Wirtschaftspohtische
Chronik 1987
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12. Januar
Im Rahmen der elften Änderung
der Wechselkursparitäten im Euro
päischen Währungssystem (EWS)
seit dessen Inkrafttreten im März
1979 werden die D-Mark und der
holländische Gulden um 3% sowie
der belgisch-luxemburgische Franc
um 2% gegenüber den Partner-
Währungen aufgewertet.
22. Januar
Die Deutsche Bundesbank senkt
mit Wirkung vom 23. Januar den
Diskontsatz von 3,5% auf 3% und
den Lombardsatz von 5,5% auf
5%. Zum Ausgleich der hohen De
visenzuflüsse werden außerdem die
Mindestreservesätze ab 1Februar
linear um 10% erhöht und die Re
diskont-Kontingente ab 2. Februar
um 8 Mrd. DM gekürzt.
Auch die Notenbanken Österreichs
und der Schweiz setzen ihren Dis
kontsatz um 0,5 Prozentpunkte her
ab.
22. Februar
In Paris erzielen die Finanzminister
und Notenbankpräsidenten der
sechs führenden westlichen Indu
strieländer (USA, Japan, Bundes
republik Deutschland, Frankreich,
Großbritannien und Kanada) Eini
gung darüber, in enger Zusammen
arbeit die Währungen ihrer Länder
in etwa auf dem gegenwärtigen NF
veau zu stabilisieren, sich um eine
gleichmäßige Wachstumspolitik zu
bemühen und gegen protektionisti
sche Bestrebungen vorzugehen
(Louvre-Abkommen).
24. Februar
Die Regierungsparteien CDU, CSU
und FDP stellen die Grundzüge der
von ihnen geplanten großen Steuer
reform mit einem Entlastungsvolu
men von 44 Mrd. DM vor; sie soll
zum 1. Januar 1990 in Kraft treten.
Vorgesehen sind u. a. bei der Ein
kommensteuer die Einführung eines
linear-progressiven Tarifs mit einem
niedrigeren Eingangssteuersatz von
19% (bisher 22%) und einem
Spitzensteuersatz von 53% (bisher
56%) bei gleichzeitiger Erhöhung
der Grund- und Kinderfreibeträge.
Der Körperschaftsteuersatz soll von
56% auf 50% ermäßigt werden.
Die Finanzierung dieser Steuersen
kungen soll durch den Abbau von
Subventionen und eventuell durch
die Anhebung von Verbrauchsteu
ern erfolgen, so daß eine Nettoent
lastung von etwa 25 Mrd. DM zu
erwarten ist.
25. März
Die erste ECU-Münze wird in
Belgien in Umlauf gebracht.
13. April
Angesichts des flauen Wirtschafts
verlaufes befürchten die fünf füh
renden deutschen Wirtschaftsfor
schungsinstitute in ihrem Frühjahrs
gutachten für 1987 eine gegenüber
dem Vorjahr deutlich schwächere
Konjunkturentwicklung. Während
die Mehrzahl nur noch von einem
gesamtwirtschaftlichen Wachstum
von real 2 ausgeht, erwarten
zwei Institute sogar einen Rückgang
auf real 1 Begründet wird diese
Prognose insbesondere mit der aus
der Höherbewertung der D-Mark re
sultierenden weiteren Erschwerung
des Exportes bei gleichzeitiger Ver
stärkung der Importe. Mit einem zu
friedenstellenden Wachstum des In
landsverbrauches und einem ver
haltenen Anstieg der Verbraucher
preise um 0,5% wird allgemein ge
rechnet.
21. April
Der Zentralbankrat stellt den Jah
resabschluß 1986 der Deutschen
Bundesbank fest. Von dem ausge
wiesenen Reingewinn von 7,8 Mrd.
DM werden 7,3 Mrd. DM (1986:
12,7 Mrd. DM) an den Bund abge
führt.
1. Mai
Die Organisation für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung
(OECD) erwartet für 1987 in den ihr
angeschlossenen Ländern ein
Wachstum von insgesamt 2,25%.
Damit korrigiert sie ihre bisherige
Prognose von 2,75% nach unten.
4. Mai
Im Rahmen der Reform des deut
schen Kapitalmarktes wird an den
deutschen Wertpapierbörsen der
„Geregelte Markt" eingeführt. Bietet
dieser gegenüber dem amtlichen
Handel u.a. Erleichterungen hin
sichtlich der Publizitätspflichten, so
unterliegt er gegenüber dem ge
regelten Freiverkehr strengeren Auf
lagen. Ziel der neuen Einrichtung
ist eine verbesserte Eigenkapital
beschaffung vor allem für mittel
ständische Unternehmen.
5. Juni
Der Bundestag verabschiedet das
Gesetz zur Verlängerung des Ver
sicherungsschutzes bei Arbeits
losigkeit und Kurzarbeit. Hiernach
erhalten ältere Arbeitslose ab 1Juli
1987 ein halbes Jahr länger Arbeits
losengeld.
8. 10. Juni
Auf der 13. Weltwirtschaftsgipfel
konferenz in Venedig beschließen
die Staats- und Regierungschefs
der sieben führenden westlichen In
dustrienationen, die im Louvre-Ab
kommen vereinbarte enge Zusam
menarbeit in der Währungs- und
Wachstumspolitik stabilitätsorientiert
fortzusetzen.
16. Juni
Der Zentralbankrat der Deutschen
Bundesbank beschließt auf Drän
gen der EG-Partner der Bundes
republik, die private Verwendung
des ECU künftig in gleichem Um
fang zu ermöglichen wie die Ver
wendung fremder Währungen. Da
mit können bei deutschen Banken
ECU-Konten eröffnet und unter be
stimmten Bedingungen ECU-Kredite
aufgenommen werden. Auf Antrag
wird die Bundesbank darüber
hinaus auch Genehmigungen für
den ECU-Einsatz im Waren- und
Dienstleistungsverkehr erteilen.
Nach 3 des Währungsgesetzes
wird der ECU aber weiterhin nicht