Gesamtwirtschaftlicher
Überblick
Die Anfang 1983 in der Bundesrepublik in
Gang gekommene wirtschaftliche Erholung
hat im Jahr 1985 an Breite und innerer Kraft
gewonnen. Gegenüber dem überwiegend
vom Export getragenen Wachstum des Jah
res 1984 sorgten im Berichtsjahr neben einer
unverändert hohen Ausfuhr steigende
Unternehmensinvestitionen und eine sich vor
allem im letzten Quartal belebende Nachfra
ge der privaten Haushalte für eine Versteti-
gung der konjunkturellen Aufwärtsentwick
lung. Weitere Erfolge bei der Inflationsbe
kämpfung und der Schaffung neuer Arbeits
plätze sowie eine fortschreitende Konsolidie
rung der öffentlichen Haushalte trugen dar
über hinaus dazu bei, die Rahmenbedingun
gen für einen sich selbst tragenden Auf
schwung insgesamt nachhaltig zu verbes
sern.
Infolge des witterungsbedingten schwachen
1Quartals verfehlte das reale Wachstum
des Bruttosozialproduktes mit 2,4% nur
knapp die Vorjahresrate (2,6%). Der kontinu
ierliche Anstieg der Vierteljahreszahlen zeigt
jedoch, wie stark die Wirtschaft im Laufe des
Jahres an Eigendynamik gewonnen hat.
Auch für das Jahr 1986 deuten alle Indikato
ren auf ein weiteres kräftiges Wachstum hin.
Die Prognosen fallen dementsprechend uni
sono optimistisch aus.
Wenn auch der Export im vergangenen Jahr
seine bis dahin unangefochtene Funktion als
Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft
verloren hat, so blieb er doch eine der wich
tigsten Stützen des weiteren konjunkturellen
Aufschwungs. Erstmals überschritt das Au
ßenhandelsvolumen der Bundesrepublik, das
sich aus den Ein- und Ausfuhren zusammen
setzt, mit 1 000,9 Mrd. DM die Billionen-Mar-
ke. Dank des im Jahresdurchschnitt hohen
Dollarkurses und der regen Auslandsnach
frage infolge der weltweit belebten Konjunk
tur sowie der im internationalen Vergleich
unverändert günstigen Entwicklung der Ko
sten und Preise im Inland konnte die deut
sche Wirtschaft im Berichtsjahr ihre Exporte
dem Wert nach um 10% (von 488,2 Mrd. DM
auf 537,1 Mrd. DM) und dem Volumen nach
um 6% ausweiten. Besonderes Gewicht kam
dabei der Ausdehnung des Exportgeschäftes
mit den westlichen Industrienationen, und
hier allen voran mit den EG-Mitgliedsländern,
zu. Die USA konnten ihre Position als wich
tigstes Abnehmerland nach Frankreich wei
ter ausbauen. Aber auch die Lieferungen an
die Staatshandelsländer konnten wesentlich
gesteigert werden, wobei insgesamt gesehen
die Bedeutung des Außenhandels mit diesen
Staaten für die Bundesrepublik immer noch
sehr gering ist. Die Ausfuhr in die Entwick
lungsländer expandierte dagegen nur mäßig
und die in die OPEC-Staaten ging ange
sichts deren rückläufiger Öleinnahmen so
gar zurück. Branchenmäßig profitierten von
der guten Exportentwicklung hauptsächlich
die Investitions- und Konsumgüterindustrie
und in bestimmten Teilbereichen auch
das Grundstoff- und Produktionsgüter
gewerbe.
Angesichts der kräftigen Produktionssteige
rungen haben auch die Importe gegenüber
dem Vorjahr spürbar zugenommen. Aller
dings erreichten sie mit einem Wachstum
dem Wert nach von 6,8% (von 434,2 Mrd.
DM auf 463,8 Mrd. DM) und dem Volumen
nach von 4% nicht ganz die Dynamik der
Exportentwicklung. Auch bei den Einfuhren
führten die westlichen Industrieländer unan
gefochten die Lieferantenliste an. Der weit
aus größte Anteil entfiel dabei auf die EG-
Mitgliedsländer, an der Spitze die Nieder
lande, gefolgt mit einigem Abstand von den
USA und Japan. Angesichts der wirtschaft
lichen Belebung und begünstigt durch den
im Jahresverlauf ansteigenden realen Au
ßenwert der D-Mark waren in wachsendem
Ausmaß ausländische Fertigwaren auf den
deutschen Märkten gefragt. Das Volumen
der eingeführten Rohstoffe und Halbwaren
stieg dagegen kaum, zumal bei den Impor
teuren der Preisrückgang von in Dollar faktu
rierten Waren gegen Jahresende eine gewis
se Zurückhaltung bei der Neueindeckung
aufkommen ließ.
Da im Jahresdurchschnitt die Ausfuhrpreise
gegenüber dem Vorjahr stiegen, die Einfuh
ren sich dagegen aber verbilligten, haben
sich die Terms of Trade deutlich verbessert.
Die Handelsbilanz weist einen beispiellosen
Überschuß von 73,3 Mrd. DM aus, was ge
genüber dem Rekordergebnis des Vor-
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