Wirtschaftspolitische
Chronik 1989
1Januar
Im Rahmen des Steuerreformge
setzes 1990 tritt neben einigen
Verbrauchsteuererhöhungen vor
allem die 10°/oige Quellensteuer
auf Zinseinkünfte aus inländi
schen Kapitalanlagen in Kraft.
19. Januar
Die Deutsche Bundesbank erhöht
mit Wirkung vom 20. Januar den
Diskont- und Lombardsatz um je
weils einen halben Prozentpunkt
auf 4,0% bzw. 6,0% mit dem
Ziel, das Wachstum der Geld
menge zu dämpfen und so preis
steigernden Tendenzen sowie ei
ner weiteren Abschwächung des
Wechselkurses der D-Mark ent
gegenzuwirken.
Auch in der Schweiz, den Nieder
landen, in Belgien, Frankreich
und Österreich werden Leitzins
korrekturen nach oben vorge
nommen.
24. Januar
Die Bundesregierung erwartet in
ihrem Jahreswirtschaftsbericht für
1989 ein Wachstum des realen
Bruttosozialproduktes von rd.
2,5 eine Zunahme der Zahl
der Erwerbstätigen um gut 0,5%
sowie einen leichten Rückgang
der Arbeitslosenquote. Unter Be
rücksichtigung der zum Jahres
beginn in Kraft getretenen Ver
brauchsteuererhöhungen hält sie
einen jahresdurchschnittlichen
Anstieg der Verbraucherpreise
um 2% bis 2,5% für wahrschein
lich.
3. Februar
In der Bundesrepublik sind 145
Auslandsbanken mit Zweignieder
lassungen oder Tochtergesell
schaften vertreten. Ihr Bilanzvolu
men beträgt knapp 200 Mrd. DM.
13. März
Das Europäische Währungs
system (EWS) feiert sein 10jäh-
riges Bestehen.
6. April
Der Zentralbankrat stellt den Jah
resabschluß 1988 der Deutschen
Bundesbank fest. Von dem aus
gewiesenen Reingewinn von 11,5
Mrd. DM (1987: 338 Mio DM)
werden 10,04 Mrd. DM an den
Bund abgeführt. Sie sollen je zur
Hälfte zur Deckung von Aus
gaben und zur Tilgung von Alt
schulden des Bundes verwendet
werden.
20. April
Die Deutsche Bundesbank erhöht
mit Wirkung vom 21April den
Diskontsatz von 4,0% auf 4,5%
und den Lombardsatz von 6,0%
auf 6,5%.
23. April
Mit einer anhaltend guten Kon
junktur in der Bundesrepublik für
1989 rechnen die fünf wirtschafts
wissenschaftlichen Forschungs
institute in ihrem Frühjahrsgut
achten. Im einzelnen erwarten sie
ein Wirtschaftswachstum von real
3%, eine Preissteigerungsrate
von 3%, einen Zuwachs des pri
vaten Verbrauchs um 2%, eine
Zunahme der Ausrüstungsinvesti
tionen von 7% bis 8% und
trotz einer spürbaren Ausweitung
der Zahl der Beschäftigten
eine Arbeitslosenzahl von fast un
verändert 2,1 Millionen.
28. Mai
Nach Angaben der Bundesregie
rung sind 1988 zur Umgehung
der geplanten Quellensteuer fast
85 Mrd. DM aus der Bundesrepu
blik ins Ausland geflossen. Dies
entspricht 44 des gesamten von
bundesdeutschen Privatanlegern
und Unternehmen in diesem Jahr
gebildeten Geldvermögens.
2. Juni
Der Bundestag verabschiedet
den Nachtragshaushalt für 1989.
Die Mehrausgaben von 1,06 Mrd.
DM in verschiedenen Bereichen
(Aus- und Übersiedler, Erzie
hungsgeld, Hochschulen) sollen
durch Steuermehreinnahmen von
1,13 Mrd. DM mehr als aus
geglichen werden. Die Netto
kreditaufnahme soll leicht auf
27,8 Mrd. DM sinken.
7. Juni
Die Mitgliedstaaten der Organisa
tion erdölexportierender Länder
(OPEC) beschließen, die Erdöl
förderung in der zweiten Jahres
hälfte 1989 von bisher 18,5 auf
19,5 Millionen Barrel pro Tag aus
zuweiten, wobei der bisherige
Richtpreis von 18 US-Dollar je
Barrel beibehalten wird.
15. Juni
An der Frankfurter Devisenbörse
erreicht der amtliche Mittelkurs
des US-Dollars mit 2,0402 DM
seinen höchsten Stand seit Ende
1986. An den Folgetagen kommt
es dann zu einem rasanten Kurs
sturz.
27. Juni
Die Staats- und Regierungschefs
der zwölf EG-Länder verständi
gen sich in Madrid auf den Start
der ersten Stufe der Wirtschafts
und Währungsunion für Mitte
kommenden Jahres. Sie sieht
u.a. die verstärkte Koordination
der Wirtschaftspolitik der Mit
gliedsländer, die Verwirklichung
des Binnenmarktprogramms und
die Einbeziehung aller Gemein
schaftswährungen in den EWS-
Wechselkursmechanismus vor.
29. Juni
Die Deutsche Bundesbank be
schließt, mit Wirkung vom 30.
Juni den Diskont- und Lombard
satz erneut um jeweils einen hal
ben Prozentpunkt auf 5% bzw.
7 heraufzusetzen. Die meisten
europäischen Nachbarn der Bun
desrepublik ziehen mit entspre
chenden Zinserhöhungen nach.
30. Juni
Der Bundesrat stimmt der von
der Bundesregierung am 20. Mai
1989 beschlossenen Abschaffung
der zum 1. Januar 1989 einge
führten Quellensteuer auf Zinsein
künfte aus inländischen Kapital
anlagen zu.
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