Abgeflachte
Welthandelsexpansion
Außenwirtschaftliche
Ungleichgewichte
Durchbrochene
Währungsfront
Europäische
Gemeinschaft ohne Elan
Die schleppende internationale Nachfrage führte in zunehmendem Maße zu Absatz
schwierigkeiten auf den Weltmärkten, so daß die Expansion des Welthandels abflach
te. Nach der jüngsten Schätzung des GATT-Sekretariates erhöhte sich 1977 dessen
Wert um 13% auf 1 150 Mrd US-$. Dem realen Volumen nach expandierte der Welt
handel nur noch um 4% nach 11,5% im Vorjahr.
Dem reduzierten Wachstum des globalen Güteraustausches hat sich der Ausbau der
Welthandelsflotte angepaßt. Die mengenmäßige Tonnageerweiterung betrug nach
den Ermittlungen des Bremer Instituts für Seeverkehrswirtschaft 1977 nur noch rd.
6% gegenüber 8—10% in früheren Jahren. Hierbei verzeichnete die Handelsflotte
der Bundesrepublik, die in der Rangliste der 133 Schiffahrt betreibenden Länder den
elften Platz einnimmt, eine Zuwachsquote ihrer Handelstonnage von lediglich etwas
über 5%.
Dementsprechend verschärfte sich die ohnehin schwierige Lage der Werftindustrie
in den führenden Schiffbaunationen. Das Neubauvolumen lag 1977 um 6 Mio BRT un
ter dem des Vorjahres. Lloyd’s Register of Shipping bezifferte den weltweiten Order
bestand (ohne VR China, UdSSR und Rumänien) zu Beginn des laufenden Jahres mit
36,7 Mio BRTdas geringste Volumen der letzten zehn Jahre.
Das kumulierte Leistungsbilanzdefizit der OECD belief sich auf rd. 30 Mrd US-$; ihm
lagen stark konträre außenwirtschaftliche Einzelergebnisse zugrunde. Während bei
den Partnerländern der EG Stabilisierungsfortschritte erzielt werden konnten, trugen
Japan und vor allem die USA wesentlich zur Steigerung des außenwirtschaftlichen
Ungleichgewichtes bei. So erhöhte sich der japanische Leistungsbilanzüberschuß
auf rd. 10 Mrd während die US-Leistungsbilanz mit einem Passivsaldo von rd. 20
Mrd schloß. Als Preis für den weltwirtschaftlich isolierten Konjunkturaufschwung
und die dadurch bedingten hohen Importe insbesondere im Ölbereich vergrö
ßerte sich das Defizit des amerikanischen Außenhandels auf die Rekordhöhe von rd.
31 Mrd Hier liegt die Quelle der weltweiten Dollarschwemme, die zum Kursverfall
dieser wichtigsten Handelswährung an den internationalen Devisenmärkten führte.
Im Verlauf des Jahres 1977 sank der Kurswert des Dollar um ca. 12% gegenüber der
D-Mark, 13% gegenüber dem Pfund Sterling, 20% gegenüber dem japanischen Yen
und 25% gegenüber dem Schweizer Franken. Dieser Abwertungsprozeß setzte sich
in den ersten Monaten 1978 weiter fort. Im März wurde der Dollar in Frankfurt und
Tokio zu Tiefstkursen notiert, wie sie noch vor Jahresfrist als unvorstellbar galten.
Selbst die umfangreichen Stützungsinterventionen nichtamerikanischer Notenban
ken konnten den Kursverfall nur verzögern, aber nicht aufhalten.
Mit dem 1. Juli 1977 entfielen die letzten Zölle zwischen der Ur-EG und den drei spä
teren Mitgliedsländern. Zum gleichen Termin wurden auch die industriellen Zölle zwi
schen der EG und den EFTA-Staaten fast ganz beseitigt. Hierdurch verwirklichte sich
in Europa eine fast 300 Millionen Menschen umfassende Zollunion.
Die großen Divergenzen in der Binnenstabilität der Partnerländer der europäischen
Union lähmten indessen den Integrationsfortschritt. Krisen, wie sie im Agrarbereich
und Fischereisektor auftraten, konnten nur mühsam überwunden werden. Ein ge
meinsames Konzept in der Energiepolitik kam nicht zustande. Der Europäische Wäh
rungsverbund schrumpfte nach Austritt Schwedens auf fünf Mitglieder.
Die EG-Außenhandelspolitik war durch die Konfrontation mit dem japanischen Ex
portdrive belastet, der zu einem starken Mißverhältnis im gegenseitigen Warenaus-