Inflationsgefahren wurde dadurch jedoch nicht verhindert. Mit einer durchschnittlichen Jahresrate von 8 lag das monetäre Wachstum erheblich über dem ursprünglich festgesetzten Zielkorridor von 3,5% bis 5,5%. Die Entwicklung des deutschen Aktien- und Rentenmarktes nimmt sich in 1986 gegen über dem herausragend positiven Jahr 1985 eher mittelmäßig aus. Beide Märkte waren von zeitweilig heftigen Kursschwankungen geprägt. Die Anleger mußten schon viel Spürsinn und dazu noch eine glückliche Hand haben, um den ständigen Klimawech sel für sich nutzen zu können. In den ersten Monaten des Jahres erreichten die täglichen Umsätze an den Börsen neue Rekordhöhen; insgesamt kletterten sie über das Jahr hin weg auf 602,5 Mrd. DM. Mehr als die Hälfte des Umsatzanstieges entfiel dabei auf deut sche Aktien. Wie bereits in den vorausge gangenen Jahren haben zu dieser erneuten Umsatzausweitung vor allem ausländische Anleger beigetragen. Am Aktienmarkt setzte sich die Hausse des Vorjahres zunächst fort. Optimistische Ein schätzungen des weiteren Konjunkturverlau fes, sinkende Ölpreise, fallende Zinsen und vor allem massive Auslandskäufe ließen die Kurse noch einmal hochschnellen. Mit einem Jahreshöchststand von 753,88 übertraf der FAZ-Index am 17. April sein Jahresschluß niveau von 1985 um 17%. Negative binnen- und außenwirtschaftliche Einflüsse, wieder steigende Zinsen und wechselkursbedingte Kaufzurückhaltung der ausländischen Anle ger führten in den folgenden Monaten dann zu kräftigen Kursabschlägen. Nach einer ra santen Talfahrt landete der FAZ-Index am 22. Juli mit 583,92 auf seinem Jahrestiefst- stand. Die guten Konjunkturzahlen des zwei ten Quartals, aber auch die Rückkehr der ausländischen Investoren an den deutschen Markt brachten im August eine überraschend steile Aufwärtsbewegung, die bis in den Sep tember anhielt, bei der der Frühjahrshöchst stand jedoch nicht mehr erreicht wurde. Nach einer leichten Abschwächung und ei ner mehrmonatigen Konsolidierungsphase schloß das Börsenjahr dann mit einem FAZ- Index von 676,37, d. h. über das Jahr ge rechnet mit einer Steigerung des durch schnittlichen Aktienkursniveaus von nur noch 3,4%. Neben den Rekordumsätzen wurde das Bör senjahr 1986 von einer Welle von Kapital erhöhungen geprägt. 57 Gesellschaften be schafften sich über den Aktienmarkt zusätz liche Eigenmittel in Höhe von 11,4 Mrd. DM. Außerdem wurden an der Börse die Aktien von 25 Gesellschaften mit einem Plazie- rungsvolumen von 4,8 Mrd. DM neu zuge lassen. Am deutschen Rentenmarkt setzte sich bis Mitte April der abwärts gerichtete Zinstrend fort. D-Mark-Aufwertungserwartungen und Hoffnungen auf eine Senkung des Diskont satzes ließen die Umlaufsrenditen der inlän dischen festverzinslichen Wertpapiere um einen Prozentpunkt auf 5,6% und damit auf den tiefsten Stand seit April 1978 fallen. Nach der konzertierten Zinssenkungsaktion westlicher Industrieländer Anfang März und dem EWS-Realignment im April schlug die Stimmung schnell um. Die Zweifel an der Konsistenz des Zinssenkungsprozesses lie ßen das Renditeniveau Anfang Juni auf 6% ansteigen. In den Sommermonaten trat der Markt dann weitgehend auf der Stelle. Selbst die unter dem Eindruck des weiter fallenden US-Dollars aufkommenden Zinsenwartungen verflüchtigten sich seit Ablauf des dritten Quartals. Das Renditeniveau, das sich in den Monaten August und September auf 5,8 leicht ermäßigte, stieg unter dem Eindruck der sich stabilisierenden US-amerikanischen Währung und der darauf einsetzenden Wert papierverkäufe der Ausländer bis November wieder auf 6,1 Erst die weitere Abwertung des US-Dollars, die Zunahme der Mittelzu flüsse aus dem Ausland und eine verstärkte Kaufbereitschaft inländischer Anleger ließen die Renditen ab Mitte November wieder nach unten in Bewegung kommen. Bis Ende des Jahres ermäßigten sie sich auf 6 und la gen damit um 0,4 Prozentpunkte unter dem Jah resanfangsn iveau Der Bruttoabsatz festverzinslicher Wert papiere inländischer Emittenten verfehlte 1986 mit 257 Mrd. DM nur wenig das Vorjahresergebnis von 261 Mrd. DM. Die Tilgungen sanken auf 169 Mrd. DM (1985: 182 Mrd. DM). Der Nettoabsatz belief sich auf 88 Mrd. DM (1985: 79 Mrd. DM). Rund 57% (1985: 30%) dieses Nettoabsatzes ent fielen im vergangenen Jahr auf Ausländer. Ihnen folgten mit ca. 31 (1985: 32%) die heimischen Kreditinstitute. Stark zurückge fallen sind die inländischen Nichtbanken, insbesondere die privaten Anleger. Auf sie entfielen nur noch etwa 12% des Absatzes an Rentenwerten gegenüber 38% im Vor jahr. 20

Rabobank Bronnenarchief

Geschäftsberichte Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt / ADCA Bank | 1986 | | pagina 22