Bericht des Vorstandes
Zur Wirtschaftslage 1977/78
Weltwirtschaftliche
Situation
Bescheidenes
Wirtschaftswachstum
Multinationale
Arbeitslosigkeit
Verlangsamter
Preisauftrieb
Die Hoffnung, der im Vorjahr angelaufene weltwirtschaftliche Erholungsprozeß werde
sich nach der vorangegangenen Rezession geradlinig und verstärkt fortsetzen, um
schließlich in einen sich selbst tragenden Aufschwung einzumünden, erfüllte sich
nicht. Im Gegenteil: Mit Ausnahme von Japan und den USA kühlte sich das Konjunk
turklima im Jahresverlauf in allen westlichen Industrieländern mehr oder minder stark
ab. Inflationsgefahr, Zahlungsbilanzschwierigkeiten und Massenarbeitslosigkeit präg
ten neben dem Energieproblem und den ungelösten Schwierigkeiten der übersee
ischen Entwicklungsländer ohne Erdölvorkommen die weltwirtschaftliche Szenerie.
Hinzu kamen wachsende protektionistische Tendenzen im Welthandel sowie alles
überschattend - die schwerste Dollarkrise und damit die empfindlichste Störung
des internationalen Währungsgefüges seit Beginn der Floatingphase.
Um ein erneutes Abgleiten der Konjunktur zu verhindern, bauten die meisten Indu
strieländer vorhandene Restriktionsbarrieren ab oder ergriffen darüber hinaus so
die USA, Japan und die Bundesrepublik stimulierende geld- und finanzpolitische
Maßnahmen, die allerdings bisher noch nicht überall die angestrebten Wirkungen er
zielten.
Das Wirtschaftswachstum der westlichen Industriestaaten, abzulesen am zusammen
gefaßten realen Bruttosozialprodukt des OECD-Bereiches, das 1976 noch 5,4% be
tragen hatte, ermäßigte sich 1977 auf 3,5%. Selbst dieses reduzierte Ergebnis wäre
ohne die vergleichsweise günstige Sonderentwicklung in den USA (4,9%) und in Ja
pan (5,1 nicht erreicht worden. Ausgeprägt schwach waren demgegenüber die
Wachstumsraten bei den Partnerländern der europäischen Gemeinschaft. Die Bun
desrepublik machte hierbei keine Ausnahme. Ihr Bruttosozialprodukt erhöhte sich
real nur um 2,4% gegenüber 5,6% im Vorjahr.
Massenarbeitslosigkeit lastete weiterhin als die am meisten drückende Hypothek aus
der Rezessionsperiode auf fast allen westlichen Industrieländern. Nur in den USA,
dem Land mit einer vergleichsweise günstigen Wirtschaftsentwicklung, gelang ein
merklicher Abbau der Zahl der Beschäftigungslosen. Im gesamten OECD-Bereich
überstieg deren Ziffer 15 Millionen. In der EG erreichte sie fast 6 Millionen, wovon
knapp 17% auf die Bundesrepublik entfielen. Obwohl die Arbeitslosigkeit nicht nur
konjunkturelle, sondern in hohem Maße auch strukturelle Ursachen hat, besteht bei
den maßgeblichen nationalen und übernationalen Gremien Einigkeit darüber, daß das
Problem nicht ohne ein kräftiges globales Wirtschaftswachstum schrittweise ent
schärft und bewältigt werden kann. Die Wachstumsprognosen für 1978 mußten je
doch inzwischen allseits nach unten revidiert werden, so daß in naher Zukunft kaum
mit einer grundlegenden Verbesserung der internationalen Arbeitsmarktlage zu rech
nen ist.
Im Zuge der gedämpften Konjunkturentwicklung und günstig beeinflußt durch ein im
Jahresdurchschnitt niedrigeres Niveau der Weltmarktpreise für industrielle Rohstoffe
hat sich der inflationäre Auftrieb bei den Industrieländern verlangsamt.
Das absolut beste Resultat erzielte wiederum die Schweiz mit einer Zunahme der
Teuerungsrate um lediglich 1,1 Stärker als in den USA 6,8%) erhöhten sich die
Lebenshaltungskosten in der EG 8,4%), wobei die Skala der Inflationsquoten von
3,90/o in der Bundesrepublik bis zu rd. 18 0/0 in Italien reichte.