schiedete der Bund ein 100-Mio-DM-Programm zur Bekämpfung der Jugendarbeits losigkeit und im November ein arbeitsmarktpolitisches Programm in Höhe von 430 Mio DM. Trotzdem lag zum Jahresende die Zahl der Arbeitslosen immer noch bei annähernd 1,1 Millionen, was einer Arbeitslosenquote von 4,8% entsprach. Aller dings konnte die Zahl der Kurzarbeiter von Jahresende zu Jahresende um rd. 534 000 auf knapp 214 000 reduziert werden. Inflationsbekämpfung Erfreulich gestaltete sich die Preisentwicklung. Die Zuwachsraten der Lebenshal tungskosten ermäßigten sich von Quartal zu Quartal; im letzten Vierteljahr betrugen sie noch 3,8%. Im Jahresergebnis deckte sich die Teuerungsrate mit den von der Bundesregierung angestrebten 4,5% (nach 7% im Jahr 1974 und 6% im Jahr 1975). Mit diesem seit 1970 besten Ergebnis war der Preisauftrieb in der Bundesrepublik mit Abstand der schwächste in der EG. Flexible Die Bundesbank erfüllte ihre Aufgabe, den Preisauftrieb in Grenzen zu halten, ohne Geldmengenpolitik durch scharfen Restriktionskurs den Konjunkturaufschwung zu hemmen, durch eine der Bundesbank flexible und unauffällige Liquiditätssteuerung. Bei der Bindung überschüssigen Zen tralbankgeldes spielte die Offenmarktpolitik im Berichtsjahr eine zentrale Rolle. Bei unverändertem Diskontsatz (3,5% seit September 1975) bezweckte auch die Her aufsetzung der Mindestreserven ab 1. Mai und 1. Juni lediglich die Abschöpfung der durch den vorangegangenen Deviseneinstrom entstandenen überschüssigen Liquidi tät. Das für 1976 festgelegte monetäre Wachstumsziel von 8% war großzügig bemes sen, um dem Wirtschaftsaufschwung von der monetären Seite her möglichst günsti ge, aber stabilitätspolitisch noch vertretbare Voraussetzungen zu schaffen. Mit einem Zuwachs der Zentralbank-Geldmenge von 9,2% im Jahresdurchschnitt wurde der gesetzte Rahmen überschritten. Seit November gelang aber eine spürbare Eindämmung der Expansion, die im Dezember nur noch 8,3% betrug. Ausgehend von der mit der Bundesregierung abgestimmten gesamtwirtschaftlichen Zielprojek tion 1977 beschloß die Bundesbank auch für das laufende Jahr als Orientierungsrah men eine Zunahme der Zentralbank-Geldmenge um 8%. Das erste Quartal 1977 Die wirtschaftliche Entwicklung im ersten Quartal ergab kein eindeutiges Bild. Die Konjunktur blieb gespalten. Der Aufwärtstrend setzte sich nur bei den schon 1976 wachstumsbegünstigten Industriezweigen fort. Im Investitionsgüterbereich hat sich die Lage nicht verbessert. Die Arbeitslosenquote betrug trotz des zeitweilig milden Winters im März immer noch 4,8%. Der Preisauftrieb hielt sich inGrenzen; gegenüber demVorjahr erhöhten sich die Le benshaltungskosten um 4,1 im Januar, 4,0% im Februar und 3,9% im März. Nachdem die vom Ausland kommenden Impulse im März gegenüber den beiden Vor monaten wieder an Kraft gewonnen haben, konnte das erste Quartal 1977 mit einem Ausfuhrüberschuß von 8,9 Mrd DM abgeschlossen werden. Auch die anfangs noch defizitäre Leistungsbilanz schloß Ende März mit einem Plus von 2 Mrd DM. Noch labiler als die Konjunkturlage selbst war die in Unternehmerkreisen überwie gend vorherrschende, zwischen Hoffnung, Skepsis und Pessimismus schwankende Stimmung. Die im Januar in der Metallindustrie erzielten Abschlüsse gingen über das hinaus, was Bundesbank, Bundesregierung und Sachverständigenrat für vertretbar hielten. Sollten sich diese Abschlüsse als richtungweisend für die nachfolgenden Ta rifabkommen im Industriebereich zeigen, würde wegen des überdimensionalen Lohn kostenauftriebs der Rationalisierungszwang für die Unternehmen noch dringender werden und damit zu neuer Arbeitsmarktbelastung führen. 18

Rabobank Bronnenarchief

Geschäftsberichte Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt / ADCA Bank | 1976 | | pagina 20