Bericht des Vorstandes
Gesamtwirtschaftlicher Überblick
Die wirtschaftliche Entwicklung in der Bundes
republik Deutschland nahm im Jahr 1988 ei
nen überraschend guten Verlauf. Das Brutto
sozialprodukt stieg um real 3,4% (1987:
1,8%) und wies damit die höchste Wachs
tumsrate seit Ende der 70er Jahre auf.
Die konjunkturelle Aufwärtsentwicklung vollzog
sich auf breiter Basis. Die stärksten Impulse
gingen von den gewerblichen Investitionen
aus. Überdurchschnittliche Auslastung der
Produktionskapazitäten, gute Absatzaussich
ten, hohe Renditeerwartungen und in den ver
gangenen Jahren reichlich angesammelte ei
gene Finanzierungsmittel aus einbehaltenen
Gewinnen veranlaßten viele Unternehmen,
ihre Produktionsanlagen zu erweitern und zu
modernisieren. Mit einem Plus von 6,6% (ge
genüber 4% im Vorjahr) nahmen denn auch
die Ausrüstungsinvestitionen real fast doppelt
so stark zu wie das Bruttosozialprodukt.
Unerwartet kräftig erholte sich auch die Bau
wirtschaft. Nach Jahren der Schwäche stiegen
die Bauinvestitionen preisbereinigt um 4,5%,
wobei diese Expansion gleichermaßen vom
Wirtschafts- und Wohnungsbau getragen wur
de.
Neben der hohen Investitionsbereitschaft der
Unternehmen trug die rege Auslandsnachfra
ge maßgeblich zu dem günstigen Konjunktur
verlauf bei. Sie weitete sich real sogar stärker
aus als die Inlandsnachfrage. Profitiert haben
hiervon mehr oder weniger alle Bereiche der
heimischen Industrie. Besonders gut schnitt
die Investitionsgüterindustrie ab, deren Expor
te vor allem in die Staaten der Europäischen
Gemeinschaft und in die übrigen Länder West
europas stark expandierten. Dieser Raum ist
heute mit einem Ausfuhranteil von über 70%
der wichtigste Absatzmarkt für deutsche Ex
portgüter.
Auch die Importe nahmen deutlich stärker als
im Vorjahr zu. Angezogen von der wachsen
den Inlandsnachfrage überschwemmten aus
ländische Hersteller den deutschen Markt mit
Fertigwaren. Aber auch die Einfuhr von Roh
stoffen und Vorprodukten wuchs mit dem An
stieg der inländischen Produktion.
Insgesamt erhöhte sich die Ausfuhr von Waren
und Dienstleistungen dem Volumen nach um
5,2% (gegenüber 0,8% im Jahr zuvor). Dem
stand eine Ausweitung der Einfuhr um 6,3
(nach einem Rückgang von 1 in 1987) ge
genüber. Da die Ausfuhrpreise stärker anzo
gen als die der Einfuhren, verbesserten sich
abermals die Terms of Trade. Der Außenhan
delsüberschuß erreichte dadurch mit 128 Mrd.
DM eine neue Rekordhöhe (1987: 117,5 Mrd.
DM). Auch die Leistungsbilanz schloß mit ei
nem gegenüber dem Vorjahr um gut 4 Mrd.
DM höheren Aktivsaldo von rd. 85 Mrd. DM.
Der private Verbrauch trug nicht mehr so aus
geprägt wie in den beiden Vorjahren zum ge
samtwirtschaftlichen Wachstum bei. Das ver
fügbare Einkommen der privaten Haushalte
stieg zwar nicht zuletzt aufgrund der zu Be
ginn des Jahres wirksam gewordenen Steuer
entlastungen um annähernd 4%, floß je
doch nicht voll in den Konsum. Dieser weitete
sich gegenüber dem Vorjahr in Preisen von
1980 gerechnet nur noch um 2,5% aus. Deut
lich höher war die Verschuldungsbereitschaft
der Bundesbürger. Dennoch wurde auch die
Daseinsvorsorge nicht vergessen. Die Spar
quote übertraf mit 13,7% leicht das Niveau
des Vorjahres (13,5%). Zuwächse verbuchten
vor allem Sparguthaben mit gesetzlicher Kün
digungsfrist. Daneben wurden im wachsen
dem Umfang DM-Auslandsanleihen und auf
Fremdwährung lautende Rentenwerte sowie
Fondsanteile erworben. Ausschlaggebend
hierfür waren die bevorstehende Einführung
der Quellensteuer auf inländische festverzinsli
che Wertpapiere und andere Geldanlagen im
Inland sowie die gegenüber den Inlandswer
ten in der Regel höhere Verzinsung von
Fremdwährungsanleihen.
Die Preisstabilität blieb 1988 noch gewahrt,
obwohl sich die Lebenshaltung der privaten
Haushalte im Jahresdurchschnitt um 1,2%
und damit etwas stärker als im Vorjahr (0,2%)
verteuerte. Dies war in erster Linie darauf zu
rückzuführen, daß für Mieten und Mietneben
kosten sowie Dienstleistungen deutlich mehr
gezahlt werden mußte und auch die Energie
preise nicht mehr so stark wie im Vorjahr fie
len.
Für den Arbeitsmarkt brachte der Konjunktur
aufschwung keine durchgreifende Wende.
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