nate doch eine überraschende Belebung des Inlandsabsatzes, teils bedingt durch
Ersatzbedarf und Aktivierung latenter Kaufbereitschaft, teils wohl auch beeinflußt
durch bevorstehende Preisanhebungen und durch den Wunsch, den Vorteil der be
fristeten staatlichen Investitionshilfe auszunutzen. Die Entwicklung des Exportge
schäftes wird längerfristig unter anderem davon abhängen, inwieweit sich, fallsTer-
rainverluste bei traditionellen Abnehmerländern nicht aufzu holen sind, auf anderen
„untermotorisierten“ Märkten Ersatz schaffen läßt. Die Strukturprobleme, vor de
nen sich nicht nur die einheimische, sondern die europäische Automobilindustrie
als solche gestellt sieht, und deren Ausmaß Investitionsentscheidungen mit einem
hohen Risiko belasten, zwingen zu Überlegungen in Richtung auf verstärkte Kon
zentration, Kooperation, Diversifikation und weitere Verlagerung von Produktions
stätten in überseeische Gebiete.
Eisen und Stahl Für die deutsche Eisen-und Stahlindustrie war 1974 eine der erfolgreichsten Perio
den. Obwohl die Zahl der Hochöfen im Laufe der letzten vier Jahre von 90 auf 77 Ein
heiten gesunken war, stieg dank der Fortschritte in der Metallurgie und der Legie
rungstechnik die Roheisenproduktion weiter an. Vor allem der durch das Sauer-
stoffaufblasverfahren gewonnene Oxygenstahl und auch der zukunftsträchtige
Elektrostahl drängten überkommene Produktionsweisen weiter zurück.
Die Rohstahlerzeugung übertraf erstmals und nicht unerheblich die 50-Mio-t-Mar-
ke, der Umsatz überstieg 45 Mrd DM. Kennzeichnend für den Boom war die Export
quote, die sich, beeinflußt durch ganz erhebliche Mehreindeckungen seitens Län
der des Nahen Ostens und des Ostblocks, monatelang auf fast 50 der Produktion
verdoppelt hatte. Hierbei spielte die starke Zunahme der Walzstahlausfuhr eine
hauptsächliche Rolle.
Nachdem-sich in der Bundesrepublik im zweiten Halbjahr 1974 bei fast allen Stahl
produkten eine Abschwächung der Auftragseingänge bemerkbar machte, stand die
Eisen- und Stahlindustrie mehr denn je im Zeichen starker Exportabhängigkeit. Ge
gen Jahresende waren - bei auch im Exportgeschäft nachlassenden Erlösen - Pro
duktion und Absatz im Sinken begriffen. Für das laufende Jahr wird bei hinsichtlich
der einzelnen Erzeugnisse differenziertem Bild ein Ausstoß knapp über der Jahres
höhe von 1973 (49,5 Mio t) prognostiziert. Unabhängig von temporären Schwan
kungen lassen sich im Zeichen des „Stahlhungers“ der Weltwirtschaft dieser fun
damentalen Grundstoffindustrie auch für die Bundesrepublik (die hinter der
UdSSR, den USA und Japan der viertgrößte Stahlproduzent ist) unverändert Zu
kunftschancen Voraussagen.
Maschinenbau Die im Berichtsjahr außergewöhnlich geringe Investitionstätigkeit mußte entspre
chend ungünstige Auswirkungen auf die Entwicklung im Maschinenbau haben. Die
Inlandsaufträge nahmen dem Volumen nach um mindestens 10 ab und erreich
ten auch wertmäßig nicht die Vorjahreshöhe. Unternehmen mit starker Ausrichtung
auf den Binnenmarkt hatten generell mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen,
die sich in einer überdurchschnittlichen Zunahme von Insolvenzen niederschlugen.
Wenn die Gruppe Maschinenbau als Gesamtheit dennoch am besten unter den In-
vestititonsgüterindustrien abgeschnitten hat, so war dies ihrer unvermindert star
ken Position im Export zu verdanken. Die Auslandsbestellungen lagen 1974 nomi
nal um mehr als 23 und real um mehr als 12 über denen des Vorjahres. Selbst
die Sparte Baumaschinen hat im Auslandsgeschäft einen kräftigen Zuwachs erzielt.
Lediglich der Sektor Maschinen für Verbrauchsgüterindustrien hatte rückläufige
Exportorders zu verzeichnen. Vom Gesamtumsatz i. H. v. rd. 76 Mrd DM, entfiel der
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