Bericht des Vorstandes
Gesamtwirtschaftlicher Überblick
Die Wirtschaft der Bundesrepublik Deutsch
land präsentierte sich 1989 in einer ausge
zeichneten Verfassung. Der ausgeprägte kon
junkturelle Aufschwung des Vorjahres hat sich
noch einmal verstärkt und beschleunigt. Mit
einer Zunahme von real 4% erreichte das
Bruttosozialprodukt das höchste Wachstum in
den 80er Jahren. Getragen wurde diese dyna
mische Entwicklung hauptsächlich von einer
außerordentlich lebhaften Auslandsnachfrage
und einer regen Investitionstätigkeit. Für zu
sätzlichen Schwung sorgten die wiedererstark
te Bauwirtschaft und die kräftig gestiegenen
Kapitaleinkünfte aus dem Ausland sowie der
starke Zustrom von Aus- und Übersiedlern aus
Osteuropa und der DDR, von dem der anson
sten eher ruhige private Verbrauch spürbar
profitierte.
Für den deutschen Außenhandel brachte das
Jahr 1989 erneut ein Rekordergebnis. Die
Ausfuhren nahmen erstmals seit Jahren wie
der stärker zu als der Welthandel. Getragen
wurde diese Ausweitung hauptsächlich von
dem nachhaltigen Wirtschaftswachstum der
wichtigsten Handelspartner der Bundesrepu
blik und der starken Auslandsnachfrage nach
deutschen Investitionsgütern. Darüber hinaus
profitierten die deutschen Exporteure von der
Verbesserung der preislichen Wettbewerbsfä
higkeit, die sich aus der Erholung des US-Dol
lars von seinem Ende 1987 erreichten Tiefst-
stand sowie der im internationalen Vergleich
moderaten Preis- und Kostenentwicklung in
der Bundesrepublik ergab.
Aber auch die Einfuhr verzeichnete dank der
lebhaften Binnennachfrage nach Investitions
gütern und Vorleistungsprodukten hohe Stei
gerungsraten, obwohl infolge der zeitweilig
schwächeren D-Mark höhere Importpreise
gezahlt werden mußten.
Insgesamt konnten die Exporte dem Volumen
nach um rd. 8,5% und dem Wert nach um
13% gesteigert werden. Dem entsprachen
Zuwächse von 7,5% bzw. 15% bei den Im
porten. Der Ausfuhrüberschuß erreichte einen
neuen Höchststand von 134,7 Mrd. DM und
übertraf damit den des Vorjahres um 6,7 Mrd.
DM. Die Leistungsbilanz schloß bei leicht posi
tiver Dienstleistungs- und traditionell hochdefi
zitärer Übertragungsbilanz mit einem Aktivsal
do von 99,1 Mrd. DM (1988: 85,3 Mrd. DM).
Die expandierende Nachfrage nach Industrie
gütern aus dem In- und mehr noch aus dem
Ausland ließ die Auftragsbücher im verarbei
tenden Gewerbe allenthalben anschwellen.
Die Kapazitätsauslastung erreichte mit durch
schnittlich fast 90% ihren höchsten Stand seit
Beginn der 70er Jahre. Mehr noch als im Vor
jahr entschlossen sich viele Unternehmen zu
einer Erweiterung oder Modernisierung ihrer
Produktionsanlagen und damit häufig ver
bunden zur Errichtung neuer Wirtschafts
bauten. Optimistische Absatz- und Ertragser
wartungen sowie reichliche eigene Finanzie
rungsmittel trugen zu dieser verstärkten Inve
stitionstätigkeit ebenso bei wie die wachsende
Bereitschaft, sich frühzeitig für die Erfordernis
se des bevorstehenden Europäischen Binnen
marktes zu rüsten. Insgesamt nahmen die
Ausrüstungsinvestitionen im Berichtsjahr real
um gut 9% zu, wobei die Investitionstätigkeit
des produzierenden Gewerbes stärker und die
aller übrigen Wirtschaftszweige schwächer
ausfiel als im Vorjahr.
In wesentlich ruhigeren Bahnen als die gesam
te Inlandsnachfrage verlief der private Ver
brauch. Für den Kauf von Waren und Dienst
leistungen gaben die privaten Haushalte in
realer Rechnung nur 1,6% mehr aus als im
Vorjahr (2,7%). Erst gegen Jahresende ließ
sich eine spürbare Nachfragebelebung er
kennen.
Die Sparquote veränderte sich 1989 nur un
wesentlich. Wieder wurden ansehnliche Beträ
ge auf die hohe Kante gelegt. Dabei haben
sich die Anlagepräferenzen der privaten Spa
rer im Berichtsjahr grundlegend gewandelt.
Anstelle der bisher bevorzugten jederzeit ver
fügbaren Zugriffsreserve fanden nunmehr län
gerfristige Anlagen mehr und mehr das Inter
esse des Publikums. Ungebrochen hoch
war die Verschuldungsbereitschaft der priva
ten Haushalte.
Nach einer Periode annähernder Preisstabilität
in den Jahren 1986 bis 1988 ist die Inflations
rate 1989 wieder merklich angestiegen. Die
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