landsmärkten und gegen Jahresende rück läufige Ordereingänge aus dem Inland ver- anlaßten jedoch viele Unternehmen, ihre wei teren Investitionspläne noch einmal zu über denken. Die deutsche Bauwirtschaft hat im Jahr 1986 die konjunkturelle Talsohle verlassen. Be rücksichtigt man, daß 1985 noch ein Rück gang der Bauinvestitionen um knapp 7 hingenommen werden mußte, so signalisiert der in 1986 erzielte reale Zuwachs von 2% einen ersten Lichtblick im jahrelangen kon junkturellen Dunkel. Allerdings dürfte der Konsolidierungsprozeß im Wohnungsbau im mer noch nicht abgeschlossen sein, während es im gewerblichen und öffentlichen Hoch bau, aber auch im Tiefbau, inzwischen wie der eindeutig aufwärts geht. Das Wachstum der industriellen Erzeugung hat sich 1986 gegenüber den beiden Vorjah ren spürbar abgeschwächt. Die Produktions steigerung des produzierenden Gewerbes lag mit real 3,2% wesentlich unter der Vor jahresquote von 5,5 Dabei schnitten die einzelnen Bereiche unterschiedlich gut ab. Am stärksten expandierte die Investitionsgü terindustrie, allerdings mit einem gegenüber dem Vorjahr nur noch halbierten Zuwachs von knapp 5%. Das Wachstum in der Ver brauchsgüterindustrie nimmt sich dagegen mit 2 recht bescheiden aus. Die erhöhte Konsumneigung weiter Kreise der Bevölke rung brachte ihr nur relativ geringe Vorteile, mußte sie doch gegen eine Flut billiger Im portartikel ankämpfen. Zurückgefallen ist die Grundstoffindustrie. Sie konnte noch nicht einmal das bereits schwache Vorjahres wachstum erreichen. Die Aufwertung der D-Mark wirkte sich für sie besonders fatal aus. Hierdurch wurden für die meisten der ihr zugehörigen Zweige die Exportmöglich keiten drastisch eingeschränkt, während um gekehrt die kräftig wachsenden Einfuhren den Konkurrenzdruck am Binnenmarkt wei ter verstärkten. Die Unternehmergewinne sind im Berichts jahr noch einmal kräftig gestiegen, da die Er höhung der Bruttolöhne und -gehälter durch die aus Dollar-Verfall und Preisrückgang der Rohstoffe resultierende Kostenentlastung mehr als ausgeglichen werden konnte. Die Liquidität der Unternehmen war dementspre chend gut, ihre Kreditnachfrage im kurz- und mittelfristigen Bereich meist schwach. Die Möglichkeiten, auf niedrigem Zinsniveau langfristig umzuschulden, wurden dem gegenüber wie bereits in den Vorjahren rege genutzt. Leicht abgeebbt ist die Zahl der Insolvenzen. Zwar wurden immer noch über 18800 Kon kurse und Vergleiche angemeldet. Die Zahl der Firmenzusammenbrüche war mit 13500 jedoch rückläufig, wobei allerdings der Anteil der masselosen Konkurse erheblich zuge nommen hat. Besonders insolvenzgefährdet waren Firmen des Dienstleistungssektors und des Handels sowie junge Unternehmen. Zu einer nachhaltigen Verbesserung der im mer noch unbefriedigenden Arbeitsmarktlage hat das Wirtschaftswachstum des Jahres 1986 nicht ausgereicht. Immerhin wurden aber leichte Entspannungstendenzen spür bar. Erstmals seit 1979 ist die Zahl der Ar beitslosen absolut gesunken. Mit jahres durchschnittlich 2,228 Millionen lag sie um 77000 unter der des Vorjahres. Allerdings hat in ca. 30000 Fällen der 1986 eingeführ te 105c Arbeitsförderungsgesetz, der älte ren Arbeitslosen den Übergang in den Ruhe stand erleichtert, zu der Reduzierung der Ar beitslosenzahl beigetragen. Im Jahresdurch schnitt belief sich die Arbeitslosenquote auf 9% (gegenüber 9,3% in 1985). Auch die Zahl der Kurzarbeiter lag im Jahresdurch schnitt mit 197000 um 16% unter dem Vor jahresstand. Im Dezember waren rund 112000 offene Stellen bei Arbeitsämtern ge meldet, das sind 18% mehr als im entspre chenden Vorjahresmonat. Insgesamt wuchs die Zahl der Erwerbstätigen um 260000 auf knapp 26 Millionen, womit sie in den letzten drei Jahren insgesamt um 600000 Personen zugenommen hat. Erstmals seit Beginn der 50er Jahre fiel der Preisindex für die Lebenshaltungskosten der privaten Haushalte im Jahresdurchschnitt um 0,2 unter den entsprechenden Vorjah resstand (1985: 2,2%). Ausschlaggebend für diese absolute Preisstabilität waren die starke Aufwertung der D-Mark sowie das un erwartet kräftige Nachgeben der Rohstoff und Energiepreise. Saisonbereinigt lagen Ende 1986 die Rohstoffpreise 43% unter Vorjahresstand. Die Energieimporte waren sogar 56% billiger als vor Jahresfrist. Da durch ermäßigten sich die industriellen Er zeugerpreise im selben Zeitraum um 5%. Bei Ausklammerung der importbedingten Verbilligungen dürfte sich das Preisniveau insgesamt um schätzungsweise 1,5% erhöht haben. 18

Rabobank Bronnenarchief

Geschäftsberichte Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt / ADCA Bank | 1986 | | pagina 20