suchte, nahm die Bundesbank die Aufgabe der Inflationsbekämpfung durch flexible
Steuerung des Geldvolumens unter abgewogener Dosierung ihrer verschiedenen -
die Bankenliquidität vorübergehend einschränkenden, überwiegend aber auflok-
kernden- Maßnahmen wahr. Zur sukzessiven Senkung der Leitzinssätze- und da
mit zum eigentlichen Verzicht auf den bisherigen Restriktionskurs entschloß sie
sich erst ab Oktober, als die Exportstütze mehr und mehr an Kraft verlor, der allge
meine Abschwung akzelerierte und ein gewisser Erfolg der Geldwertstabilisierung
sich abzeichnete.
Auf der Erzeugerstufe hatte der Preisauftrieb zwischenzeitlich deutlich nachgelas
sen. Betrug die Teuerungsrate im ersten Quartal nicht weniger als 26 so war sie
in den letzten drei Monaten auf 4 1/2 abgesunken. Bei den Lebenshaltungsko
sten war ursprünglich erhofft worden, daß deren Anstieg wenigstens unter einer
zweistelligen Ziffer bleibt. Unter diesem Aspekt und im internationalen Vergleich
war die dann eingetretene Erhöhung des Preisniveaus um 5,9% ein sehr ermuti
gendes Resultat - mag es auch vielleicht verfrüht sein, hieraus schon auf eine defi
nitive „Brechung der Inflationsmentalität“ zu schließen.
und ihr Einfluß auf Der konjunkturbedingt schwachen und rückläufigen Kreditnachfrage stand eine sie
das Bankgeschäft volumenmäßig übertreffende Geldkapitalbildung gegenüber. Dank der elastischen
Bundesbankpolitik konnte sich dennoch die Entwicklung am Geldmarkt normali
sieren. Die Zinsausschläge, die 1973 für die Termingelder so charakteristisch wa
ren, haben sich in gleicher Hektik nicht wiederholt. Die Schwankungsbreite der Ta
gesgeldsätze fand ihre obere Grenze bei 16 (gegenüber 40 im Vorjahr) und
normalisierte sich in Auswirkung der Diskontsenkungen zusehends. Damit verloren
viele Anleger das Interesse am Termingeld, bevorzugten wieder das vernachlässigte
Sparkonto oder erwarben Sparbriefe und festverzinsliche Papiere. Auch die wieder
liquider gewordenen Kreditinstitute trugen durch ihre Käufe dazu bei, den Renten
markt zu stabilisieren. Der Bruttoabsatz festverzinslicher Papiere inländischer
Emittenten belief sich auf 51,0 Mrd DM und stellt damit das bisher höchste Jahre
sergebnis dar.
Das erste Quartal 1975 Seit Beginn des Jahres 1975 hat die Bundesbank konsequent den Abbau ihrer
Restriktionsmaßnahmen fortgesetzt, wodurch sich das Zinsgefüge des Geld- und
Kapitalmarktes weiter nach unten entwickelte. Die Höchstsätze für Tagesgeld san
ken im Quartalsverlauf von 8,1 auf 7,5%. Die Nominalzinssätze neuer Renten
emissionen bildeten sich in rascher Folge von 9,5% im Dezember 1974 auf 8,5% im
März 1975 zurück. Doch weder die Kostenentlastung der Wirtschaft durch Kredit
verbilligung noch die Anreize des im Dezember beschlossenen Konjunkturförde
rungsprogrammes der Bundesregierung konnten die Rezession zum Stillstand
bringen. Während die Inlandsnachfrage wenigstens anfangs vereinzelte und be
scheidene Anzeichen von Belebung aufwies, kam es zu einem empfindlichen Rück
gang der Auslandsorders. Im März betrug die Veränderung gegenüber dem Ver
gleichsmonat des Vorjahres - 20 Ein Heer von über 1 Million Arbeitslosen bela
stete am Quartalsende immer noch den Arbeitsmarkt; der Rückgang im dritten Mo
nat war ein rein saisonal bedingter Vorgang. Offizielle Prognosen einer bevorste
henden Tendenzwende wurden inzwischen-vor allem hinsichtlich des Zeitpunktes
- durch weit vorsichtigere Formulierungen ersetzt. Hinsichtlich der Wachstums
chancen im Jahre 1975 bestand schon am Ende des ersten Quartals kaum noch An
laß zu Illusionen.
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