Gedrosselte
Industrieproduktion
mit wenigen
Ausnahmen
Sonderfall Bauwirtschaft
Umsatzrückgang
im Großhandel
Rezession gezeichneten Marktlage zurückzuführen; die Ursachen sind vielschich
tiger. Konjunkturell und strukturell bedingte Einflüsse kumulierten mit unter
nehmensintern bestimmten Schwächefaktoren, die, obwohl in der Boomperiode
bereits latent vorhanden, erst in der Rezession zur verhängnisvollen Auswirkung
kommen.
Die Auftragslage der Industrie war 1975, obwohl sie sich gegen Jahresende auf
besserte, insgesamt erheblich reduziert. Betroffen waren insbesondere die export
starken Unternehmen; denn weit stärker als die Binnennachfrage war in Aus
wirkung der globalen Rezession die ausländische Ordertätigkeit - Hauptstütze
der Konjunktur von 1974 - abgefallen. Dies führte zwangsläufig zur Einschränkung
der Produktion und damit zur weiteren Verringerung des Auslastungsgrades der
Kapazitäten. Von dieser Entwicklung blieb keiner der großen Bereiche der ver
arbeitenden Industrie verschont. In einigen Zweigen, darunter der eisenschaffen
den, der chemischen und der NE-Metallindustrie, gab es sogar zweistellige
Minusziffern. In Umkehr des seit dem Einbruch von 1967 anhaltenden Aufwärts
trends sank die industrielle Nettoproduktion insgesamt um 7% unter das Vor
jahresergebnis. Den schwersten Rückschlag hatte der Bereich der Grundstoff
und Produktionsgüterindustrie (-13,1%) hinzunehmen. Die Investitionsgüter
industrie, die mit 53,3% mehr als die Hälfte der bundesdeutschen Ausfuhr bestritt,
schränkte ihre Produktion um 5,9% ein.
Zum rückläufigen Ergebnis der Investitionsgüterindustrie haben alle Produktions
gruppen beigetragen, mit Ausnahme des Fahrzeugbaus. Nicht unbeeinflußt durch
die bis Juni des Berichtsjahres befristete 7,5%ige Investitionszulage konnte die
Automobilindustrie ein Produktionsplus von 3,8% erzielen. Hervorragend war das
Ausstoßergebnis im Schiffbau (+13,4%), dessen Kapazitäten wie schon in den
Vorjahren voll ausgelastet und zum Teil überbeansprucht waren. Die abgelieferte
Neubautonnage von rund 2,5 Mio BRT stellt die bisherige Jahreshöchstleistung
dar; sie ließ die Bundesrepublik in der Rangfolge der Schiffbaunationen für 1975
vom dritten auf den zweiten Platz (hinter Japan und vor Schweden) aufrücken.
Für die schon seit 1974 unter einer schweren Strukturkrise leidenden Bauwirt
schaft mußten sich die Schwierigkeiten während einer gesamtwirtschaftlichen
Rezessionsperiode noch verschärfen. Die Bauinvestitionen gingen mit 9,5% noch
stärker als 1974 zurück, obwohl der Preisanstieg merklich gedämpfter war. Aus
schlaggebend für den Umsatzrückgang von insgesamt 4,1% waren in erster
Linie die Ergebnisse im Wohnungsbau (-11,0%). Auch die Umsatzwerte im ge
werblichen und industriellen Bau lagen um 5,5% unter dem Vorjahresstand. Der
Kapazitätsabbau im Bauhauptgewerbe zeigte sich in der Reduzierung der Zahl
der Beschäftigten um 10,5% und in der Abnahme geleisteter Arbeitsstunden
um 11,6% auf den niedrigsten Stand seit Anfang der sechziger Jahre. Die Insolvenz
ziffer der Baubranche war mit mehr als 1200 Fällen beängstigend hoch.
Der Großhandel erzielte 1975 einen Umsatz von rund 442 Mrd DM (ohne Mehr
wertsteuer) und damit fast 14 Mrd DM weniger als im Vorjahr. Das nominal um
3,0% und preisbereinigt sogar um 9,1% rückläufige Ergebnis leitete sich haupt
sächlich aus dem Handel mit Rohstoffen und Halbfabrikaten her, bei dem sich
die Rezession voll auswirkte. In diesem Bereich, der etwa die Hälfte des Gesamt
umsatzes stellt, belief sich der Umsatzschwund auf rund 9% und real sogar auf
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