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in der zweiten Jahreshälfte die Sparneigung
zugunsten erhöhter Konsumausgaben etwas
abgeflaut. Aufgrund des niedrigen Spareck
zinssatzes hat das Kontensparen an Attraktivi
tät verloren, während sich Sondersparformen
mit steigenden Zinssätzen oder mit Boni eines
regen Zuspruchs erfreuten. Auch die Bereit
schaft zur Geldanlage in Aktien und festver
zinslichen Wertpapieren war trotz der Börsen
turbulenzen hoch.
Anders als im Vorjahr konnte 1987 die Arbeits
losigkeit nicht weiter abgebaut werden. Zum
Jahresende hat sich die Situation am Arbeits
markt sogar leicht verschlechtert. Im Jahres
durchschnitt wurden 2228800 Arbeitslose
und damit geringfügig mehr als im Vorjahr ge
zählt. Die Arbeitslosenquote belief sich bei
leicht erhöhter Zahl der abhängigen Erwerbs
personen als Bezugsgröße auf 8,9% (ge
genüber 9,0% in 1986). Die Zahl der Kurzar
beiter lag mit jahresdurchschnittlich 278000
erheblich über dem Vorjahresstand 41
Rund 148000 offene Stellen waren Ende De
zember bei den Arbeitsämtern gemeldet; das
waren über 30 000 weniger als noch im Som
mer des Jahres.
Auch 1987 blieb die Bundesrepublik ein bei
nahe inflationsfreies Land. Der Preisindex für
die Lebenshaltung aller privaten Haushalte
stieg im Jahresdurchschnitt nur um 0,2%. Die
Bundesbürger mußten nicht nur für Nahrungs
mittel und industriell erzeugte Ge- und Ver
brauchsgüter, sondern vor allem auch für die
Abnahme von Energie deutlich weniger aus
geben als vor Jahresfrist. In den letzten Mona
ten des Jahres hat sich der Preisauftrieb dann
allerdings tendenziell leicht verstärkt. Im De
zember mußten die Verbraucher für Güter des
täglichen Bedarfes durchschnittlich 1 mehr
zahlen als im vergleichbaren Vorjahresmonat.
Vom Außenhandel gingen auch 1987 keine
Wachstumsimpulse für die deutsche Wirt
schaft aus. Ausgeblieben ist aber auch der im
Jahresverlauf immer wieder befürchtete Ex
porteinbruch. Trotz der starken Belastungen,
die von den Verschiebungen im Wechselkurs
gefüge und von den Unsicherheiten an den
Devisenmärkten ausgingen, zeigte sich die
Auslandsnachfrage insgesamt doch wesent
lich widerstandsfähiger als gedacht. Die relativ
günstige Exportentwicklung beruhte dabei vor
allem auf der weiteren Belebung der Handels
beziehungen innerhalb der Europäischen Ge
meinschaft, wobei die relative Stabilität der
Wechselkurse im EWS und die gute Konjunk
turentwicklung in einigen Mitgliedsländern sich
zusätzlich als hilfreich erwiesen. Unvermindert
schwierig gestaltete sich die Ausfuhr in Länder
des Dollarraums, für die sich deutsche Erzeug
nisse durch den im Laufe des Jahres um
rd. 22 gestiegenen realen Außenwert der
D-Mark besonders stark verteuert haben.
Insgesamt hat sich der Export mit 527 Mrd.
DM wertmäßig gegenüber dem Vorjahr fast
nicht verändert. Demgegenüber ließen die um
6,5% gedrückten Importpreise trotz steigen
der Einfuhrmengen den Wert des Imports
um 1 auf 409,5 Mrd. DM fallen. Das Jahr
schloß mit einem neuen Rekordüberschuß in
der Handelsbilanz von 117,5 Mrd. DM (gegen
über 112,6 Mrd. DM in 1986). Ein anderes
Bild ergibt sich, wenn man die Preisverände
rungen ausklammert. Dem Volumen nach ha
ben die Einfuhren mit 5,4% im Jahresdurch
schnitt fast doppelt so stark zugenommen wie
die Ausfuhren 2,9%). Der Überschuß in
der Handelsbilanz zu konstanten Preisen
von 1980 gerechnet war um gut 8 Mrd. DM
niedriger als im Vorjahr, in dem er bereits um
17 Mrd. DM zurückgegangen war.
Trotz des hohen Außenhandelsüberschusses
schloß die Leistungsbilanz der Bundesrepublik
mit einem um etwa 5 Mrd. DM geschrumpften
positiven Saldo von 80,5 Mrd. DM. Ausschlag
gebend für den niedrigeren Ausweis war ne
ben der unverändert hoch defizitären Übertra
gungsbilanz eine beträchtliche Passivierung
der Dienstleistungsbilanz nicht zuletzt auf
grund der steil ansteigenden Ausgaben deut
scher Reisender im Ausland.
Die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte
ist 1987 nicht fortgesetzt worden. Die Defizite
der Gebietskörperschaften erreichten rd.
52 Mrd. DM und lagen damit um rd. 9 Mrd.
DM höher als 1986. Allein der Bund hatte
eine Deckungslücke von rd. 28 Mrd. DM.
Ursächlich hierfür waren eine konjunkturbe
dingt schwache Entwicklung der Steuerein
nahmen, die Rückerstattung eines Teils der
1986 im Rahmen der Veräußerung eines gro
ßen Industrievermögens vereinnahmten über
höhten Gewinnsteuern sowie die gegenüber
1986 stark verringerte Gewinnabführung der
Deutschen Bundesbank an den Bundeshaus
halt (7,3 Mrd. DM gegenüber 12,7 Mrd. DM in
1986). Andererseits expandierten die Ausga
ben der Gebietskörperschaften um fast 4%
und überschritten damit erneut die vom
Finanzplanungsrat empfohlene Zuwachsrate
von 3%. Dieser überdurchschnittliche Ausga
benanstieg hing in erster Linie mit wachsen
den Subventionen, aber auch mit höheren