wagen. Für das Grundstoff- und Produktions gütergewerbe und insbesondere für den Ver brauchsgüterbereich verlief die Ordertätig keit zurückhaltender. Deutlich verschlechtert hat sich die Lage der Bauwirtschaft. Zwar nahmen die öffentlichen Bauaufträge, insbe sondere im Tiefbaubereich, tendenziell etwas zu; die Stagnation im gewerblichen Bau und der starke Nachfragerückgang im Woh nungsbau konnten damit aber bei weitem nicht ausgeglichen werden. Alle Frühindika toren wie Baugenehmigungen, Auftragsein gänge und -bestände deuten auch für 1985 auf eine Fortdauer der Bauflaute hin. Insgesamt hat sich die Kapazitätsauslastung der deutschen Industrie merklich gebessert. Sie lag im letzten Quartal 1984 saisonberei nigt bei knapp 83% und damit bei dem Nut zungsgrad vom Frühjahr 1980 dem Höhe punkt des letzten Produktionszyklus. Auch vom privaten Verbrauch der mit mehr als der Hälfte bedeutendsten Kompo nente der inländischen Nachfrage gingen nach einem kräftigen Schub im ersten Quar tal im weiteren Jahresverlauf keine spürba ren Impulse mehr auf den Konjunkturverlauf aus. Arbeitslosigkeit und streikbedingte Ein kommensschmälerungen veranlaßten viele Haushalte, bei ihren Konsumausgaben vor sichtiger zu disponieren und der Aufstok- kung finanzieller Reserven eine höhere Prio rität zuzumessen. Insgesamt hat der pri vate Verbrauch in 1984 preisbereinigt nur um 0,8% gegenüber dem Vorjahr zugenom men. Unbefriedigend gestaltete sich trotz des wirt schaftlichen Wachstums die Lage am Arbeitsmarkt. Im Jahresdurchschnitt fanden 1984 2,27 Millionen Arbeitslose (was einer gegenüber 1983 unveränderten Quote von 9,1 der abhängigen bzw. 8,1 aller Er werbspersonen entspricht) keinen Arbeits platz. Allerdings begannen sich zum Jahres ende hin gewisse Anzeichen für eine all mähliche Besserung abzuzeichnen. So war in den letzten vier Monaten des Jahres saisonbereinigt ein leichtes Absinken der Arbeitslosenzahl festzustellen. Bis Ende Dezember reduzierte sich die Zahl der Kurz arbeiter auf knapp 270000 und damit in etwa auf die Hälfte des entsprechenden Vorjah resstandes. Auch die Zahl der bei den Arbeitsämtern gemeldeten offenen Stellen stieg zum Jahreswechsel auf 80000 an. Insgesamt dürften die Aussichten auf Ent spannung bei weiterer positiver Wirtschafts entwicklung günstig bleiben, wenn auch schnelle Erfolge angesichts der strukturellen Schwierigkeiten einzelner Branchen kaum zu erwarten sind. Der Anstieg der Verbraucherpreise hat sich im vergangenen Jahr weiter abgeflacht. Die Lebenshaltung aller privaten Haushalte hat sich im Jahresdurchschnitt nur noch um 2,4% verteuert, womit eine in den letzten 15 Jahren nicht mehr verzeichnete Preissta bilität erreicht wurde. Damit steht die Bundes republik zusammen mit Japan an der Spitze aller westlichen Industrieländer. Das Ausgabeverhalten der öffentlichen Haushalte stand auch im Berichtsjahr im Zei chen fortschreitender Konsolidierung. Bund, Länder und Gemeinden konnten ihre Haus haltsdefizite von 54,5 Mrd DM in 1983 auf 46 Mrd DM in 1984 erneut deutlich abbauen. In Relation zum Bruttosozialprodukt entspricht dies einer Verschuldungsquote von 2,7%, d.h. nur noch der Hälfte der in 1981 ausge wiesenen Spitze. Die Nettokreditaufnahme des Bundes lag mit rd. 28,5 Mrd DM unter der ursprünglich veranschlagten Höhe von 33,6 Mrd DM, was allerdings ohne die hohe Gewinnabführung der Deutschen Bundes bank von 11,4 Mrd DM nicht möglich gewe sen wäre. Die Deutsche Bundesbank konnte mit ihrer kreditpolitischen Entscheidung vom 28. Juni 1984 Erhöhung des Diskontsatzes von 4% auf 4,5% per 29. Juni und Aufstockung der Rediskont-Kontingente der Banken um 8 Mrd DM per 6. Juli sowie durch perma nente Feinsteuerung der Bankenliquidität mit Hilfe reversibler Offenmarktoperationen, vor nehmlich in Form von Wertpapierpensions geschäften und Lombardkrediten, Irritationen aus übermäßigen Devisenzu- und -abflüssen abbauen, stärkere Kosten- und Preissteige rungen verhindern und trotzdem der Wirt schaft genügend monetären Spielraum für ein kräftigeres reales Wachstum bieten. Mit dieser strikt am Wirtschaftswachstum orien tierten Geldmengenpolitik hielt sie die Aus weitung der Zentralbankgeldmenge stets in der unteren Hälfte des von ihr anvisierten Zielkorridors von 4 bis 6%. Mit der Festle gung des Zielkorridors für die Geldmengen ausweitung 1985 auf 3 bis 5% hat die Deut sche Bundesbank ihre Absicht noch einmal unterstrichen, die Erfolge bei der Erhaltung der Geldwertstabilität auch weiterhin zu be wahren und auszubauen. 13

Rabobank Bronnenarchief

Geschäftsberichte Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt / ADCA Bank | 1984 | | pagina 15