825 Mrd was einer Zunahme um 44 entspricht, während der Zuwachs des aus
getauschten Gütervolumens kaum 5 betrug und damit um zwei Drittel geringer
als im Vorjahr war.
Die großen Gewinner des Jahres 1974 waren die OPEC-Länder, deren Öllieferungen
zwar um 4 rückläufig waren, aber ein Mehr von 175 an Erlösen einbrachten.
Für die OECD-Länder haben sich demgegenüber trotz scharfen Anstieges der Ex
portpreise für Industriegüter die terms of trade verschlechtert.
Noch ungünstiger war der Welthandelsverlauf für die von der Öleinfuhr abhängigen
Entwicklungsländer, vor allem, nachdem vom Mai 1974 an die bisherige Rohstoff
hausse abklang. Sanken zunächst nur die Preise der industriellen Commodities, so
folgten alsbald die der landwirtschaftlichen Produkte, ausgenommen Nahrungs
und Futtermittel, und schließlich gegen Jahresende die Notierung für Rohzucker,
der mit einer Teuerungsrate von fast 500 Spitzenreiter der Hausse 1974 gewesen
war.
Die Crux der Der mit der Ölpreisexplosion eingeleitete Realtransfer von den importabhängigen
Petrodollars Verbraucherländern zu den Förderländern verursachte binnen Jahresfrist einer
seits einen enormen Anstieg von Zahlungsbilanzdefiziten vieler Nationalwirtschaf
ten, andererseits eine gigantische Kapitalakkumulation in der Hand weniger und
zumeist volkarmer Länder. Es stellte sich - und dies bis heute die alle anderen
Währungs- und Finanzprobleme überschattende Aufgabe des Recycling, der Wie
dereinschleusung sog. Petrodollars in den monetären Kreislauf zur Eliminierung
dieser ölpreisbedingten Zahlungsbilanzdefizite. Gelingt es nicht, dieses Problem
einer sinnvollen Lösung zuzuführen, besteht die große Gefahr, daß protektionisti
sche und sonstige restriktive Notstandsmaßnahmen der Betroffenen das System
des freien Welthandels aushöhlen, was Entwicklungen zur Folge haben könnte, die
in voller Konsequenz derzeit kaum abzuschätzen sein dürften.
In begrenztem Umfang ist es gelungen, das Recycling in Gang zu setzen. Große Be
träge flossen in Form allerdings kurzfristiger Anlagen zurück, in erster Linie nach
Großbritannien und den USA. Defizitländer erhielten institutionelle Hilfe über die
eingerichtete Ölfazilität des IWF und die Ölanleihe der Weltbank, vereinzelt auch bi
lateralen Beistand (wie Italien durch die Bundesrepublik) und Kredite über auslän
dische Finanzmärkte, insbesondere den Euromarkt. Zudem bewies der arabisch
persische Raum dank ehrgeiziger Investitionsvorhaben eine überraschend starke
Absorptionskraft an Waren und Dienstleistungen. So hat sich das Petrodollarpro
blem, das im zweiten Quartal 1974 seinen Höhepunkt erreichte, im weiteren Jahres
verlauf leicht entschärft. Das Jahresdefizit der OECD-Länder fiel dadurch mit
33 Mrd niedriger aus als ursprünglich erwartet worden war.
mobilisiert Aktionen Unabhängig davon, ob die OPEC-Staaten eine größere Bereitwilligkeit zur Gewäh-
übernationaler Solidarität rung von Direktkrediten an die hochverschuldeten Defizitländer zeigen, bleibt die
Gefährdung der freien Weltwirtschaft durch das infolge der Akkumulation von Pe
trodollars ausgelöste Ungleichgewicht der Zahlungsbilanzen weiterhin existent,
mag auch die Denomination möglicherweise bald antiquiert sein, da die Sonder
rolle des US-Dollars bei Festlegen der ölpreise durch sukzessiven Übergang der
Förderländerzu Sonderziehungsrechten an Bedeutung verliert. Das Kernproblem
besteht vor allem darin, daß ein Wandel zur Wiedergewinnung eines besseren
Gleichgewichtes weitgehende Substitution des Erdöls durch andere Energieträger
voraussetzt, was kurz- und selbst mittelfristig weder technisch noch finanziell er
reichbar ist. Die gegenwärtige Situation und ihre zukunftsbezogenen Perspektiven
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