Wirtschaftspolitische Chronik 1. Januar Das 4. Vermögensbildungsgesetz tritt in Kraft. Um Arbeitnehmer zur verstärkten Beteiligung am Pro duktivkapital anzureizen, werden der Anlagekatalog erweitert und der bisherige Förderbetrag von 624 DM auf 936 DM erhöht. Mit dem Wegfall der Einfuhrzölle für Industrieprodukte zwischen der EG und der EFTA tritt der Ausbau des europäischen Freihandels systems in seine letzte Phase. 26. Januar Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe erklärt die Preisanga- ben-Verordnung, die den Handel zur Preisauszeichnung der Waren verpflichtet, für verfassungswidrig. 27. Januar In Brüssel einigen sich die EG- Wirtschaftsminister auf eine Ver längerung des seit 1980 bestehen den Produktionsquoten-Systems in der Stahlindustrie bis Ende 1985. 2. Februar Die Bundesregierung verabschie det ihren Jahreswirtschaftsbericht 1984. Dieser geht von einem rea len Wirtschaftswachstum von 2,5% aus, ferner von einem An stieg der Verbraucherpreise um ca. 3% und einer jahresdurch schnittlichen Arbeitslosenzahl von 2,2 Millionen. 29. Februar Der Bund vollzieht mit der Emis sion der neuen 2 Mrd DM-Bundes- anleihe zum Nominalzins von 8% (Ausgabekurs: 100%, Laufzeit: 10 Jahre) am deutschen Kapital markt den erneuten Übergang zum „Achtprozenter'1. 31. März In Brüssel einigen sich die EG- Agrarminister auf neue Agrarpreis regelungen und auf Maßnahmen zur Eindämmung der Überschuß produktion bei verschiedenen Agrargütern, insbesondere im Be reich der Milchwirtschaft. 12. April Der Zentralbankrat der Deutschen Bundesbank stellt den Jahresab schluß für das Geschäftsjahr 1983 fest. Von dem ausgewiesenen Reingewinn von rd. 11,8 Mrd DM werden knapp 11,4 Mrd DM in Teilbeträgen an den Bund abge führt. 5 Mrd DM werden sofort, der Rest in vier gleichen Monatsraten gutgeschrieben, um die Steuerung des Geldmarktes durch die Bun desbank zu erleichtern. 16. April Die fünf führenden wirtschaftswis senschaftlichen Forschungsinstitu te erwarten in ihrem Frühjahrsgut achten für 1984 ein Wachstum des realen Bruttosozialproduktes in der Bundesrepublik um gut 3%, einen Anstieg der Verbraucherpreise um knapp 3% und eine jahresdurch schnittliche Arbeitslosenzahl von etwa 2,28 Millionen. Mehrheitlich sprechen sich die Institute für flexible Arbeitszeitregelungen aus. 1. Mai Das Gesetz zur Förderung von Vorruhestandsleistungen tritt in Kraft. Es legt die Voraussetzungen für staatliche Zuschüsse fest und eröffnet den Tarifparteien die Mög lichkeit, branchenspezifische Lö sungen für die Verkürzung der Le bensarbeitszeit zu vereinbaren. 9. Mai Zwischen der Gewerkschaft Nah- rung-Genuß-Gaststätten und der Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuß wird die erste Rahmen vereinbarung über die Verkürzung der Lebensarbeitszeit nach dem neuen Vorruhestandsgesetz abge schlossen. Danach können Arbeit nehmer ab dem 58. Lebensjahr mit einer Tarif rente von 75% des bisherigen Bruttoeinkommens in den Ruhestand treten. 14. Mai Die Ablehnung der von der IG-Me- tall geforderten 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich durch die Metallarbeitgeber führt zu er sten Streiks in ausgewählten Be trieben der Metallindustrie im Ta rifbezirk Nord-Württemberg/Nord- Baden, die von der Arbeitgebersei te mit Abwehraussperrungen be antwortet werden. 18. Mai Die Bundesanstalt für Arbeit lehnt bei arbeitskampfbedingten Produk- tionseinsteliungen die Zahlung von Arbeitslosengeld an hiervon betrof fene Arbeitnehmer ab. 9. Juni Auf der in London stattfindenden Weltwirtschaftskonferenz einigen sich die Staats- und Regierungs chefs der teilnehmenden sieben großen Industrienationen zwar in grundlegenden Fragen; zu konkre ten wirtschaftspolitischen Maßnah men können sie sich jedoch nicht entschließen. 26. Juni Auf dem Gipfeltreffen in Fontaine bleau finden die Staats- und Re gierungschefs der Länder der eu ropäischen Gemeinschaft eine Lö sung für das britische Beitragspro blem. Die Regelung sieht vor, daß zunächst bis Ende 1985 Großbri tannien in jedem Jahr zwei Drittel der Differenz zwischen seinen Zahlungen an den Gemeinschafts haushalt und den Rückflüssen aus dem EG-Fonds zurückerstattet wird. Es wird ferner eine Anhe bung der Mehrwertsteuer für deut sche Agrarerzeugnisse um 5% auf 13% ab 1. Juli 1984 vereinbart. Schließlich wird der Beitritt Spa niens und Portugals für 1986 in Aussicht genommen. 28. Juni Nach dem Rücktritt von Otto Graf Lambsdorff wird der FDP-Politiker Martin Bangemann im Bundestag als Bundeswirtschaftsminister im Kabinett Kohl vereidigt. Der Zentraibankrat der Deutschen Bundesbank beschließt mit Wir kung vom 29. Juni die Anhebung des Diskontsatzes von 4% auf 4,5% und ferner mit Wirkung vom 6. Juli die Ausweitung der Redis kont-Kontingente der Kreditinstitu te um 8 Mrd DM. 10

Rabobank Bronnenarchief

Geschäftsberichte Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt / ADCA Bank | 1984 | | pagina 12