Zu Beginn der Industrialisierung
Deutschlands nach den Befreiungskrie
gen war neben den rheinisch-west
fälischen Gebieten Sachsen die Region,
die sich am stärksten dieser neuen Ent
wicklung öffnete. Der Kapitalbedarf für
den Bau von Eisenbahnen, die Grün
dung neuer Industriefirmen insbeson
dere im Eisen- und Textilbereich und
die nach der Errichtung des Zollvereins
1834 einsetzende großräumige zwi
schenwirtschaftliche Verflechtung stieg
in diesen Jahrzehnten sprunghaft an
und konnte von den vorhandenen
Privatbankiers bei weitem nicht befrie
digt werden. Mit der Errichtung von
Aktienbanken nach dem Vorbild der
1852 von den Gebrüdern Péreire in
Paris gegründeten Société Générale du
Crédit Mobilier begann die Neuorgani
sation des Kreditwesens in allen euro
päischen Staaten.
Die erste Anregung zur
Gründung der ADCA kam von
dem Leipziger Nationalökono
men Dr. Otto Hübner, der
bereits an der Gründung der
Österreichischen Creditanstalt mitgear
beitet hatte und dem es mit Hilfe von
Mitgliedern der einflußreichen Leipziger
Gewandhausgesellschaft gelang, die
sächsischen Behörden von der Not
wendigkeit der Errichtung einer Aktien
bank in Leipzig zu überzeugen.
JVIit Erlaß vom 4. März 1856
genehmigte die Sächsische Regierung
die Statuten zum Betrieb einer Kredit
bank unterder Bezeichnung „Allgemeine
Deutsche Credit-Anstalt“ zu Leipzig.
Nach vollzogener Subskription des
Aktienkapitals konstituierte sich dann
die Gesellschaft und wurde durch
Dekret König Johanns von
Sachsen vom 2. Mai 1856
konzessioniert und
bestätigt.