeitsmarkt ist die dynamische Wirt
schaftsentwicklung des vergangenen Jahres
voll durchgeschlagen. Trotz vorübergehender
Belastungen durch den starken Zustrom von
etwa 720000 Aus- und Übersiedlern konnte
die seit 1983 nahezu unverändert hohe
Arbeitslosigkeit deutlich, nämlich um durch
schnittlich 9% auf 2,038 Millionen, gesenkt
werden. Die Arbeitslosenquote (auf der Basis
der abhängigen Erwerbspersonen) belief sich
im Jahresdurchschnitt nur noch auf 7,9%
nach 8,7% im Vorjahr.
Das Defizit der öffentlichen Haushalte konnte
1989 drastisch abgebaut werden. Schloß das
Jahr 1988 noch mit einem negativen Saldo
von 55 Mrd. DM, so verminderte sich dieser
nunmehr auf ca. 8 Mrd. DM und damit auf
den niedrigsten Stand seit dem Jahr 1973. Zu
dieser günstigen Finanzentwicklung trugen bei
den Gebietskörperschaften vor allem konjunk
turbedingte Steuermehreinnahmen sowie die
Anfang des Jahres in Kraft getretene Erhö
hung von Verbrauchsteuern und bei der So
zialversicherung ein gestiegenes Beitragsauf
kommen infolge starker Beschäftigungsaus
weitung sowie von Einsparungen aufgrund
des Gesundheits-Reformgesetzes bei.
Die Geldpolitik der Deutschen Bundesbank
war angesichts des starken Nachfragedrucks
aus dem In- und Ausland vorrangig darauf
ausgerichtet, einer Überhitzung der Konjunk
tur vorzubeugen und damit inflationären Ten
denzen entgegenzuwirken. Durch eine schritt
weise Verteuerung der Refinanzierungsmög
lichkeiten der Geschäftsbanken (Diskont- und
Lombardsatz lagen Ende 1989 mit 6% bzw.
8% um 2,5 Prozentpunkte höher als vor Jah
resfrist) konnte sie das Geldmengenwachstum
in dem vorgegebenen Zielkorridor um 5% hal
ten und die D-Mark innerhalb des EWS und
gegenüber den anderen Weltwährungen
festigen.
Der deutsche Aktienmarkt hat 1989 erneut
eine sehr positive Performance aufzuweisen.
Nach einem verhaltenen Auftakt brachten die
Meldungen über kräftige Umsatz- und Ge
winnsteigerungen deutscher Unternehmen ab
April neuen Schwung in das Marktgeschehen.
Von nun an zogen die Notierungen nur von
kleineren Rückschlägen unterbrochen bis in
den Frühherbst hinein an. Der Deutsche Ak
tienindex (DAX) kletterte von 1 320 Punkten
am 2. Januar auf ein erstes Jahreshoch von
1 658 Punkten am 8. September. Nach einer
kurzen Konsolidierungsphase löste am 16. Ok
tober ein „Mini-Crash“ an der Wallstreet den
schwersten Kurseinbruch am deutschen
Aktienmarkt seit dem 2. Weltkrieg aus. Nach
panikartigen Verkäufen hauptsächlich privater
Anleger fiel an diesem „Schwarzen Montag“
der DAX um 12,8% auf 1 386 Punkte. Anders
als 1987 erholten sich die Kurse aber schon
innerhalb weniger Tage. Die Begeisterung
über die Öffnung der DDR-Grenze am 9. No
vember und die dramatischen Veränderungen
im Ostblock verhalten dem Aktienmarkt dann
zu einem unerwarteten Kursaufschwung, der
sich gegen Ende des Jahres dank wachsen
der Auslandsnachfrage vorwiegend aus
Fernost zu einer wahren Hausse auswuchs.
Am letzten Börsentag erreichte der DAX mit
1 790,3 Punkten seinen bis dahin höchsten
Stand.
Für den Rentenmarkt gestaltete sich das Jahr
1989 alles andere als erfreulich. Steigende
Zinsen und geringe Kaufbereitschaft prägten
das Bild dieses Marktes über weite Strecken
des Jahres. Nach einer kurzen Auflockerungs
phase im Sommer führten wachsende Infla
tionsängste und ab Spätherbst Befürch
tungen, die Bundesrepublik könnte bei kom
menden Hilfsmaßnahmen für die DDR den
deutschen Kapitalmarkt stärker als bisher in
Anspruch nehmen, zu einer erneuten Abküh
lung des Marktklimas. Die Umlaufsrendite öf
fentlicher Anleihen, die sich zum Jahresbeginn
auf 6,38% belief, stieg bis Ende des Jahres
auf 7,60% und lag damit nur wenig unter dem
im letzten Novemberdrittel erreichten Jahres
höchststand von 7,73%.
Trotz seiner Schwächen erwies sich der deut
sche Rentenmarkt nicht zuletzt dank verstärk
ter Auslandskäufe in den letzten Monaten des
Jahres als recht ergiebig. Der Bruttoabsatz
festverzinslicher Wertpapiere inländischer
Emittenten überstieg mit 253 Mrd. DM den
des Vorjahres um gut ein Fünftel. Der Nettoab
satz hat sich mit 81 Mrd. DM gegenüber 1988
sogar verdoppelt.
Besonders stark haben sich die privaten Haus
halte am heimischen Rentenmarkt engagiert,
gefolgt von ausländischen Anlegern. Die Kre
ditinstitute zeigten demgegenüber nur eine
relativ geringe Kaufbereitschaft.
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