zept klar ist, entscheidet mitunter ein winziger
Passus im Kleingedruckten über Gewinn oder
Verlust. Und wer behält in der Flut der Emis
sionen schon einen Überblick? Manch kleiner
Anleger mag sich angesichts aller Liberalisie
rung, Internationalisierung und Innovation
schon im Paradies wähnen. Aber er muß höl
lisch aufpassen, daß er sich nicht im Dschun
gel wiederfindet!
Der Finanzplatz des Anlegers ist seine Bank.
Von ihr kann er mehr verlangen, als daß sie
ihm Wertpapiere verschafft, verwahrt, verwal
tet und veräußert. Die Bank soll ihm das Tor
zu den Finanzmärkten der Welt öffnen, stets
aktuell informiert sein und den Überblick über
das verwirrende Durcheinander der Tenden
zen behalten. Gefragt ist ein breites Spektrum
von Finanz-Dienstleistungen und vor allem die
individuelle Beratung. Die Privatbank ist der
prädestinierte Platz des Privatanlegers. Von
ihm, von seinen Ansprüchen, ist seltsamer
weise selten die Rede. Hier bietet sich ein
Analogon an, das so abwegig es zunächst
erscheinen mag doch sehr viele Parallelen
zur Kunst der Kapitalanlage aufweist. Vor
Jahren ist den Deutschen gesagt worden,
daß sie zwar hart arbeiten, aber keinen Sinn
für die kulinarischen Genüsse des Lebens ha
ben. Und die Köche erwiderten, wohl ebenso
zutreffend, ihre Gäste hätten sich nie beklagt.
Dann entdeckte man die Vorzüge der auslän
dischen Küche, die Restaurantkritik entstand.
Eine Generation von Gourmets wuchs heran
und die auf Spitzenleistung trainierten Zungen
empfahlen die herausragenden Häuser wei
ter. Sollte man nicht auch die besten Banken
mit drei Sternen für ihre Kompetenz in der An
lageberatung auszeichnen, so wie man ihnen
das dreifache A für ihre Solvenz verleiht?
Wichtiger erscheint indessen jener andere
Gedanke: Der deutsche Anleger, der bisher
meist mit biederer Kost zufrieden war, sollte
seinen Sinn für die Finessen der Geldanlage
entdecken. Dem, der partout auf dem Eintopf
in der Wartehalle besteht, wird nicht zu helfen
sein. Wer vom Kundenberater heute diesen,
morgen jenen heißen Tip“ erwartet, ist mit
Fast Food besser bedient. Begehrt sind Pro
dukte la saison“, sinnvoll kombinierte Me
nüs, vielleicht sogar das Ambiente, ganz si
cher aber der aufmerksame Service. Und ge
nau dies ist in der Bundesrepublik unterent
wickelt: Die.kultivierte Kapitalanlage“! Übri
gens werden auch die Finanz-Gourmets nach
den Kosten zuletzt fragen. Guter Rat ist teuer
aber er zahlt sich nirgendwo so hoch aus
wie in der Geldanlage.
Frank Mella
17