doppelt so hohen! 5,52% für den Zeit raum 1953/73. So gesehen, ist der Rückgang auf die 3,1 der Periode 1973/78 als ein Normalisierungsprozeß zu werten freilich als ein Normalisierungsprozeß, der mit öko nomischen, aber auch psychologischen Anpassungsproblemen verbunden ist. Diese Anpassungsprobleme zu bewältigen, ist jedoch nicht die einzige Herausforderung, der sich die soziale Marktwirtschaft in ihrer quasi „zweiten Generation“ gewachsen zu zeigen hat. Doch trotz aller Anfeindungen, denen unser Wirtschaftssystem wegen sei ner Krisenanfälligkeit und vor allem wegen der Hartnäckigkeit der in der Krise entstan denen Arbeitslosigkeit ausgesetzt ist, haben wir allen Grund zur Zuversicht, daß sich die Marktwirtschaft auch bei der Bewältigung unserer Zukunftsprobleme besser bewähren wird als jedes System behördlicher Planung und Lenkung. Lassen wir einige der auf uns zukommenden Probleme Revue passieren: Wahrscheinlich an erster Stelle genannt zu werden verdient das Problem der zunehmen den Ressourcen- und insbesondere Energie verknappung. Auch wenn dieses Problem die im ersten Weltmodell des Club of Rome (über-)betonte Brisanz in dem Maße einbüßt, wie sich weltweit mit dem Wirtschaftswachs tum auch der Anstieg des Rohstoff- und des Energiebedarfes verlangsamt und obwohl wir, die wir sozusagen im „Raumschiff Erde“ zu den Passagieren I. Klasse zählen, die Fol gen von weltweiten Verknappungserschei nungen am längsten ertragen könnten müssen wir uns darauf gefaßt machen, daß nach einigen Jahrzehnten, in denen Wirt schaften darin zu bestehen schien, genü gend Nachfrage für ein überquellendes Angebot zu wecken, die Grunddefinition allen Wirtschaftens wieder in ihre Rechte tritt: mit knappen Mitteln unbegrenzte Bedürfnisse bestmöglich zu befriedigen. Wo immer Marktkräfte wirksam sind, drückt sich die relative Verknappung von Ressour cen in ihrer relativen Verteuerung aus. Und wenn das auch Ideologen und Politikern nicht in den Kopf will, ist das gut so, denn außer der vielleicht unsozialen, aber ökono misch notwendigen Bremswirkung auf die Nachfrage hat der Preisanstieg den noch viel wichtigeren Effekt, zu einem Rückgriff auf ein weniger kostengünstiges zusätzliches An gebot zu führen ad oculos demonstriert durch die Erschließung neuer Ölvorräte, aber auch durch die forcierte Entwicklung von Alternativenergien seit der Vervierfachung des Rohölpreises. Zumindest am Rande sei erwähnt, daß es ausschließlich der internatio nalen Zusammenarbeit des Bankenapparates zu verdanken ist, wenn die gewaltigen Real transfers im Gefolge dieser Ölpreiserhöhung, anders als die mit ihnen vergleichbaren deut schen Reparationsleistungen nach dem Ersten Weltkrieg, nicht zu einem Zusammen bruch des internationalen Zahlungsverkehrs führten. So gering bisher die Bereitschaft sowohl der Regierungen wie der Bürger unter vorran gigem Einschluß der sich zu Initiativen zusammenschließenden auch sein mag, aus dem Ölpreisschock die Konsequenzen zu ziehen, eines könnte er uns im Positiven lehren: Wenn nicht versucht wird, den Markt mechanismus außer Kraft zu setzen, bewahrt uns gerade dieser mit Sicherheit vor dem Eintritt apokalyptischer Mangelprognosen, denn noch lange vor der Erschöpfung irgendwelcher unvermehrbarer Ressourcen muß deren Marktpreis so steigen, daß mas sive Substitutionsvorgänge ausgelöst wer den. Knapper werden in Zukunft aber nicht bloß Energieträger und sonstige unvermehrbare Rohstoffe werden, sondern auch bisher „freie Güter“ wie reine Luft, sauberes Was ser, unberührte Natur usw. Ideologen, deren Weltanschauung in sicherer Realitätsferne angesiedelt ist, mögen sich über die Perfidi- tät von Unternehmern einerlei ob Erzeu gern von Abgasfiltern, Mineralwasserabfül- lern oder Hoteliers in Alpenkurorten mokieren, die sogar die Sehnsucht des Men schen nach nicht verpesteter Atemluft und quellfrischem Trinkwasser in schnöden Profit ummünzen. In Wahrheit aber sind Ökologie und Ökono mie keineswegs getrennte Welten, weil auch für die Befriedigung ökologischer Bedürf nisse das ökonomische Gesetz gilt: die Maximierung des Nutzens der knappen Mit tel, darunter nicht zuletzt der immer knapper werdenden Mittel, die die Öffentliche Hand für den Umweltschutz abzweigen kann, wenn sich mit dem Wirtschaftswachstum auch der Anstieg der Steuereinnahmen verlangsamt. Das Problem ist deshalb nicht der Einbruch des Profitstrebens in den Umweltschutz, sondern gerade umgekehrt der Umstand, daß Umweltschutz fürs erste nicht gewinn- 16

Rabobank Bronnenarchief

Geschäftsberichte Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt / ADCA Bank | 1978 | | pagina 18