Trotz eines nochmaligen Anstiegs der Zahl der Erwerbstätigen um rd. 155000 Personen lag die Zahl der Arbeitslosen hauptsächlich infolge des starken Zustroms von Arbeitskräften aus dem Ausland mit im Jahresdurchschnitt 2,24 Millionen leicht über dem vergleichbaren Vor jahreswert. Die jahresdurchschnittliche Arbeits losenquote bildete sich bedingt durch den Be schäftigungsanstieg von 8,9% auf 8,7% zu rück. Die Verschuldung der öffentlichen Hand hat auch 1988 weiter zugenommen. Das Finanzie rungsdefizit aller Gebietskörperschaften kletter te auf ca. 53,3 Mrd. DM und lag damit um 3 Mrd. DM höher als 1987. Beachtliche konjunk turbedingte Steuereinnahmen haben jedoch dazu beigetragen, daß die Haushaltsabschlüs se besser ausgefallen sind als noch im Laufe des Jahres erwartet. So lag die Nettokreditauf nahme des Bundes mit 35,3 Mrd. DM (gegen über 28 Mrd. DM in 1987) deutlich unter dem ursprünglichen Ansatz von 40 Mrd. DM und der im Oktober bereits revidierten Höhe von 38,6 Mrd. DM. Nach den tiefen Kurseinbrüchen im Herbst 1987 erholte sich der deutsche Aktienmarkt im internationalen Vergleich zunächst nur lang sam. Ungewißheit über den weiteren Konjunk turverlauf und die labile Lage an den Devisen märkten verhinderten in den ersten Monaten des Jahres einen durchgreifenden Kursauf schwung. Erst die Bestätigung des unerwartet kräftigen Wirtschaftswachstums und die gün stigen Zwischenberichte vieler Unternehmen aus nahezu allen Branchen führten zu einer forcierten Aufwärtsbewegung der Aktienkurse, die trotz zeitweise zins- und währungsbeding ter Rückschläge bis Jahresende anhielt. Am 27. Dezember erreichte der FAZ-Index mit knapp 554 Punkten seinen höchsten Stand und übertraf damit das niedrigste Kursniveau des Jahres (FAZ-Index vom 29. Januar: 396 Punkte) um 38%. Starke Abhängigkeit von der Entwicklung des Dollarkurses und der amerikanischen Zinsen sowie die Diskussion über die Einführung der Quellensteuer belasteten den Verlauf des deut schen Rentenmarktes. Der nach den Turbu lenzen an den Aktienmärkten Ende 1987 in Gang gekommene Zinsrückgang setzte sich in den ersten Monaten des Jahres fort. Die Um laufsrendite öffentlicher Anleihen erreichte am 4. März mit 5,59% ihren tiefsten Stand. In der Folgezeit konnte sich der deutsche Renten markt jedoch nicht den Zinsauftriebstendenzen an den internationalen Finanzmärkten entzie hen. Eine relativ schwache D-Mark und wach sende Kapitalabflüsse in das Ausland brach ten die deutschen Anleihekurse bis in den Sommer hinein unter Druck (Umlaufsrendite am 23. August: 6,64%). Die Bestätigung der guten Konjunktur und der positiven Entwick lung der Finanzen der öffentlichen Hand sowie das vorübergehende Wiedererstarken der D-Mark und die langsame Rückkehr der aus ländischen Anleger an den von ihnen seit Jah resanfang gemiedenen deutschen Renten markt kehrten die Zinsentwicklung in den letz ten Augusttagen um und ließen die Umlaufs rendite bis Ende Oktober unter 6% fallen. Nach einer kurzen Unsicherheitsphase brach ten Zinsanhebungen in den USA und im Gefolge Anspannungen am deutschen Geld markt eine erneute Tendenzwende. Am 29. Dezember erreichte die Umlaufsrendite öffent licher Anleihen 6,35% und lag damit um einen halben Prozentpunkt über dem Stand zum Jahresanfang. Der Bruttoabsatz festverzinslicher Wertpapiere inländischer Emittenten belief sich 1988 auf 209 Mrd. DM gegenüber 245 Mrd. DM im Vorjahr. Unter Berücksichtigung der Tilgungen von 168 Mrd. DM verblieb ein Nettoabsatz von 41 Mrd. DM gegenüber 93 Mrd. DM in 1987. Hauptanleger am Rentenmarkt waren im ver gangenen Jahr die inländischen Nichtbanken, und hier insbesondere Privatpersonen. Auf sie entfielen etwa 60% (1987: 31 des Nettoab satzes von festverzinslichen Wertpapieren. Es folgten die Kreditinstitute mit einem Anteil von ca. 40% (1987: 39%). Ausländer, die 1987 noch mit rd. 31 und 1986 sogar mit 57% am Nettoabsatz teilhatten, fielen im Berichts jahr als Anleger nahezu aus. 10

Rabobank Bronnenarchief

Geschäftsberichte Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt / ADCA Bank | 1988 | | pagina 12